Pneumokokken sind Bakterien, die vor allem für Infektionen der Atemwege wie Lungenentzündung, aber auch für andere schwerwiegende Erkrankungen verantwortlich sein können.
Was steckt hinter dem Begriff?
Der Name Pneumokokken bezeichnet eine bestimmte Bakterienart mit dem Fachnamen „Streptococcus pneumoniae“. Diese Keime sind kugelförmig, treten häufig paarweise auf und siedeln sich bevorzugt im Nasen-Rachen-Raum an. Viele Menschen tragen sie dort, oft ohne Beschwerden zu entwickeln. Erst wenn das Immunsystem geschwächt ist, können die Bakterien krank machen.
Pneumokokken sind weltweit verbreitet und werden durch Tröpfcheninfektion übertragen, also beim Husten, Niesen oder Sprechen. Besonders kleine Kinder, ältere Menschen und Personen mit chronischen Erkrankungen sind gefährdet, eine Infektion zu bekommen.
Welche Krankheiten können durch Pneumokokken entstehen?
Am bekanntesten ist die Lungenentzündung, die durch diese Bakterien ausgelöst werden kann. Aber Pneumokokken sind auch für Mittelohrentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen und in schweren Fällen sogar für Hirnhautentzündungen (Meningitis) oder Blutvergiftungen (Sepsis) verantwortlich. Gerade bei Säuglingen, älteren Menschen oder Menschen mit schwachem Immunsystem besteht das Risiko, dass die Infektion einen schweren Verlauf nimmt.
Nicht jede Infektion verläuft dramatisch. Viele Infektionen äußern sich zum Beispiel nur als leichter Schnupfen oder Husten. Kommen jedoch hohes Fieber, starke Abgeschlagenheit oder Atemnot hinzu, sollte an eine mögliche Pneumokokken-Infektion gedacht werden.
Wie merkt man, ob eine Infektion vorliegt?
Die Symptome hängen stark davon ab, welches Organ betroffen ist. Bei einer Lungenentzündung treten oft plötzlich hohes Fieber, Schüttelfrost, Husten mit Auswurf und Atemnot auf. Eine Mittelohrentzündung macht sich durch Ohrenschmerzen und Fieber bemerkbar. Bei einer Hirnhautentzündung können starke Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Bewusstseinsstörungen hinzukommen.
Gerade bei kleinen Kindern und älteren Menschen verlaufen Infektionen manchmal mit unspezifischen Beschwerden wie Schwäche, Appetitlosigkeit oder Verwirrtheit. Deshalb ist es wichtig, bei solchen Anzeichen ärztlichen Rat einzuholen.
Ist eine Infektion mit Pneumokokken gefährlich?
Ob eine Infektion schwer verläuft, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand und mögliche Vorerkrankungen spielen eine große Rolle. Für gesunde Erwachsene ist eine Pneumokokken-Infektion meist gut behandelbar. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, Herz- oder Lungenerkrankungen oder sehr jungen und alten Menschen kann sie jedoch lebensbedrohlich werden.
Viele machen sich Sorgen, wenn sie von einer Infektion mit diesen Bakterien hören. Die Angst vor einer schweren Lungenentzündung oder gar einer Hirnhautentzündung ist verständlich, zumal diese Erkrankungen manchmal sehr plötzlich und heftig verlaufen können. Die gute Nachricht: Mit einer schnellen Diagnose und der richtigen Behandlung lassen sich die meisten Infektionen gut in den Griff bekommen.
Wie wird eine Infektion behandelt?
Pneumokokken-Infektionen sprechen in der Regel auf Antibiotika an. Die Auswahl des Medikaments hängt davon ab, wie schwer die Erkrankung ist und welche Antibiotika im jeweiligen Fall wirken. In manchen Fällen kann es vorkommen, dass bestimmte Stämme der Bakterien gegen einzelne Antibiotika resistent sind. Dann muss die Behandlung angepasst werden.
Wichtig ist, die Therapie nicht eigenmächtig abzubrechen, auch wenn die Beschwerden schon nachlassen. Nur so lässt sich verhindern, dass die Infektion erneut aufflammt oder Resistenzen entstehen.
Gibt es eine Möglichkeit, sich zu schützen?
Um einer Infektion vorzubeugen, steht eine Impfung zur Verfügung. Die sogenannte Pneumokokken-Impfung wird insbesondere für Säuglinge, Menschen ab 60 Jahren und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen empfohlen. Sie schützt vor den häufigsten und gefährlichsten Varianten der Bakterien. Die Impfung kann zwar nicht alle Infektionen verhindern, aber das Risiko für schwere Verläufe deutlich senken.
Auch allgemeine Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und das Meiden von engem Kontakt zu Erkrankten tragen dazu bei, das Ansteckungsrisiko zu verringern.
Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?
Bei hohem Fieber, anhaltendem Husten, starker Schwäche oder anderen ungewöhnlichen Beschwerden sollte nicht gezögert werden, medizinische Hilfe zu suchen, besonders dann, wenn Vorerkrankungen bestehen oder das Immunsystem geschwächt ist. Je früher eine Pneumokokken-Infektion erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Pneumokokken sind also Bakterien, die bei vielen Menschen völlig unbemerkt im Körper leben, aber unter bestimmten Bedingungen schwere Infektionen auslösen können. Eine Impfung und Achtsamkeit bei Beschwerden helfen, das Risiko zu senken und im Ernstfall schnell zu handeln.
Wissenschaftliche Quellen
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