Chirurgie – Operative Medizin im Überblick

Chirurgie – Operative Medizin im Überblick

22.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Chirurgie bezeichnet den medizinischen Fachbereich, der sich mit der operativen Behandlung von Krankheiten, Verletzungen oder Fehlbildungen beschäftigt. Dabei werden gezielt Eingriffe am Körper vorgenommen, um Gewebe zu entfernen, zu reparieren oder zu ersetzen.

Was steckt hinter dem Begriff?

Im Alltag taucht das Wort Chirurgie oft auf, wenn es um Operationen geht. Es handelt sich dabei aber nicht nur um einzelne Eingriffe, sondern um ein ganzes medizinisches Fachgebiet. Die Chirurgie umfasst sämtliche Maßnahmen, bei denen Ärztinnen und Ärzte mit speziellen Instrumenten in den Körper eingreifen, um eine Erkrankung zu behandeln oder eine Verletzung zu versorgen. Das kann eine kleine Wundnaht sein, aber auch eine große Organentfernung oder das Einsetzen von künstlichen Gelenken.

Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet so viel wie „Handarbeit“ oder „Handwerk“. Tatsächlich steht bei chirurgischen Eingriffen immer die praktische, manuelle Tätigkeit im Mittelpunkt. Moderne Chirurgie ist allerdings weit mehr als bloßes Operieren – sie vereint medizinisches Wissen, Technik und Erfahrung.

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Welche Bereiche gibt es?

Die Chirurgie ist ein sehr weites Feld. Es gibt zahlreiche Unterdisziplinen, die sich auf bestimmte Körperregionen oder Erkrankungen spezialisieren. So kümmert sich die Allgemeinchirurgie zum Beispiel um Eingriffe im Bauchraum, etwa Blinddarmoperationen (siehe Appendektomie) oder Gallenblasenentfernungen (Cholecystektomie). Die Unfallchirurgie ist zuständig für Knochenbrüche, Verletzungen nach Unfällen und deren Versorgung, zum Beispiel durch das Zusammensetzen von Knochen (Osteosynthese). Daneben gibt es noch die Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Kinderchirurgie, plastische Chirurgie und viele weitere Spezialgebiete.

Auch minimalinvasive Verfahren, bei denen nur kleinste Schnitte gesetzt werden und eine Kamera zum Einsatz kommt, gehören heute zur modernen Chirurgie. Ein Beispiel dafür ist die Bauchspiegelung, auch Laparoskopie genannt. Wird der Bauchraum über einen größeren Schnitt eröffnet, spricht man von einer Laparotomie.

Wann ist ein chirurgischer Eingriff nötig?

Nicht jede Erkrankung oder Verletzung muss sofort operiert werden. Häufig prüfen Ärztinnen und Ärzte zunächst, ob eine Behandlung ohne Operation möglich ist. Erst wenn konservative Maßnahmen, also Medikamente oder Physiotherapie, nicht ausreichen oder wenn eine akute Gefahr besteht, wird eine Operation empfohlen. Typische Gründe für chirurgische Eingriffe sind zum Beispiel akute Entzündungen (wie bei einer Blinddarmentzündung), Tumorerkrankungen, Verletzungen nach Unfällen oder Fehlbildungen, die das Leben oder die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Manche Operationen sind geplant und erfolgen nach ausführlicher Vorbereitung – etwa das Entfernen eines Tumors oder das Einsetzen eines künstlichen Gelenks. Andere Eingriffe müssen ganz plötzlich durchgeführt werden, zum Beispiel bei inneren Blutungen oder schweren Verletzungen nach einem Unfall.

Wie läuft eine Operation ab?

Vor einem chirurgischen Eingriff finden immer gründliche Untersuchungen statt. Dazu gehören Bluttests, Bildgebung wie Ultraschall oder Röntgen und oft auch Gespräche mit Anästhesie-Teams, die für die Narkose zuständig sind. Am Operationstag selbst wird die betroffene Körperstelle vorbereitet und steril abgedeckt. Je nach Art des Eingriffs erfolgt die Operation in Vollnarkose, Teilnarkose oder manchmal auch nur mit örtlicher Betäubung.

