Bluthochdruck: Ursachen und Folgen im Überblick

Bluthochdruck: Ursachen und Folgen im Überblick

17.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt, ist eine der häufigsten Volkskrankheiten. Dabei ist der Druck in den Arterien dauerhaft erhöht. Dieser Zustand stellt ein erhebliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar, da die anhaltende Belastung der Gefäße und des Herzens zu schwerwiegenden Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenschäden führen kann. In diesem ausführlichen Bericht erfährst du, was Hypertonie bedeutet, welche Ursachen und Risikofaktoren dabei eine Rolle spielen, wie sich die Erkrankung bemerkbar macht, welche diagnostischen Verfahren angewendet werden und welche Therapiemöglichkeiten sowie präventiven Maßnahmen zur Verfügung stehen.

Was ist Bluthochdruck (Hypertonie)?

Hypertonie beschreibt einen Zustand, bei dem der Blutdruck in den Arterien über einen längeren Zeitraum hinweg oberhalb der als normal angesehenen Werte liegt. Dabei werden zwei Werte gemessen: der systolische Blutdruck, der den Druck während der Kontraktion des Herzens angibt, und der diastolische Blutdruck, der den Druck in der Entspannungsphase zwischen den Herzschlägen beschreibt. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck belastet die Gefäßwände, was langfristig zu einer Schädigung der Organe führen kann. Besonders das Herz muss härter arbeiten, um den Blutfluss aufrechtzuerhalten, was das Risiko für Herzinsuffizienz und andere kardiovaskuläre Probleme erhöht.

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Ab wann spricht man von Bluthochdruck?

Von Bluthochdruck – in der Fachsprache Hypertonie – sprechen Ärztinnen und Ärzte dann, wenn die gemessenen Blutdruckwerte dauerhaft über einem bestimmten Grenzbereich liegen. Entscheidend ist dabei, dass die Werte nicht nur einmalig erhöht sind, sondern sich bei wiederholten Messungen bestätigen. In der Arztpraxis gilt ein Blutdruck ab 140/90 mmHg oder höher als Hinweis auf Hypertonie. Werden die Werte zu Hause mit einem Oberarm-Messgerät bestimmt, liegen die Grenzwerte etwas niedriger: Hier spricht man ab 135/85 mmHg von Bluthochdruck. Noch genauer ist die sogenannte 24-Stunden-Blutdruckmessung, bei der tagsüber Werte über 130/80 mmHg und nachts Werte über 120/70 mmHg als zu hoch gelten. Diese unterschiedlichen Grenzwerte haben den Hintergrund, dass Blutdruckmessungen je nach Situation schwanken können – zu Hause sind die Werte oft niedriger als in der Arztpraxis, und nachts sinkt der Blutdruck normalerweise ab. Werden diese Schwellenwerte regelmäßig überschritten, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen.

Ursachen und Risikofaktoren der Hypertonie

Die Entstehung von Hypertonie ist in der Regel multifaktoriell. Einerseits spielen genetische Faktoren eine wesentliche Rolle – eine familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken. Andererseits wirken sich auch ungesunde Lebensgewohnheiten erheblich auf die Blutdruckentwicklung aus. Eine salzreiche Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht zählen zu den häufigsten Ursachen, die den Blutdruck in die Höhe treiben. Zudem können chronischer Stress, übermäßiger Alkoholkonsum und das Rauchen die Gefäßwände schädigen und so den Blutdruck zusätzlich erhöhen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Hypertonie ebenfalls, da sich die Blutgefäße im Laufe der Zeit verhärten und weniger elastisch werden.

Hypertonie Symptome und Folgen

Bluthochdruck wird oft als „stiller Killer“ bezeichnet, da er häufig ohne eindeutige Symptome verläuft und erst dann auffällt, wenn bereits Organschäden entstanden sind. Manche Menschen berichten gelegentlich von Kopfschmerzen, Schwindel oder Nasenbluten – Symptome, die jedoch nicht zwingend auf Hypertonie hinweisen. Langfristig kann ein unkontrollierter Bluthochdruck zu einer Vielzahl von Komplikationen führen: Das Herz muss dauerhaft gegen den erhöhten Widerstand ankämpfen, was zu einer Verdickung der Herzmuskulatur führt, und die Blutgefäße können durch die anhaltende Belastung geschädigt werden. Diese Schäden erhöhen das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und auch für Nierenerkrankungen erheblich.

