Schnelles Handeln bei Schlaganfall entscheidend

Schnelles Handeln bei Schlaganfall entscheidend

09.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Schlaganfall: Wenn jede Minute zählt

Ein Schlaganfall kann plötzlich das ganze Leben verändern. Innerhalb weniger Sekunden versagen Bewegungen, Sprache oder das Gedächtnis – ein medizinischer Notfall, bei dem schnelles Handeln über den weiteren Verlauf entscheidet. In diesem Artikel erfährst du verständlich und umfassend, was ein Schlaganfall ist, welche Symptome auftreten, welche Ursachen dahinterstecken und wie Diagnose, Behandlung und Reha ablaufen.

Was passiert bei einem Schlaganfall?

Ein Schlaganfall – medizinisch auch Apoplex oder Hirninfarkt – entsteht, wenn Teile des Gehirns plötzlich nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Ohne Sauerstoff beginnen Nervenzellen innerhalb kürzester Zeit abzusterben – ein Schaden, den der Körper nicht rückgängig machen kann.

Man unterscheidet zwei Hauptformen:

  • Ischämischer Schlaganfall: Hier verstopft ein Blutgerinnsel ein Hirngefäß. Das ist die häufigste Ursache.

  • Hämorrhagischer Schlaganfall: Hier platzt ein Gefäß im Gehirn und es kommt zu einer Blutung.

Beide Formen führen dazu, dass Hirnareale ihre Funktion verlieren – je nach betroffenem Bereich kann das z. B. Sprache, Bewegung oder das Sehvermögen betreffen.

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Symptome: So erkennst du einen Schlaganfall

Die Anzeichen treten oft ganz plötzlich auf. Viele Betroffene bemerken eine halbseitige Schwäche oder Lähmung – etwa einen herabhängenden Mundwinkel oder ein taubes Gefühl in Arm oder Bein. Auch Sprachprobleme, undeutliches Sprechen oder das plötzliche Unvermögen, Gesagtes zu verstehen, sind typische Warnzeichen. Hinzu kommen Sehstörungen, Schwindel oder ein unsicherer Gang. In manchen Fällen tritt ein sehr starker, ungewohnter Kopfschmerz auf, besonders bei einer Hirnblutung. Wichtig ist: Auch wenn die Beschwerden nur kurz anhalten oder scheinbar wieder verschwinden, sollte sofort ärztliche Hilfe geholt werden. Denn bereits kleinste Schäden im Gehirn können bleibend sein – und jede Minute zählt.

Ein einfacher Merksatz zur Erkennung: FAST

  • Face (Gesichtslähmung?)

  • Arm (Arm kann nicht gehoben werden?)

  • Speech (Sprache verwaschen?)

  • Time (Zeitverlust vermeiden – sofort den Notruf 112 wählen!)

Sofortmaßnahmen: Was tun im Notfall?

Wenn der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, sollte ohne Zögern der Notruf gewählt werden. Während der Wartezeit auf den Rettungsdienst gilt: die betroffene Person ruhig lagern, keinesfalls alleine lassen und – wenn möglich – den genauen Zeitpunkt des Symptombeginns notieren. Diese Information kann später über die Art der Behandlung entscheiden. Wer Medikamente einnimmt oder Vorerkrankungen hat, sollte diese Informationen ebenfalls bereithalten. Laien sollten keine Medikamente verabreichen oder versuchen, die Person aktiv zu bewegen. Der sicherste Ort ist in diesem Moment ein Notfallkrankenhaus mit spezialisierter Schlaganfallversorgung (Stroke Unit).

Diagnose und das entscheidende Zeitfenster

In der Klinik beginnt sofort eine ausführliche Diagnostik. Meist wird zunächst ein CT des Kopfes gemacht, um festzustellen, ob es sich um einen ischämischen oder hämorrhagischen Schlaganfall handelt. Auch eine MRT-Untersuchung kann zur genaueren Darstellung erfolgen. Zusätzlich werden Blutwerte geprüft und ein EKG durchgeführt, um mögliche Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern zu erkennen. Besonders wichtig ist das sogenannte Zeitfenster: Nur innerhalb von 4,5 Stunden nach Beginn der Symptome kann eine medikamentöse Auflösung des Gerinnsels (Thrombolyse) erfolgen – in bestimmten Fällen sogar noch später durch eine mechanische Entfernung (Thrombektomie). Deshalb ist schnelle Hilfe so entscheidend.

