Sjögren Syndrom: Wenn Drüsen streiken

Sjögren Syndrom: Wenn Drüsen streiken

05.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Sjögren Syndrom ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Abwehrsystem die Speichel und Tränendrüsen angreift und dadurch vor allem zu trockenen Augen und Mund führt.

Was steckt hinter dem Begriff?

Beim Sjögren Syndrom handelt es sich um eine sogenannte Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, das Immunsystem erkennt körpereigene Zellen als fremd und richtet sich gegen sie. Besonders betroffen sind die Drüsen, die Speichel und Tränen produzieren. Infolgedessen kommt es häufig zu Beschwerden wie Mundtrockenheit und trockenen, gereizten Augen. Der Name stammt von dem schwedischen Augenarzt Henrik Sjögren, der die Krankheit in den 1930er Jahren erstmals ausführlich beschrieb.

Typische Beschwerden und Anzeichen

Die beiden auffälligsten Symptome sind trockene Augen und ein trockener Mund. Oft fühlen sich die Augen brennend oder sandig an, manchmal sind sie gerötet oder lichtempfindlich. Wer betroffen ist, muss häufig blinzeln oder hat das Gefühl, nicht genug Tränenflüssigkeit zu haben. Im Mund kann es sich anfühlen, als klebe die Zunge am Gaumen. Sprechen, Schlucken oder Essen trockener Speisen fällt schwerer. Auch die Stimme kann heiser werden.

Neben diesen Hauptsymptomen kann das Sjögren Syndrom noch weitere Beschwerden verursachen. Viele berichten über allgemeine Müdigkeit, Gelenkschmerzen oder steife Gelenke. In manchen Fällen sind auch andere Organe beteiligt, etwa die Haut, Nieren, Lunge oder Nerven. Es gibt eine sogenannte primäre Form, bei der das Sjögren Syndrom alleine auftritt, und eine sekundäre Form, die zusammen mit anderen Erkrankungen wie Rheuma oder Lupus vorkommt.

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Wie wird die Diagnose gestellt?

Gerade weil die Symptome oft schleichend beginnen und auch bei anderen Krankheiten vorkommen, dauert es manchmal länger, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Ärztinnen und Ärzte achten auf typische Beschwerden und fragen gezielt nach Veränderungen an Augen und Mund. Häufig werden spezielle Tests gemacht, zum Beispiel die Messung der Tränenproduktion mit einem kleinen Filterpapierstreifen am Augenlid oder Untersuchungen der Speichelmenge.

Auch Blutuntersuchungen sind wichtig. Dabei wird nach bestimmten Antikörpern gesucht, die für das Sjögren Syndrom typisch sind. In manchen Fällen kann eine kleine Gewebeprobe aus der Lippe Hinweise liefern. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall helfen, die Drüsen genauer zu beurteilen. Manchmal werden auch andere Organe untersucht, um festzustellen, ob sie mitbetroffen sind.

Ist das schlimm? Was bedeutet die Diagnose?

Viele machen sich Sorgen, wenn sie von einer Autoimmunerkrankung wie dem Sjögren Syndrom hören. Die meisten Verläufe sind zwar chronisch, aber nicht lebensbedrohlich. Das heißt, die Beschwerden bleiben oft über Jahre bestehen, können aber mit der richtigen Behandlung meist gut kontrolliert werden. Allerdings kann die Lebensqualität durch die ständigen Trockenheitsgefühle, Müdigkeit oder Schmerzen beeinträchtigt sein.

In seltenen Fällen greift die Krankheit auch innere Organe an oder führt zu Komplikationen wie einer Entzündung der Lunge oder Nieren. Auch das Risiko für bestimmte Lymphdrüsenkrebserkrankungen ist leicht erhöht, bleibt aber insgesamt gering. Viele Betroffene haben Angst vor einer Verschlechterung oder davor, den Alltag nicht mehr bewältigen zu können. Regelmäßige Kontrollen helfen, Veränderungen früh zu erkennen und rechtzeitig zu reagieren.

