Obstruktives Schlafapnoe Syndrom erkennen und verstehen

Obstruktives Schlafapnoe Syndrom erkennen und verstehen

10.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Das obstruktive Schlafapnoe Syndrom oder kurz OSAS ist eine Erkrankung, bei der die Atemwege während des Schlafs immer wieder teilweise oder ganz blockiert werden, sodass es zu Atemaussetzern und Sauerstoffmangel kommt.

Was passiert bei obstruktiver Schlafapnoe?

Im Schlaf entspannen sich die Muskeln im Körper, auch die im Rachenraum. Beim obstruktiven Schlafapnoe Syndrom erschlafft die Muskulatur so stark, dass die oberen Atemwege zeitweise zusammenfallen. Dadurch wird die Atmung blockiert, oft für mehrere Sekunden bis zu einer Minute. Der Körper bemerkt den Sauerstoffmangel und reagiert mit einer Weckreaktion: Die Betroffenen erwachen meist kurz, manchmal ohne es zu merken, und holen tief Luft. Dieser Vorgang kann sich dutzende bis sogar hunderte Male pro Nacht wiederholen.

Die Folge ist ein gestörter Schlaf, der nicht mehr erholsam ist. Viele Menschen merken gar nicht, dass sie nachts immer wieder aufwachen, fühlen sich aber am nächsten Tag müde, abgeschlagen und unkonzentriert.

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Typische Anzeichen und Beschwerden

Ein klassisches Merkmal ist sehr lautes und unregelmäßiges Schnarchen, oft mit längeren Atempausen. Häufig berichten Partnerinnen oder Partner, dass sie nachts beobachten, wie der Atem plötzlich aussetzt und dann mit einem Schnarchen oder Keuchen wieder einsetzt.

Tagsüber fühlen sich viele Betroffene ständig müde und können sich nur schwer konzentrieren. Es kommt zu Sekundenschlaf, besonders bei monotonen Tätigkeiten wie Autofahren. Manche klagen über morgendliche Kopfschmerzen, trockenen Mund oder Halsschmerzen nach dem Aufwachen. Auch Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und eine verminderte Leistungsfähigkeit im Alltag sind typisch.

Wer ist besonders betroffen?

Das obstruktive Schlafapnoe Syndrom tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf, besonders im mittleren und höheren Lebensalter. Übergewicht gilt als wichtiger Risikofaktor, da Fettgewebe im Halsbereich die Atemwege zusätzlich verengen kann. Auch ein großer Halsumfang, bestimmte Kieferformen oder vergrößerte Mandeln erhöhen das Risiko. Rauchen, Alkoholkonsum am Abend und die Einnahme bestimmter Beruhigungsmittel begünstigen das Entstehen von Atemaussetzern im Schlaf.

Ist das gefährlich?

Viele Menschen fragen sich, ob das obstruktive Schlafapnoe Syndrom wirklich schlimm ist. Die Antwort: Ja, unbehandelt kann die Erkrankung ernsthafte Folgen haben. Durch die ständigen Sauerstoffschwankungen und die nächtlichen Weckreaktionen wird das Herz Kreislauf System stark belastet. Es steigt das Risiko für Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Diabetes, Schlaganfall und sogar Herzinfarkt. Außerdem leidet die Lebensqualität erheblich, weil die dauerhafte Müdigkeit zu Konzentrationsproblemen und einer erhöhten Unfallgefahr führt.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Um ein obstruktives Schlafapnoe Syndrom sicher festzustellen, ist eine sogenannte Schlafuntersuchung notwendig. Zunächst werden oft Fragebögen eingesetzt, um die typischen Beschwerden zu erfassen. Eine erste Untersuchung kann zu Hause mit einem tragbaren Messgerät erfolgen. Dabei werden nachts Atmung, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung und Schnarchgeräusche aufgezeichnet.

Besteht der Verdacht auf eine Schlafapnoe, folgt meist eine ausführlichere Untersuchung im Schlaflabor. Dort werden während einer Nacht zahlreiche Körperfunktionen überwacht, um die Anzahl und Dauer der Atemaussetzer genau zu erfassen. Die Diagnose gilt als gesichert, wenn es pro Stunde mindestens fünf Atempausen gibt, die jeweils länger als zehn Sekunden dauern.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Bei leichter Ausprägung hilft oft schon eine Gewichtsabnahme, der Verzicht auf Alkohol am Abend und das Schlafen in Seitenlage. Auch das Vermeiden von Schlafmitteln kann die Beschwerden lindern.

Bei mittleren bis schweren Fällen kommt meist eine sogenannte CPAP Therapie zum Einsatz. Dabei trägt man nachts eine spezielle Maske, die mit leichtem Überdruck die Atemwege offen hält. Diese Methode ist sehr wirksam und verbessert die Schlafqualität in den meisten Fällen deutlich. Manchmal werden auch Unterkiefer Schienen eingesetzt, die den Rachenraum offen halten.

In seltenen Fällen, zum Beispiel bei anatomischen Besonderheiten, kann eine Operation sinnvoll sein. Ziel ist immer, die Atemwege dauerhaft frei zu halten und den gestörten Schlaf zu beheben.

Was kann man selbst tun?

Wer unter obstruktiver Schlafapnoe leidet, kann durch einfache Maßnahmen viel zur Besserung beitragen. Gewichtsreduktion ist oft der wichtigste Schritt, denn schon wenige Kilo weniger entlasten die Atemwege. Auch regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung wirken sich positiv aus.

Alkohol und Schlafmittel sollten möglichst gemieden werden, da sie die Muskelspannung zusätzlich herabsetzen. Das Schlafen auf der Seite statt auf dem Rücken kann die Zahl der Atemaussetzer verringern. Es hilft, auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus zu achten und das Schlafzimmer ruhig und dunkel zu halten.

Umgang mit Ängsten und Unsicherheiten

Viele Menschen erschrecken, wenn sie zum ersten Mal von der Diagnose erfahren. Die Vorstellung, nachts immer wieder keine Luft zu bekommen, sorgt für Verunsicherung. Wichtig zu wissen: Mit einer gezielten Behandlung lassen sich die Beschwerden fast immer deutlich bessern und die Risiken für Folgeerkrankungen senken. Die Anpassung an eine Atemmaske braucht manchmal etwas Geduld, die meisten Betroffenen berichten aber schon nach wenigen Nächten von mehr Energie und Lebensfreude.

Wer den Verdacht auf ein obstruktives Schlafapnoe Syndrom hat, sollte den Hausarzt oder eine Schlafmedizinische Fachpraxis ansprechen. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Aussichten auf einen erholsamen Schlaf und ein aktives Leben.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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