Eine Tibikopffraktur ist ein Bruch des oberen Endes des Schienbeins, genauer gesagt des sogenannten Schienbeinkopfes, der im Kniegelenk mit dem Oberschenkelknochen zusammentrifft.
Was passiert bei einer Tibikopffraktur?
Das Schienbein, medizinisch Tibia genannt, bildet zusammen mit dem Oberschenkelknochen das Kniegelenk. Der obere Teil des Schienbeins, der Schienbeinkopf, trägt einen wichtigen Anteil zur Stabilität und Beweglichkeit des Knies bei. Kommt es zu einem Bruch in diesem Bereich, sprechen Mediziner von einer Tibikopffraktur. Meist entsteht so ein Bruch durch einen Unfall, zum Beispiel bei einem Sturz aus größerer Höhe, beim Sport oder bei einem Autounfall. Besonders betroffen sind Menschen, die mit großer Wucht auf das gestreckte Bein fallen oder bei älteren Personen, deren Knochenstruktur durch Osteoporose geschwächt ist.
Bei einer Tibikopffraktur kann der Knochen an unterschiedlichen Stellen und in verschiedenen Ausprägungen brechen. Oft sind dabei auch die Gelenkfläche oder angrenzende Weichteile wie Bänder und Menisken mit betroffen. Das kann die Funktion des Knies erheblich beeinträchtigen.
Symptome und erste Anzeichen
Eine Tibikopffraktur macht sich meist durch starke Schmerzen im Bereich des Knies bemerkbar. Häufig kommt es zu einer deutlichen Schwellung, manchmal auch zu Blutergüssen. Das Knie lässt sich kaum noch bewegen oder belasten. In manchen Fällen ist eine Fehlstellung zu erkennen. Bei komplizierten Brüchen kann das Bein sogar verkürzt oder verdreht wirken. Wer nach einem Unfall solche Beschwerden hat, sollte das Bein nicht weiter belasten und möglichst rasch ärztliche Hilfe aufsuchen.
Wie wird eine Tibikopffraktur festgestellt?
Um festzustellen, ob tatsächlich ein Bruch vorliegt und wie schwer dieser ist, werden zunächst eine körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren eingesetzt. Ein Röntgenbild zeigt, an welcher Stelle das Schienbein gebrochen ist und wie die Bruchstücke zueinander stehen. Bei komplizierten Frakturen oder wenn der Verdacht besteht, dass auch die Gelenkfläche betroffen ist, wird oft zusätzlich eine Computertomografie (CT) durchgeführt. Damit lassen sich auch kleine Verschiebungen oder Splitter im Gelenk erkennen. In manchen Fällen kommen noch weitere Untersuchungen wie eine Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz, um Schäden an Bändern, Menisken oder Knorpel sichtbar zu machen.
Ist eine Tibikopffraktur gefährlich?
Die Diagnose löst häufig große Sorgen aus. Viele fragen sich, ob das Knie dauerhaft geschädigt bleibt oder ob eine normale Bewegung wieder möglich ist. Eine Tibikopffraktur ist eine ernsthafte Verletzung, weil sie das Kniegelenk betrifft. Unbehandelt kann es zu Fehlstellungen, Gelenkinstabilität oder sogar zu einer frühzeitigen Arthrose kommen. Wird die Fraktur jedoch rechtzeitig erkannt und fachgerecht behandelt, bestehen heute gute Chancen, dass das Knie wieder stabil und beweglich wird. Entscheidend ist, wie stark der Bruch verschoben ist und ob Weichteile oder Gefäße verletzt wurden.
Behandlungsmöglichkeiten bei Tibikopffraktur
Die Therapie richtet sich nach Art und Ausmaß des Bruchs. Bei einfachen, nicht verschobenen Brüchen kann manchmal eine konservative Behandlung ausreichen. Das bedeutet, das Bein wird ruhiggestellt, meist mit einer Schiene oder einem Gipsverband, und darf für einige Wochen nicht belastet werden. In dieser Zeit heilen die Bruchenden zusammen.
Bei verschobenen oder komplizierten Brüchen ist oft eine Operation notwendig. Ziel ist es, die Bruchstücke wieder in die richtige Position zu bringen und das Gelenk möglichst exakt wiederherzustellen. Dafür werden meist Schrauben, Platten oder andere Implantate eingesetzt, die das Schienbein stabilisieren. Nach der Operation folgt eine Phase der Schonung, oft mit Teilbelastung an Unterarmgehstützen. Anschließend beginnt die Physiotherapie, um die Beweglichkeit und Kraft im Knie wiederherzustellen. Die genaue Dauer der Heilung hängt von der Schwere der Verletzung und dem individuellen Heilungsverlauf ab, meist muss mit mehreren Monaten gerechnet werden.
Was kann selbst zur Heilung beitragen?
Nach einer Tibikopffraktur ist Geduld gefragt. In der ersten Zeit ist Schonung wichtig, um das Knie nicht zu überlasten. Die ärztlichen Vorgaben zur Belastung und Bewegung sollten genau eingehalten werden. Regelmäßige Physiotherapie hilft, das Gelenk beweglich zu halten und die Muskulatur wieder aufzubauen. Wer raucht, sollte versuchen, das Rauchen zu reduzieren oder ganz aufzugeben, da Nikotin die Knochenheilung verzögert. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Eiweiß, Kalzium und Vitamin D unterstützt den Heilungsprozess zusätzlich.
Mögliche Folgen und Komplikationen
In manchen Fällen bleibt das Knie nach einer Tibikopffraktur zunächst steif oder schmerzt bei Belastung. Selten kommt es zu Infektionen, Problemen mit dem eingesetzten Material oder zu einer verzögerten Heilung. Auch eine spätere Arthrose im Kniegelenk ist möglich, besonders wenn die Gelenkfläche betroffen war. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine gute Nachsorge helfen, solche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Wann wieder Sport oder Arbeit möglich ist
Die Rückkehr zu Alltag, Beruf und Sport hängt davon ab, wie schwer die Fraktur war und wie gut die Heilung verläuft. Viele können nach einigen Monaten schrittweise wieder mit leichteren Aktivitäten beginnen. Sportarten mit hoher Belastung oder Sturzgefahr sollten erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt wieder aufgenommen werden. Wer körperlich arbeitet, muss eventuell mit längeren Ausfallzeiten rechnen.
Eine Tibikopffraktur ist zwar eine schwere Verletzung, doch mit moderner Behandlung und konsequenter Rehabilitation bestehen sehr gute Chancen, das Knie wieder funktionsfähig zu machen. Ein offenes Gespräch mit dem behandelnden Team hilft, individuelle Fragen und Sorgen zu klären und gemeinsam einen passenden Weg zurück in den Alltag zu finden.