Bikuspide Aortenklappe im Überblick

Bikuspide Aortenklappe im Überblick

PD Dr. med. Witold Polanski

Die bikuspide Aortenklappe ist eine angeborene Besonderheit des Herzens, bei der die Aortenklappe nicht wie üblich aus drei, sondern nur aus zwei Taschen besteht. Normalerweise sorgt diese Klappe dafür, dass das Blut aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader (Aorta) fließen kann und nicht zurückströmt. Bei einer bikuspiden Aortenklappe sind die Klappentaschen zusammengewachsen oder von Geburt an nur zu zweit angelegt.

Wie sieht eine normale Aortenklappe aus?

Im Herzen gibt es vier Klappen, die wie Ventile funktionieren. Die Aortenklappe liegt zwischen der linken Herzkammer und der Aorta. Sie öffnet sich, wenn das Herz Blut in den Körper pumpt, und schließt sich danach wieder, damit kein Blut zurückfließt. In der Regel besteht die Aortenklappe aus drei dünnen, halbmondförmigen Taschen. Diese Bauweise nennt man „trikuspid“, was so viel wie „dreizipfelig“ bedeutet.

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Was passiert bei einer bikuspiden Aortenklappe?

Bei einer bikuspiden Aortenklappe sind nur zwei Taschen vorhanden. Diese Variante ist keine Krankheit im klassischen Sinne, sondern eine angeborene Abweichung von der üblichen Anatomie. Sie entsteht schon in der frühen Entwicklung im Mutterleib und bleibt das ganze Leben bestehen. Viele Menschen merken davon lange Zeit nichts, weil das Herz trotzdem zuverlässig arbeitet und der Blutfluss nicht gestört ist.

Ist eine bikuspide Aortenklappe gefährlich?

Die meisten Menschen mit bikuspider Aortenklappe leben viele Jahre, ohne Beschwerden zu haben. Allerdings kann diese Klappenform das Risiko für bestimmte Herzerkrankungen erhöhen. Im Laufe der Zeit können sich die beiden Taschen schneller abnutzen als bei einer normalen Klappe. Es besteht dann die Möglichkeit, dass die Klappe undicht wird (Aortenklappeninsuffizienz) oder sich verengt (Aortenklappenstenose). Auch eine Erweiterung der Aorta, also der Hauptschlagader, ist häufiger zu beobachten.

Viele Betroffene erfahren erst durch Zufall im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung, dass sie eine bikuspide Aortenklappe haben. Die Diagnose kann zunächst verunsichern, vor allem wenn der Begriff zum ersten Mal im Arztbrief steht. Es ist dabei wichtig zu wissen: Nicht jede bikuspide Klappe führt automatisch zu Problemen. Oft bleibt sie ein Leben lang unauffällig.

Welche Beschwerden können auftreten?

So lange die Klappe gut funktioniert, treten meist keine Symptome auf. Erst wenn sich die Klappe im Laufe der Jahre verändert, können Beschwerden entstehen. Typisch wären dann zum Beispiel Atemnot bei Belastung, Müdigkeit, Schwindel oder ein Engegefühl in der Brust. Diese Anzeichen entstehen, wenn das Herz mehr arbeiten muss, um das Blut durch die veränderte Klappe zu pumpen. In solchen Fällen sollte eine genaue ärztliche Kontrolle erfolgen.

Wie wird eine bikuspide Aortenklappe festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meistens durch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, die sogenannte Echokardiographie. Dabei kann die Ärztin oder der Arzt die Form und Funktion der Klappe genau beurteilen. Manchmal wird die Besonderheit auch erst erkannt, wenn sich erste Veränderungen an der Klappe zeigen oder die Hauptschlagader auffällig ist. Weitere Kontrollen helfen dabei, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Wer eine bikuspide Aortenklappe hat, sollte regelmäßig ärztlich überwacht werden. Das Ziel ist, Veränderungen an der Klappe oder der Aorta frühzeitig zu bemerken. In vielen Fällen reicht es aus, einmal pro Jahr zur Kontrolle zu gehen. Sport und Bewegung sind in der Regel weiterhin möglich, sofern keine Einschränkungen bestehen. Bei manchen Sportarten mit sehr hoher Belastung kann eine individuelle Beratung sinnvoll sein.

Behandlungsmöglichkeiten bei Problemen

Solange die bikuspide Aortenklappe keine Beschwerden verursacht und die Funktion erhalten bleibt, ist keine Behandlung notwendig. Erst wenn sich eine Verengung oder Undichtigkeit entwickelt, kommen verschiedene Therapieoptionen infrage. Diese reichen von Medikamenten, die das Herz entlasten, bis hin zu einem möglichen Klappenersatz durch eine Operation. Auch eine Erweiterung der Aorta kann manchmal einen Eingriff erforderlich machen. Die genaue Behandlung richtet sich immer nach dem individuellen Befund und dem Ausmaß der Veränderungen.

Worauf sollte besonders geachtet werden?

Eine bikuspide Aortenklappe kann das Risiko für eine sogenannte Endokarditis erhöhen, also eine Entzündung der Herzinnenhaut. Deshalb ist es bei bestimmten Eingriffen, zum Beispiel beim Zahnarzt, wichtig, auf einen besonderen Schutz durch Antibiotika zu achten. Die behandelnde Ärztin oder der Arzt kann hierzu individuell beraten.

Insgesamt gilt: Eine bikuspide Aortenklappe ist zunächst eine angeborene Besonderheit, die häufig keine Beschwerden verursacht. Mit regelmäßigen Kontrollen und einer guten ärztlichen Begleitung lassen sich mögliche Risiken früh erkennen und behandeln.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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