Ursachen und Risikofaktoren: Was kann man vorbeugend tun?

Häufige Ursachen für einen Schlaganfall sind Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Blutfettwerte, Rauchen und Bewegungsmangel. Auch Herzrhythmusstörungen – insbesondere Vorhofflimmern – können zu Blutgerinnseln führen, die dann ins Gehirn wandern. Wer bereits einen Herzinfarkt, eine Gefäßerkrankung oder einen früheren Schlaganfall hatte, trägt ein erhöhtes Risiko. Aber auch familiäre Veranlagung, chronische Entzündungen oder hormonelle Einflüsse (z. B. durch die Pille in Kombination mit Rauchen) spielen eine Rolle. Die gute Nachricht: Viele dieser Risikofaktoren lassen sich aktiv beeinflussen – durch eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung, Rauchstopp und gute Kontrolle von Blutdruck, Zucker und Cholesterin.

Behandlung in der Akutphase

Die Therapie richtet sich nach der Art des Schlaganfalls. Bei einem ischämischen Schlaganfall wird – sofern möglich – eine Thrombolyse durchgeführt, um das Gefäß wieder zu öffnen. Bei einer Hirnblutung stehen hingegen Überwachung, Senkung des Hirndrucks oder in bestimmten Fällen auch operative Maßnahmen im Vordergrund. In beiden Fällen wird der Patient meist auf einer speziellen Schlaganfallstation überwacht. Dort erfolgt die engmaschige Kontrolle von Kreislauf, Atmung, Schluckfunktion und neurologischem Zustand. Ziel ist es, Folgeschäden zu begrenzen und Komplikationen wie eine Lungenentzündung, Krampfanfälle oder Blutdruckkrisen zu verhindern.

Rehabilitation: Zurück in den Alltag

Nach der Akutversorgung beginnt so früh wie möglich die Reha. Physiotherapeutische Übungen helfen, Beweglichkeit und Koordination zurückzugewinnen. Sprachtherapie kann Sprachstörungen lindern, und Ergotherapie unterstützt bei Alltagsfunktionen. Auch psychologische Betreuung spielt eine wichtige Rolle – denn viele Menschen leiden nach einem Schlaganfall unter Ängsten oder Depressionen. Die Reha erfolgt entweder stationär in einer Spezialklinik oder ambulant. Ziel ist es, Selbstständigkeit zurückzugewinnen und die Lebensqualität zu verbessern – oft auch mithilfe von Hilfsmitteln oder einer Umgestaltung des häuslichen Umfelds.

Leben nach dem Schlaganfall

Ein Schlaganfall verändert vieles. Manche Betroffene können nach einiger Zeit fast vollständig genesen, andere leben mit dauerhaften Einschränkungen. Wichtig ist, realistische Ziele zu setzen und Geduld zu haben. Auch die Angehörigen spielen eine zentrale Rolle – sie brauchen ebenfalls Unterstützung und Informationen. Die medizinische Nachsorge bleibt dauerhaft wichtig: regelmäßige Kontrolluntersuchungen, Anpassung der Medikamente, Blutdruckkontrolle und – ganz zentral – die Vermeidung eines erneuten Schlaganfalls. Denn wer einen erlitten hat, hat ein deutlich erhöhtes Risiko für einen weiteren.

Was viele nicht wissen: Schlaganfall kann auch junge Menschen treffen

Obwohl das Risiko mit dem Alter steigt, sind auch jüngere Menschen nicht davor gefeit. In den letzten Jahren ist die Zahl der Schlaganfälle bei unter 50-Jährigen gestiegen – unter anderem durch Stress, Rauchen, Bewegungsmangel und hormonelle Verhütungsmittel. Deshalb gilt auch hier: frühzeitige Erkennung und gezielte Prävention sind entscheidend.

Wissenschaftliche Quellen

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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