Was macht ein Neurochirurg? Ein Neurochirurg ist ein Facharzt, der sich auf die operative Behandlung von Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen des Nervensystems spezialisiert hat – also vor allem von Gehirn, Rückenmark und den dazugehörigen Nerven.
Die Aufgaben eines Neurochirurgen
Das Arbeitsfeld der Neurochirurgie ist breit gefächert. Im Mittelpunkt stehen Erkrankungen und Verletzungen, die das zentrale und periphere Nervensystem betreffen. Dazu zählen das Gehirn, das Rückenmark, die Wirbelsäule und die Nervenbahnen, die in verschiedene Körperregionen ziehen. Ein Neurochirurg ist darauf spezialisiert, in diesen sensiblen Bereichen gezielt zu operieren und so Beschwerden zu lindern, Schäden zu beheben oder das Fortschreiten einer Erkrankung zu stoppen.
Typische Situationen, in denen ein Neurochirurg tätig wird, sind zum Beispiel Hirntumore, Blutungen im Gehirn, Bandscheibenvorfälle, Verengungen im Wirbelkanal, Verletzungen nach Unfällen oder angeborene Fehlbildungen wie Spina bifida. Auch bei bestimmten Formen von Epilepsie oder chronischen Schmerzen kann ein neurochirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen werden.
Wie läuft die Behandlung ab?
Der Weg zum Neurochirurgen beginnt meist mit einer Überweisung durch einen Hausarzt oder Neurologen, wenn eine Erkrankung vorliegt, die eine Operation notwendig machen könnte. Zunächst erfolgt eine gründliche Untersuchung, oft ergänzt durch bildgebende Verfahren wie MRT oder CT, um die genaue Ursache und Lage des Problems zu bestimmen.
Nicht jede Diagnose führt sofort zum Skalpell. Ein Neurochirurg prüft immer, ob eine Operation wirklich notwendig ist oder ob andere Behandlungsmöglichkeiten – wie Medikamente oder Physiotherapie – infrage kommen. Erst wenn andere Therapien ausgeschöpft sind oder die Erkrankung akut ist, wird eine Operation geplant.
Die Eingriffe selbst reichen von minimal-invasiven Techniken mit winzigen Schnitten und Spezialinstrumenten bis zu offenen Operationen am Gehirn oder Rückenmark. Beispiele sind die Entfernung eines Tumors, das Einsetzen eines sogenannten Shunts bei erhöhtem Hirndruck oder die Stabilisierung der Wirbelsäule nach einem Bruch. Mehr zu bestimmten Eingriffen wie der osteoplastischen Kraniotomie oder der Ventrikulostomie findest du auf den verlinkten Seiten.
Wann ist eine Operation durch den Neurochirurgen nötig?
Ob eine neurochirurgische Operation notwendig ist, hängt von der jeweiligen Erkrankung ab. Bei manchen Hirntumoren, etwa einem Glioblastom, ist eine Operation oft der wichtigste Schritt, um das Tumorgewebe zu entfernen oder zumindest zu verkleinern. Auch bei akuten Blutungen im Gehirn, die den Druck im Schädel erhöhen, muss manchmal schnell eingegriffen werden, um bleibende Schäden zu verhindern.
Im Bereich der Wirbelsäule sind Bandscheibenvorfälle oder Verengungen des Wirbelkanals häufige Gründe für einen neurochirurgischen Eingriff, besonders wenn Lähmungen, starke Schmerzen oder Gefühlsstörungen auftreten. Ziel ist es dann, die betroffenen Nerven zu entlasten und so die Beschwerden zu lindern.
Welche Rolle spielt der Neurochirurg im Team?
Neurochirurgen arbeiten eng mit anderen medizinischen Fachrichtungen zusammen. Besonders häufig besteht eine Zusammenarbeit mit Neurologen, Radiologen, Orthopäden und Anästhesisten. Auch die Nachsorge ist ein wichtiger Bestandteil: Nach einer Operation begleitet der Neurochirurg die Heilung, kontrolliert das Ergebnis und arbeitet mit Reha-Fachkräften zusammen, um die bestmögliche Genesung zu erreichen.
Gerade weil Operationen am Gehirn oder Rückenmark mit besonderen Risiken verbunden sind, ist die Erfahrung und Spezialisierung des Neurochirurgen entscheidend. Viele Kliniken haben sich auf bestimmte Bereiche wie Kinderneurochirurgie, Wirbelsäulenchirurgie oder Tumorbehandlungen spezialisiert.
Was ist der Unterschied zur Neurologie oder anderen Chirurgie-Fächern?
Oft taucht die Frage auf, worin sich ein Neurochirurg von einem Neurologen unterscheidet. Während der Neurologe vor allem Diagnostik und medikamentöse Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems übernimmt, ist der Neurochirurg für operative Verfahren zuständig. Beide Fachrichtungen arbeiten jedoch eng zusammen, um für jede Situation die passende Therapie zu finden.
Auch innerhalb der Chirurgie gibt es viele Spezialisierungen. Die Neurochirurgie konzentriert sich ausschließlich auf Eingriffe am Nervensystem, während andere chirurgische Fächer – wie die Orthopädie oder die Allgemeinchirurgie – andere Schwerpunkte haben.
Wann sollte ein Neurochirurg aufgesucht werden?
Ein Termin beim Neurochirurgen ist dann sinnvoll, wenn Beschwerden oder Diagnosen vorliegen, die das Gehirn, das Rückenmark oder die Nerven betreffen und bei denen eine Operation in Betracht gezogen wird. Das können zum Beispiel anhaltende, starke Rückenschmerzen mit Ausfallerscheinungen, plötzliche Lähmungen, Gefühlsstörungen oder der Verdacht auf einen Tumor sein. Auch nach Unfällen, bei denen das Nervensystem verletzt wurde, kann eine neurochirurgische Einschätzung notwendig sein.
Nicht immer ist eine Operation die beste Lösung. Oft reicht eine Beratung, um die Möglichkeiten abzuwägen und gemeinsam mit anderen Fachärzten einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen. In vielen Fällen kann durch das rechtzeitige Erkennen und die gezielte Behandlung schwerwiegenden Folgen vorgebeugt werden.
Fazit: Spezialist für das Nervensystem
Ein Neurochirurg ist der Facharzt für operative Eingriffe am Nervensystem und übernimmt eine zentrale Rolle bei der Behandlung vieler schwerwiegender Erkrankungen von Gehirn, Rückenmark und Nerven. Durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen und die Spezialisierung auf moderne Operationstechniken trägt die Neurochirurgie entscheidend dazu bei, Beschwerden zu lindern, Lebensqualität zu erhalten und in vielen Fällen Leben zu retten.