Glioblastom: Aggressiver Hirntumor im Fokus

Glioblastom: Aggressiver Hirntumor im Fokus

08.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein Glioblastom ist eine bösartige Form von Hirntumor, die aus sogenannten Gliazellen entsteht. Das sind Stützzellen des Nervensystems, die die Nervenzellen versorgen und schützen. Diese Tumoren gehören zu den am schnellsten wachsenden und komplexesten Erkrankungen des Gehirns.

Was steckt hinter dieser Diagnose?

Das Glioblastom, in der Fachsprache auch Glioblastoma multiforme (GBM) genannt, ist ein bösartiger Hirntumor des Erwachsenenalters. Er entsteht direkt im Gehirn und breitet sich dort aus, ohne in andere Organe zu streuen. Charakteristisch ist das unkontrollierte Zellwachstum, bei dem die Tumorzellen tief in das gesunde Gehirngewebe eindringen. Dadurch lässt sich der Tumor selten vollständig entfernen.

Die Zellen des Glioblastoms stammen aus den sogenannten Astrozyten, einer Untergruppe der Gliazellen. Weil diese Zellen im gesamten Gehirn vorkommen, kann ein Glioblastom grundsätzlich in verschiedenen Regionen entstehen.

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Wie zeigt sich ein Glioblastom?

Die Symptome eines Glioblastoms können sehr unterschiedlich sein und hängen davon ab, wo im Gehirn der Tumor wächst. Häufige Anzeichen sind Kopfschmerzen, die sich durch Schmerzmittel kaum bessern, sowie Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel. Viele Betroffene entwickeln neurologische Ausfälle wie Sprachstörungen, Lähmungen, Sehstörungen oder Krampfanfälle. Auch Verhaltensveränderungen, Vergesslichkeit oder Wesensänderungen sind möglich.

Weil das Glioblastom sehr schnell wächst, drängt es das gesunde Hirngewebe zur Seite. Es entsteht eine sogenannte Läsion im Gehirn, also eine Schädigung oder Veränderung des Gewebes. Je nach Lage können verschiedene Körperfunktionen beeinträchtigt sein.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Bei Verdacht auf einen Hirntumor kommen bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) zum Einsatz. Damit lässt sich erkennen, wo und wie groß die Veränderung im Gehirn ist. Ganz sicher ist die Diagnose aber erst, wenn eine Gewebeprobe entnommen und unter dem Mikroskop untersucht wurde oder der Tumor operativ entfernt wurde. Die Ärztinnen und Ärzte können dann feststellen, ob es sich tatsächlich um ein Glioblastom handelt und wie bösartig der Tumor ist.

Die Symptome eines Glioblastoms können sehr unterschiedlich sein und hängen davon ab, wo im Gehirn der Tumor wächst. Häufige Anzeichen sind Kopfschmerzen, die sich durch Schmerzmittel kaum bessern, sowie Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel. Viele Betroffene entwickeln neurologische Ausfälle wie Sprachstörungen, Lähmungen, Sehstörungen oder Krampfanfälle. Auch Verhaltensveränderungen, Vergesslichkeit oder Wesensänderungen sind möglich.

Da das Glioblastom meist schnell wächst, entstehen die Beschwerden oft innerhalb weniger Wochen und verschlimmern sich kontinuierlich. Ursache ist nicht nur der Tumor selbst, sondern auch der Druck, den er auf das umliegende Gehirngewebe ausübt.

Der Begriff „bösartig“ oder maligne bedeutet, dass der Tumor nicht nur schnell wächst, sondern auch gesundes Gewebe zerstören kann und sich nicht klar abgrenzen lässt. Das unterscheidet ihn von gutartigen Tumoren, die zwar Platz einnehmen, aber das umliegende Gewebe meist nicht so stark angreifen.

Graduierung und molekulare Marker

Gliome, also Tumoren aus Gliazellen, werden nach der Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in verschiedene Grade (1 bis 4) eingeteilt – je höher der Grad, desto aggressiver ist der Tumor. Das Glioblastom entspricht dem WHO-Grad 4 und gilt damit als die bösartigste Form der Astrozytome.

Neben der mikroskopischen Beurteilung spielt die molekulare Diagnostik heute eine Schlüsselrolle. Besonders wichtig ist der IDH-Mutationsstatus (Isocitrat-Dehydrogenase). Ein Glioblastom ohne IDH-Mutation gilt als „echtes“ Glioblastom und zeigt meist ein rascheres Wachstum. Wenn eine IDH-Mutation vorliegt, wird der Tumor biologisch günstiger eingestuft und wird dann Astrozytom Grad 4 genannt.

Auch das MGMT-Methylierungsmuster hat therapeutische Bedeutung: Ist das MGMT-Gen methyliert, spricht der Tumor häufig besser auf bestimmte Chemotherapien an. Weitere genetische Marker wie TERT-Promotor-Mutationen, EGFR-Amplifikationen oder 1p/19q-Codeltionen helfen, die Erkrankung noch genauer zu charakterisieren und gezielt zu behandeln.