Nach der Operation beginnt die sogenannte Nachsorge. Hier wird überwacht, wie der Körper auf den Eingriff reagiert, ob Komplikationen auftreten und wie die Heilung verläuft. In manchen Fällen ist ein Aufenthalt auf der Intensivstation nötig, meist genügt aber eine normale Krankenhausüberwachung. Die Dauer des Aufenthalts hängt von der Art und dem Umfang der Operation ab.

Beispiele für chirurgische Eingriffe

Die Bandbreite chirurgischer Verfahren ist enorm. Zu den häufigsten zählen das Entfernen des Blinddarms (Appendektomie), die Gallenblasenentfernung (Cholecystektomie), die Entfernung eines Teils des Magens (Gastrektomie), die Operation an der Bauchspeicheldrüse (Pankreatektomie), das Anlegen eines künstlichen Darmausgangs (Ileostomie), die Versorgung eines Leistenbruchs (Herniotomie), die Entfernung von krankhaftem Gewebe (Exzision) oder das Versteifen eines Gelenks (Arthrodese). Auch komplexe Eingriffe wie die osteoplastische Kraniotomie am Schädel gehören zum Spektrum.

Weitere Spezialgebiete sind die Proktologie (Proktologie), die sich mit Erkrankungen des Enddarms befasst, oder die Urologie, in der etwa eine Ureterorenoskopie durchgeführt wird.

Was bedeutet Chirurgie für den Alltag?

Ein chirurgischer Eingriff kann das Leben vorübergehend verändern. Nach einer Operation ist oft Geduld gefragt, weil der Körper Zeit für die Heilung braucht. Es kann notwendig sein, bestimmte Bewegungen zu vermeiden, Wunden zu pflegen oder spezielle Hilfsmittel zu nutzen. In manchen Fällen bleibt eine Narbe zurück, manchmal müssen auch künstliche Öffnungen wie ein Urostoma oder eine Dünndarmanastomose versorgt werden.

Die meisten Operationen verlaufen heutzutage sicher und mit guter Prognose. Dennoch gibt es immer ein gewisses Risiko für Komplikationen wie Infektionen, Nachblutungen oder Probleme bei der Wundheilung. Deshalb ist eine sorgfältige Nachsorge und regelmäßige Kontrolle durch Fachpersonal wichtig. Bei Unsicherheiten oder ungewöhnlichen Beschwerden sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.

Fortschritte und moderne Techniken

Die Chirurgie entwickelt sich ständig weiter. Neue Operationsmethoden, schonendere Techniken und bessere Narkoseverfahren machen viele Eingriffe heute deutlich sicherer und angenehmer als noch vor wenigen Jahrzehnten. Minimalinvasive Verfahren, bei denen nur kleine Schnitte gesetzt werden, führen oft zu weniger Schmerzen und einer schnelleren Genesung. Auch computergestützte Navigationssysteme und Robotertechnik kommen mittlerweile zum Einsatz.

Manche chirurgische Eingriffe sind heute ambulant möglich, das heißt, eine Entlassung nach Hause ist noch am selben Tag möglich. Bei anderen bleibt ein Aufenthalt im Krankenhaus unverzichtbar, etwa bei größeren Operationen oder wenn eine intensive Überwachung nötig ist.

Chirurgie im medizinischen Bericht

In Arztbriefen, Befunden oder auf Überweisungsscheinen taucht der Begriff Chirurgie häufig auf, entweder als Hinweis auf das zuständige Fachgebiet oder als Angabe der geplanten oder durchgeführten Operation. Steht zum Beispiel „chirurgische Therapie empfohlen“ oder „Verlegung in die Chirurgie“, ist damit gemeint, dass eine operative Behandlung vorgesehen ist oder auf einer chirurgischen Station erfolgt.

Auch Begriffe wie „reseziert“ (entfernt), „Resektat“ (Resektat), „Wundreinigung“ (Wundreinigung) oder „Kolporrhaphie“ (Kolporrhaphie) stammen aus dem chirurgischen Bereich und beschreiben bestimmte Operationen oder Maßnahmen.

Chirurgie ist ein zentrales Fach der Medizin, das viele Lebensbereiche berührt – von der schnellen Hilfe bei akuten Notfällen bis zur gezielten Behandlung chronischer Erkrankungen. Moderne Technik, spezialisierte Teams und eine gute Nachsorge sorgen heute meist für einen sicheren Ablauf und eine gute Heilung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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