Aortenvitium: Wenn die Klappe nicht richtig arbeitet

Aortenvitium: Wenn die Klappe nicht richtig arbeitet

10.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Aortenvitium bezeichnet eine angeborene oder erworbene Veränderung an der Aortenklappe des Herzens, die zu einer Funktionsstörung führt. Die Aortenklappe ist eine von vier Herzklappen und liegt am Ausgang der linken Herzkammer, wo sie das Blut in die Hauptschlagader, die sogenannte Aorta, weiterleitet. Ein Aortenvitium bedeutet, dass diese Klappe entweder nicht richtig schließt oder sich nicht weit genug öffnet, sodass der Blutfluss gestört ist.

Was steckt hinter dem Begriff?

Im medizinischen Alltag taucht der Ausdruck oft im Zusammenhang mit Befunden oder Herzultraschallberichten auf. Gemeint ist damit immer eine Abweichung von der normalen Funktion der Aortenklappe. Je nach Art der Veränderung unterscheiden Ärztinnen und Ärzte zwischen einer sogenannten Aortenklappenstenose und einer Aortenklappeninsuffizienz. Bei der Stenose ist die Klappe verengt, das Blut kann also nicht mehr ungehindert in die Aorta fließen. Bei der Insuffizienz schließt die Klappe nicht mehr dicht, sodass Blut aus der Aorta zurück ins Herz fließt.

Solche Veränderungen können angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln, etwa durch Verkalkungen, Entzündungen oder altersbedingte Veränderungen. Auch nach einer bakteriellen Infektion, wie einer Endokarditis, kann es zu einem Aortenvitium kommen.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Wie macht sich ein Aortenvitium bemerkbar?

Viele Menschen bemerken zunächst keine Beschwerden, weil das Herz die Funktionsstörung oft lange ausgleichen kann. Mit der Zeit können jedoch Symptome auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Kurzatmigkeit bei Belastung, schnelle Erschöpfung, Schwindel oder sogar Ohnmachtsanfälle. Manche berichten über ein Engegefühl in der Brust oder Herzklopfen. Wird die Klappe immer undichter oder enger, kann das Herz überlastet werden und es kommt zu einer Herzschwäche.

Besonders bei älteren Menschen ist eine Verkalkung der Aortenklappe eine häufige Ursache. Jüngere Menschen sind meist durch angeborene Veränderungen wie eine bikuspide Aortenklappe betroffen, bei der die Klappe nur zwei statt drei Segel hat.

Ist ein Aortenvitium gefährlich?

Ob und wie gefährlich ein Aortenvitium ist, hängt davon ab, wie stark die Klappe betroffen ist und ob bereits Beschwerden bestehen. Leichte Formen bleiben manchmal über Jahre unbemerkt und müssen nur regelmäßig kontrolliert werden. Bei schwereren Verläufen kann es zu einer deutlichen Einschränkung der Leistungsfähigkeit kommen. Unbehandelt besteht das Risiko einer Herzschwäche oder sogar lebensbedrohlicher Komplikationen wie plötzlicher Bewusstlosigkeit oder Herzrhythmusstörungen. Deshalb ist es wichtig, Veränderungen an der Klappe ernst zu nehmen und ärztlich überwachen zu lassen.

Wie wird ein Aortenvitium festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meist durch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die sogenannte Echokardiografie. Dabei kann die Ärztin oder der Arzt genau sehen, wie die Klappe arbeitet, ob sie undicht ist oder sich nicht weit genug öffnet. In manchen Fällen werden zusätzliche Untersuchungen wie ein EKG, eine Röntgenaufnahme oder eine Herzkatheteruntersuchung nötig, um die genaue Ausprägung und mögliche Folgen für das Herz zu bestimmen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich immer nach der Art und dem Schweregrad der Klappenveränderung. Leichte Formen werden zunächst regelmäßig kontrolliert, ohne dass eine Behandlung nötig ist. Wenn Beschwerden auftreten oder die Klappe stark betroffen ist, kann eine Operation erforderlich werden. Dabei wird entweder die Klappe repariert oder durch eine künstliche oder biologische Klappe ersetzt. In manchen Fällen ist auch ein minimalinvasiver Eingriff möglich, bei dem eine neue Klappe über einen Katheter eingesetzt wird. Medikamente können helfen, die Beschwerden zu lindern und das Herz zu entlasten, ersetzen aber keine Operation, wenn die Klappe stark geschädigt ist.

Was lässt sich selbst tun?

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind entscheidend, um Veränderungen an der Klappe rechtzeitig zu erkennen. Bei bekannten Herzerkrankungen sollte auf eine gesunde Lebensweise geachtet werden: ausreichend Bewegung, ausgewogene Ernährung, Verzicht auf Nikotin und möglichst wenig Alkohol. Auch die Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes ist wichtig. Bei Infektionen im Mundraum empfiehlt es sich, besonders auf Zahnhygiene zu achten, da Bakterien über das Blut zur Herzklappe gelangen und dort Schäden verursachen können.

Ängste und Unsicherheiten im Alltag

Viele stellen sich die Frage, ob ein Aortenvitium das tägliche Leben stark einschränkt oder wie schnell eine Verschlechterung eintritt. Die gute Nachricht: In vielen Fällen verläuft die Erkrankung langsam und lässt sich durch regelmäßige Kontrollen gut im Blick behalten. Wer Symptome wie Luftnot, Brustschmerzen oder Schwindel bemerkt, sollte diese aber immer ärztlich abklären lassen. Auch nach einer Operation ist meist eine Rückkehr zu einem normalen Alltag möglich, oft sogar mit besserer Belastbarkeit als zuvor.

Weitere Informationen rund um Herzklappenfehler und ihre Ursachen finden sich auch im Artikel Vitium cordis. Ein Aortenvitium ist letztlich eine spezielle Form des Herzklappenfehlers, der gezielt behandelt und überwacht werden kann.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Simply Onno

Datenschutz

Impressum

AGB