Diese modernen molekularen Analysen ermöglichen eine präzisere Prognose und bilden die Grundlage für individualisierte Therapiekonzepte.

Ist ein Glioblastom schlimm?

Die Diagnose eines Glioblastoms ist für die meisten Menschen ein Schock. Es handelt sich um einen sehr aggressiven und schwer behandelbaren Tumor. Viele fragen sich: Wie lange kann man damit leben? Gibt es Heilungschancen? Was bedeutet das für den Alltag? Die ehrliche Antwort ist, dass ein Glioblastom zu den schwierigsten Tumorerkrankungen gehört. Die Lebenserwartung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Alter, allgemeiner Gesundheitszustand und Lage des Tumors. Trotz aller medizinischen Fortschritte ist eine vollständige Heilung derzeit selten möglich. Die Behandlung kann das Fortschreiten der Erkrankung aber oft verlangsamen und Beschwerden lindern.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung eines Glioblastoms erfolgt in der Regel interdisziplinär, also im Zusammenspiel verschiedener Fachrichtungen – Neurochirurgie, Onkologie, Strahlentherapie und Neuropsychologie.

Zunächst wird versucht, den Tumor operativ so weit wie möglich zu entfernen, ohne wichtige Hirnfunktionen zu gefährden. Da die Tumorzellen oft tief ins gesunde Gewebe hineinwachsen, bleibt meist ein Rest zurück. Anschließend folgt eine Strahlentherapie kombiniert mit Chemotherapie (meist mit dem Wirkstoff Temozolomid). Diese Kombination hat sich als Standardtherapie etabliert und kann das Tumorwachstum bremsen.

Neben diesen klassischen Verfahren gibt es heute neue, ergänzende Therapieansätze. Eine davon ist die sogenannte TTF-Therapie (Tumor Treating Fields). Dabei werden über Elektroden auf der Kopfhaut schwache elektrische Wechselfelder erzeugt, die das Wachstum von Tumorzellen stören, ohne das gesunde Gewebe zu schädigen. Die TTF-Behandlung kann parallel zu anderen Therapien erfolgen und wird individuell angepasst.

In spezialisierten Zentren werden zudem immuntherapeutische und molekular zielgerichtete Ansätze erforscht, die bestimmte Tumoreigenschaften nutzen sollen, um das Wachstum zu bremsen. Auch klinische Studien spielen eine große Rolle, da sie Zugang zu neuen Wirkstoffen und innovativen Behandlungsstrategien bieten.

Leben mit einem Glioblastom

Ein Glioblastom verändert das Leben in vielerlei Hinsicht. Beweglichkeit, Sprache, Gedächtnis oder Stimmung können betroffen sein. Viele Patient:innen berichten, dass die Veränderungen nicht nur körperlich, sondern auch emotional und kognitiv spürbar sind.

Neurokognitive und emotionale Veränderungen

Da das Gehirn selbst betroffen ist, kann sich ein Glioblastom auf Denken, Fühlen und Verhalten auswirken. Konzentration, Gedächtnis und Sprache können beeinträchtigt sein; manche erleben Stimmungsschwankungen, Traurigkeit oder Reizbarkeit. Diese Veränderungen sind keine Schwäche, sondern direkte Folgen der Erkrankung. Neuropsychologische Betreuung und gezieltes kognitives Training helfen, Fähigkeiten zu erhalten und das Selbstvertrauen zu stärken.

Alltag und Lebensqualität

Viele fragen sich, wie das Leben weitergeht. Wichtig ist, den Alltag neu zu strukturieren – mit realistischen Zielen, regelmäßigen Ruhepausen und Unterstützung durch Familie oder Pflegedienste. Kleine Anpassungen, etwa Hilfsmittel im Haushalt, Gedächtnisstützen oder Wohnraumanpassungen, können große Erleichterung bringen. Auch leichte Bewegung, Musik oder Spaziergänge wirken sich positiv auf Wohlbefinden und Orientierung aus.

Angehörige spielen eine wichtige Rolle, benötigen aber ebenfalls Entlastung. Gespräche mit Sozialarbeiter:innen, Selbsthilfegruppen oder Psychoonkolog:innen können helfen, praktische Lösungen und emotionale Stabilität zu finden.

Psychoonkologische Unterstützung

Die psychische Belastung durch die Diagnose ist groß. Psychoonkologische Unterstützung kann helfen, Ängste zu bewältigen, Hoffnung zu erhalten und Strategien im Umgang mit Unsicherheit zu entwickeln. Diese Form der Begleitung steht sowohl Betroffenen als auch Angehörigen offen und ist ein fester Bestandteil moderner Krebsbehandlung.