Diagnose und Untersuchungen

Da Hypertonie häufig über einen längeren Zeitraum symptomlos bleibt, ist eine regelmäßige Blutdruckmessung essenziell. In der Arztpraxis wird der Blutdruck routinemäßig gemessen, oft über mehrere Termine hinweg, um stabile Durchschnittswerte zu ermitteln. Neben der Blutdruckmessung können weiterführende Untersuchungen, wie Bluttests, zur Überprüfung der Nierenfunktion und des Cholesterinspiegels, sowie ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt werden. Diese diagnostischen Maßnahmen helfen dabei, etwaige Schäden am Herzen und an den Blutgefäßen frühzeitig zu erkennen und den Schweregrad der Hypertonie zu bestimmen.

Therapie und Behandlung

Die Behandlung von Hypertonie basiert in erster Linie auf einer Kombination aus Lebensstiländerungen und, wenn notwendig, medikamentöser Therapie. Eine gesunde Ernährung, die reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist und einen reduzierten Salzkonsum aufweist, kann den Blutdruck deutlich senken. Regelmäßige körperliche Aktivität, Gewichtsreduktion und der Verzicht auf Tabak sowie ein moderater Alkoholkonsum sind weitere zentrale Maßnahmen, um den Blutdruck zu kontrollieren. Bei höhergradiger Hypertonie greifen Ärzte oft auf verschiedene Klassen von Blutdrucksenkern zurück, wie ACE-Hemmer, Betablocker, Kalziumantagonisten oder Diuretika, um den Blutdruck effektiv zu senken und das Risiko kardiovaskulärer Komplikationen zu minimieren.

Zielwerte: Was empfehlen die neuen Leitlinien?

Die aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), der Europäischen Hochdruckgesellschaft (ESH) sowie die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) geben klare Empfehlungen, welche Blutdruckwerte erreicht werden sollten, um Herz, Gefäße und Organe bestmöglich zu schützen. Grundsätzlich gilt für alle Erwachsenen: Der Blutdruck sollte unter 140/90 mmHg gesenkt werden. Für jüngere Menschen und Patientinnen oder Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren – wie Diabetes oder Nierenerkrankungen – wird ein Ziel von unter 130/80 mmHg empfohlen, sofern dies gut vertragen wird. Bei älteren Menschen über 65 Jahren ist meist ein Zielwert von unter 140/80 mmHg ausreichend, während bei Hochbetagten über 80 Jahren individuell entschieden wird, wie streng die Blutdrucksenkung erfolgen soll. Wichtig ist dabei stets die Balance: Ein möglichst niedriger Blutdruck schützt zwar langfristig die Gefäße, darf aber keine Nebenwirkungen wie Schwindel oder Sturzgefahr verursachen. Deshalb sollten die Zielwerte immer gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt festgelegt und regelmäßig überprüft werden.

Behandlung: Lebensstiländerungen sind die Basis

Bevor Medikamente zum Einsatz kommen, bilden Lebensstiländerungen die wichtigste Grundlage, um Bluthochdruck zu senken. Studien zeigen, dass eine konsequente Anpassung des Alltags den Blutdruck oft deutlich verbessert und in frühen Stadien sogar ausreichend sein kann, um normale Werte zu erreichen. Eine gesunde Ernährung spielt dabei eine zentrale Rolle: Empfehlenswert ist eine salzarme, ausgewogene Kost mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und ungesättigten Fettsäuren. Wer seinen Blutdruck senken möchte, profitiert zudem von einer bewussten Flüssigkeitszufuhr und dem Verzicht auf stark verarbeitete Lebensmittel. Viele fragen sich: Kann man Bluthochdruck senken ohne Medikamente? – Die Antwort lautet: Ja, in vielen Fällen lässt sich der Blutdruck durch Ernährung und Bewegung erheblich verbessern.

Besonders effektiv ist regelmäßige Bewegung bei Bluthochdruck. Die ESC-Leitlinie empfiehlt mindestens 150 Minuten Ausdauertraining pro Woche (z. B. zügiges Gehen, Radfahren oder Schwimmen) oder alternativ 75 Minuten intensivere Belastung. Ergänzend dazu sollten 2–3 Einheiten Krafttraining pro Woche durchgeführt werden, etwa mit einfachen Übungen wie Planks, Sit-ups oder leichten Gewichten. Auch kleine Veränderungen im Alltag – wie Treppensteigen statt Aufzugfahren – tragen zur Senkung des Blutdrucks bei.

