Bosniak – Nierenzysten richtig einordnen

Bosniak – Nierenzysten richtig einordnen

26.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Bosniak ist eine Bezeichnung für ein Klassifikationssystem, das zur Einteilung von Zysten in der Niere verwendet wird. Mit diesem System beurteilen Ärztinnen und Ärzte, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Nierenzyste harmlos oder möglicherweise bösartig ist.

Was steckt hinter der Bosniak-Klassifikation?

Der Begriff stammt vom amerikanischen Radiologen Morton Bosniak, der diese Einteilung entwickelt hat. Ziel ist es, anhand von Bildern aus einer Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT)Nierenzysten besser einzuschätzen. Zysten sind flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die sich im Nierengewebe bilden können. Die Bosniak-Klassifikation hilft dabei, herauszufinden, wie hoch das Risiko ist, dass sich hinter einer Zyste eine ernste Erkrankung wie Nierenkrebs verbirgt.

Das System unterteilt Nierenzysten in verschiedene Kategorien, meist von Bosniak I bis Bosniak IV. Je höher die Zahl, desto größer ist das Risiko, dass die Zyste nicht ganz harmlos ist. Eine Übersicht zu den einzelnen Stufen gibt es zum Beispiel hier: Bosniak I.

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Was bedeutet das für die eigene Gesundheit?

Eine Nierenzyste an sich ist zunächst einmal nichts Ungewöhnliches. Viele Menschen haben im Laufe ihres Lebens eine oder mehrere Zysten in den Nieren, meist ohne es überhaupt zu bemerken. Die Bosniak-Klassifikation ist ein Werkzeug, um diese Zysten genauer zu beurteilen. Sie gibt Hinweise, ob es sich wahrscheinlich um eine harmlose Veränderung handelt oder ob weitere Untersuchungen nötig sind.

Bosniak I beschreibt eine einfache, völlig harmlose Zyste. Sie ist mit Flüssigkeit gefüllt, hat dünne Wände und keine Auffälligkeiten. Solche Zysten müssen in aller Regel nicht weiter beobachtet oder behandelt werden. Mehr Informationen dazu finden sich im Artikel zu Bosniak I.

Bosniak II steht für Zysten mit minimalen Veränderungen, etwa kleinen Verkalkungen. Auch hier besteht meist kein Grund zur Sorge. Bei Bosniak IIF (das "F" steht für "Follow-up", also Nachkontrolle) wird empfohlen, die Zyste regelmäßig zu beobachten, weil sie leicht auffälliger ist, aber immer noch meist gutartig bleibt.

Bosniak III und Bosniak IV bedeuten, dass die Zyste untypische Merkmale aufweist, wie dickere Wände, Gewebeanteile oder eine unregelmäßige Struktur. Hier besteht ein höheres Risiko, dass sich dahinter eine bösartige Veränderung verbirgt. In solchen Fällen werden weitere Untersuchungen oder manchmal eine Operation empfohlen.

Häufige Fragen und Unsicherheiten

Der Begriff Bosniak kann auf den ersten Blick sehr technisch wirken. Viele fragen sich: Ist eine Bosniak-Zyste gefährlich? Muss man sich Sorgen machen? Was passiert, wenn im Befund eine höhere Bosniak-Kategorie steht?

Nicht jede Nierenzyste ist ein Grund zur Beunruhigung. Die meisten Zysten, die nach Bosniak I oder II eingestuft werden, sind harmlos und machen keine Beschwerden. Erst ab Bosniak III oder IV wird genauer hingeschaut, weil hier die Wahrscheinlichkeit für eine ernste Erkrankung steigt. Auch dann heißt das nicht automatisch, dass Krebs vorliegt, sondern nur, dass eine genauere Abklärung sinnvoll ist.

Wer mehr über die Entstehung, Symptome und den Verlauf von Nierenzysten allgemein wissen möchte, findet weitere Informationen im Artikel zur Nierenzyste.

Wie geht es weiter, wenn eine Bosniak-Zyste festgestellt wird?

Ob eine Behandlung notwendig ist, hängt ganz von der Bosniak-Kategorie ab. Bei Bosniak I und II genügt es meistens, gar nichts weiter zu tun. Manchmal empfiehlt der Arzt, die Zyste in einem bestimmten Abstand noch einmal zu kontrollieren, vor allem bei Bosniak IIF.

Ab Bosniak III oder IV wird das Risiko für eine bösartige Veränderung ernst genommen. In solchen Fällen kann eine Operation notwendig werden, um die Zyste zu entfernen und genauer zu untersuchen. Die Entscheidung dazu trifft man immer nach sorgfältiger Abwägung und Beratung.

Wichtig ist: Die Bosniak-Klassifikation ist eine Orientierungshilfe. Sie allein entscheidet nicht über die Behandlung, sondern wird immer zusammen mit anderen Befunden und der persönlichen Situation betrachtet.

Wann sollte man ärztlichen Rat suchen?

Bei den meisten Nierenzysten bleibt es bei einer harmlosen Veränderung, die keine Beschwerden macht. Wer aber Schmerzen, Blut im Urin oder andere auffällige Symptome bemerkt, sollte das ärztlich abklären lassen. Auch bei Unsicherheit oder Fragen rund um den eigenen Befund hilft ein Gespräch mit der behandelnden Fachperson weiter.

Die Bosniak-Klassifikation macht es leichter, Nierenzysten einzuschätzen und im Blick zu behalten. Sie hilft dabei, unnötige Sorgen zu vermeiden – und im Zweifel rechtzeitig zu handeln, wenn es wirklich nötig ist.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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