Behandlungsmöglichkeiten und was du selbst tun kannst

Die Therapie richtet sich nach den Beschwerden und dem Schweregrad der Erkrankung. Im Vordergrund steht die Linderung der Trockenheit. Künstliche Tränen oder spezielle Augengels helfen, die Augen zu befeuchten und Reizungen vorzubeugen. Für den Mund gibt es Speichelersatzmittel, zuckerfreie Kaugummis oder Lutschpastillen, die die Speichelproduktion anregen. Viel trinken und auf scharfe oder sehr trockene Speisen zu verzichten, kann den Mund zusätzlich entlasten.

Bei stärkeren Beschwerden kommen manchmal Medikamente zum Einsatz, die das Immunsystem dämpfen. Dazu zählen sogenannte Immunsuppressiva oder in Einzelfällen Cortison. Wenn Gelenkschmerzen oder Entzündungen anderer Organe auftreten, wird die Therapie individuell angepasst. Wichtig ist, regelmäßig zahnärztliche Kontrollen wahrzunehmen, da durch die Mundtrockenheit das Risiko für Karies und Zahnfleischprobleme steigt.

Wer unter starker Müdigkeit leidet, kann von einem angepassten Tagesablauf, kurzen Ruhepausen und leichter Bewegung profitieren. Bei anhaltenden Gelenkschmerzen oder Muskelbeschwerden hilft oft gezielte Physiotherapie. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen, etwa in Selbsthilfegruppen, kann entlastend wirken.

Häufige Fragen und Sorgen rund um das Sjögren Syndrom

Kann das Sjögren Syndrom geheilt werden?

Bis heute gilt die Krankheit als nicht heilbar, aber die Beschwerden lassen sich in den meisten Fällen gut behandeln. Viele leben über Jahre stabil mit der Diagnose, auch wenn sie auf manche Dinge im Alltag achten müssen.

Wie oft kommt das Sjögren Syndrom vor?

Es betrifft etwa 0,2 bis 1 Prozent der Bevölkerung, Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Am häufigsten beginnt die Erkrankung im mittleren Lebensalter, kann aber auch schon früher auftreten.

Ist das Syndrom ansteckend?

Nein, es handelt sich um keine Infektionskrankheit, sondern um eine Fehlsteuerung des Immunsystems.

Was passiert, wenn die Erkrankung nicht erkannt wird?

Unbehandelt können die Beschwerden zunehmen und es besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen an Zähnen, Augen oder inneren Organen. Deshalb ist es wichtig, bei anhaltender Trockenheit oder anderen typischen Symptomen ärztlichen Rat einzuholen.

Kann das Sjögren Syndrom mit anderen Erkrankungen zusammen auftreten?

Ja, oft besteht eine Verbindung zu anderen Autoimmunerkrankungen wie Rheuma, Lupus oder Hashimoto Thyreoiditis.

Praktische Tipps für den Alltag

Regelmäßiges Trinken und das Vermeiden von Alkohol und koffeinhaltigen Getränken hilft, die Schleimhäute feucht zu halten. Die Verwendung von Luftbefeuchtern in Wohnräumen kann die Augen und den Mund zusätzlich entlasten. Beim Zähneputzen auf fluoridhaltige Zahnpasta achten und häufige zahnärztliche Kontrollen wahrnehmen, um Karies frühzeitig zu erkennen. Bei Problemen mit den Augen empfiehlt es sich, Zugluft zu meiden und auf eine gute Brillenanpassung zu achten.

Wer die eigenen Grenzen kennt und auf Warnsignale des Körpers achtet, kann den Alltag mit Sjögren Syndrom meist gut bewältigen. Ein bewusster Umgang mit Stress, ausreichend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung unterstützen zusätzlich das Wohlbefinden. Bei Unsicherheiten oder neuen Beschwerden sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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