Neben Ernährung und Bewegung ist auch der Stressabbau ein zentraler Faktor. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, den Blutdruck langfristig zu stabilisieren. Ebenso wichtig ist der konsequente Rauchstopp, da Rauchen die Gefäße direkt schädigt und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zusätzlich erhöht.

Wer seinen Lebensstil aktiv anpasst, hat somit die besten Chancen, den Blutdruck natürlich zu senken und das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich zu verringern – oft sogar ohne sofort Medikamente einnehmen zu müssen.

Hypertensive Krise - Erste Hilfe

Eine hypertensive Krise ist ein akuter Notfall, bei dem der Blutdruck plötzlich extrem hohe Werte erreicht und das Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt steigt. Typische Warnzeichen können starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Brustschmerzen oder Atemnot sein. In einer solchen Situation ist es entscheidend, sofort den Notruf zu wählen. Bis medizinische Hilfe eintrifft, sollte die betroffene Person ruhig sitzen oder liegen, um zusätzliche Belastungen zu vermeiden, und versuchen, sich zu entspannen. Es ist wichtig, den Notfall nicht zu unterschätzen und alle bekannten Informationen, wie zuletzt gemessene Blutdruckwerte und eingenommene Medikamente, den Rettungskräften mitzuteilen.

Leben mit Bluthochdruck (Chronische Hypertonie)

Ein Leben mit Hypertonie erfordert eine bewusste und kontinuierliche Gesundheitsvorsorge. Regelmäßige Blutdruckkontrollen und ein enger Austausch mit dem behandelnden Arzt sind entscheidend, um den Blutdruck stabil zu halten und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Viele Betroffene profitieren von individuellen Beratungen, in denen neben der Ernährungsumstellung auch Stressmanagement und Bewegungstherapien thematisiert werden. Durch gezielte Maßnahmen und eine konsequente Lebensstiländerung lässt sich oft eine deutliche Verbesserung des Blutdrucks erzielen, sodass das Risiko schwerwiegender Folgeerkrankungen erheblich reduziert werden kann. Der Aufbau eines unterstützenden Umfelds – beispielsweise durch den Austausch in Selbsthilfegruppen – kann zusätzlich dabei helfen, die Herausforderungen eines chronischen Krankheitsbildes besser zu bewältigen.

Hypertonie ist eine weit verbreitete Erkrankung, die, obwohl sie häufig symptomlos verläuft, ernsthafte gesundheitliche Risiken birgt. Mit einer Kombination aus gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung, Stressreduktion und gegebenenfalls medikamentöser Behandlung lässt sich der Blutdruck jedoch oft gut kontrollieren. Eine frühzeitige Diagnose und kontinuierliche Überwachung sind dabei von zentraler Bedeutung, um langfristige Schäden zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten. Informiere dich regelmäßig über deinen Gesundheitszustand, arbeite eng mit deinem Arzt zusammen und ergreife proaktiv Maßnahmen, um deinem Körper etwas Gutes zu tun – so kannst du auch mit Hypertonie ein aktives und erfülltes Leben führen.

Wissenschaftliche Quellen

  • Mancia G, De Backer G, Dominiczak A, Cifkova R, Fagard R, Germano G, et al. 2023 ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. Journal of Hypertension. 2024;42(1):194. DOI: https://doi.org/10.1097/HJH.0000000000003621

  • Meher M, Debnath N, Kadu NR, Ahmed B, et al. Risk Factors Associated With Hypertension in Young Adults. Journal of Multidisciplinary Healthcare. 2023. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37187665/

  • Andriolo V, Silva S, Chaves T, et al. Traditional risk factors for essential hypertension: analysis in the EPIC-Potsdam cohort. Scientific Reports. 2019. DOI: https://doi.org/10.1038/s41598-019-38783-5

  • Zhang Y, Wang Y, Wu J, et al. Distribution of risk factors of hypertension patients in different age groups: a community-based study in Tianjin, China. BMC Public Health. 2021;21:10250. DOI: https://doi.org/10.1186/s12889-021-10250-9

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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