Zweitmeinung und spezialisierte Zentren

Da ein Glioblastom eine komplexe Erkrankung ist, kann es sinnvoll sein, eine Zweitmeinung in einem neuroonkologischen Zentrum einzuholen. Dort arbeiten Fachleute aus Neurochirurgie, Onkologie, Radiologie und Strahlentherapie eng zusammen. In sogenannten Tumorboards wird jeder Fall individuell besprochen, um die bestmögliche Behandlungsstrategie festzulegen. Patient:innen profitieren so von Erfahrung, interdisziplinärer Expertise und Zugang zu aktuellen Studien.

Forschung und Zukunftsperspektiven

Die Wissenschaft arbeitet intensiv an neuen Wegen, um Glioblastome besser zu verstehen und zu behandeln. Moderne Verfahren untersuchen, wie das Immunsystem gezielt gegen Tumorzellen aktiviert werden kann oder wie Medikamente direkt in das Gehirngewebe transportiert werden, um dort wirksamer zu sein. Auch Impfansätze gegen Tumorzellen, Gentherapien und Nanotechnologie werden erforscht.

Diese Entwicklungen zeigen: Auch wenn ein Glioblastom heute noch nicht heilbar ist, schreitet die Forschung rasch voran, mit dem Ziel, die Lebenszeit zu verlängern und die Lebensqualität spürbar zu verbessern.

Nachsorge und Rehabilitation

Nach einer Glioblastom-Therapie beginnt eine Phase der Nachsorge, die ebenso wichtig ist wie die eigentliche Behandlung. In regelmäßigen Abständen – meist alle zwei bis drei Monate – erfolgen Kontrolluntersuchungen mit MRT-Aufnahmen des Gehirns, um frühzeitig zu erkennen, ob der Tumor erneut wächst. Auch Gespräche über das körperliche und seelische Befinden gehören zur Nachsorge, da Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder Stimmungsschwankungen häufig auftreten.

Viele Patient:innen profitieren von einer strukturierten Rehabilitation, die individuell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt wird. In spezialisierten Rehakliniken arbeiten Neurolog:innen, Physiotherapeut:innen, Logopäd:innen und Psycholog:innen eng zusammen, um Beweglichkeit, Sprache, Gedächtnis und Selbstständigkeit zu fördern. Auch Ergotherapie, Gleichgewichtstraining und gezielte Entspannungsübungen können helfen, Sicherheit und Lebensqualität im Alltag zurückzugewinnen.

Ernährung und begleitende Maßnahmen

Eine ausgewogene Ernährung spielt bei einer Krebserkrankung eine unterstützende Rolle. Sie kann das Immunsystem stärken, den Körper nach Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie entlasten und den Heilungsprozess fördern. Empfehlenswert ist eine abwechslungsreiche, eiweißreiche und vitaminhaltige Kost, die viel Gemüse, pflanzliche Öle, Vollkornprodukte und ausreichend Flüssigkeit enthält. Alkohol und stark verarbeitete Lebensmittel sollten möglichst gemieden werden.

In den letzten Jahren hat auch die ketogene Ernährung Aufmerksamkeit erlangt. Sie basiert auf einem sehr geringen Anteil an Kohlenhydraten und einem hohen Anteil an Fetten. Ziel ist es, den Stoffwechsel so umzustellen, dass Tumorzellen weniger Zucker zur Verfügung haben, da sie Glukose als Hauptenergiequelle nutzen. Erste Studien liefern interessante Ansätze, doch bisher gibt es keinen eindeutigen Beweis, dass diese Ernährungsform den Krankheitsverlauf entscheidend beeinflusst. Eine ketogene Ernährung sollte daher nur unter ärztlicher und ernährungsmedizinischer Aufsicht erfolgen, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.

Neben der Ernährung können auch maßvolle Bewegung, Yoga, Atemübungen oder Musiktherapie helfen, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu fördern. Solche ergänzenden Maßnahmen ersetzen keine medizinische Behandlung, können aber wesentlich dazu beitragen, Körper und Seele zu stabilisieren.

Zusammengefasst

Ein Glioblastom ist ein aggressiver Hirntumor, der aus Gliazellen entsteht und sich tief im Gehirn ausbreiten kann. Moderne Diagnostik berücksichtigt heute nicht nur das Aussehen der Tumorzellen, sondern auch ihre molekularen Eigenschaften, um Therapien gezielter und wirksamer zu gestalten.

Operation, Strahlen- und Chemotherapie bilden die Basis, ergänzt durch neue Ansätze wie die TTF-Therapie und immunologische Verfahren. Trotz der Schwere der Erkrankung gibt es Hoffnung auf Fortschritt – und viele Wege, Lebensqualität, Selbstbestimmung und Würde zu bewahren.

Wer mit einem Glioblastom lebt, sollte wissen: Man ist nicht allein. Medizinische, psychologische und soziale Unterstützung stehen zur Verfügung – und jedes Gespräch kann helfen, diesen Weg etwas leichter zu gehen.

Wissenschaftliche Quellen

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BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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