Pankreatitis: Was steckt hinter der Entzündung?

Pankreatitis: Was steckt hinter der Entzündung?

05.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Pankreatitis ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, einem Organ im Oberbauch, das wichtige Verdauungsenzyme sowie das Hormon Insulin produziert. Wird in einem Befund oder Arztbrief von einer Pankreatitis gesprochen, bedeutet das, dass die Bauchspeicheldrüse entzündet ist, meist geht dies mit typischen Beschwerden und Veränderungen im Blutbild einher.

Was passiert bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse?

Die Bauchspeicheldrüse, medizinisch auch Pankreas genannt, liegt hinter dem Magen und ist für die Verdauung und den Blutzuckerspiegel unverzichtbar. Bei einer Pankreatitis greifen die eigenen Verdauungsenzyme das Gewebe der Drüse an. Dadurch kommt es zu einer Schwellung, Schmerzen und in manchen Fällen auch zu einer Beeinträchtigung der Organfunktion. Die Entzündung kann plötzlich auftreten (akute Pankreatitis) oder sich schleichend über längere Zeit entwickeln (chronische Pankreatitis).

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Akute und chronische Formen – worin liegt der Unterschied?

Akute Pankreatitis

Diese entsteht meist sehr plötzlich und äußert sich durch heftige, gürtelförmige Schmerzen im Oberbauch, die oft in den Rücken ausstrahlen. Häufig kommen Übelkeit, Erbrechen und ein aufgeblähter Bauch dazu. In den meisten Fällen ist diese Form vorübergehend und heilt bei passender Behandlung wieder ab. Die häufigsten Auslöser sind Gallensteine, die den Abfluss der Verdauungssäfte blockieren, oder ein übermäßiger Alkoholkonsum.

Chronische Pankreatitis

Eine chronische Pankreatitis entwickelt sich über Monate oder Jahre. Sie führt dazu, dass das Gewebe der Bauchspeicheldrüse langsam zerstört wird. Die Beschwerden sind weniger heftig, aber anhaltend: wiederkehrende Oberbauchschmerzen, Verdauungsprobleme wie fettige Stühle und im späteren Verlauf möglicherweise auch ein Diabetes. Alkoholmissbrauch ist hier der wichtigste Risikofaktor, aber auch andere Ursachen wie genetische Veranlagung oder bestimmte Medikamente können eine Rolle spielen.

Ist eine Pankreatitis gefährlich?

Die Diagnose Pankreatitis kann zunächst verunsichern. Besonders die akute Form kann, je nach Schweregrad, ernsthafte Komplikationen verursachen. In leichten Fällen beschränkt sich die Entzündung auf die Bauchspeicheldrüse und heilt folgenlos aus. Bei schweren Verläufen kann es zu Organversagen, Infektionen oder sogar zu einer lebensbedrohlichen Situation kommen. Deshalb ist eine rasche medizinische Abklärung und Behandlung wichtig.

Bei der chronischen Pankreatitis besteht die Gefahr, dass die Bauchspeicheldrüse ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen kann. Das betrifft sowohl die Verdauung als auch die Regulation des Blutzuckers. Im weiteren Verlauf kann es zu Mangelernährung oder einem Diabetes mellitus kommen. Auch das Risiko für bestimmte Komplikationen, wie Pankreaskrebs, ist leicht erhöht.

Wie wird eine Pankreatitis festgestellt?

Typische Beschwerden wie starke Oberbauchschmerzen geben oft den ersten Hinweis. Im Blut lassen sich bestimmte Enzyme nachweisen, die bei einer Entzündung erhöht sind, zum Beispiel die Lipase oder Amylase. Ultraschalluntersuchungen, Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie helfen, das Ausmaß der Entzündung und mögliche Ursachen wie Gallensteine zu erkennen. Manchmal werden auch weitere Tests durchgeführt, um die Funktion der Bauchspeicheldrüse zu überprüfen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad. Bei einer akuten Pankreatitis steht die Entlastung der Bauchspeicheldrüse im Vordergrund. Das bedeutet meist, dass für einige Zeit auf Nahrung verzichtet wird, um das Organ zu schonen. Flüssigkeit und Nährstoffe werden dann über Infusionen gegeben. Schmerzmittel helfen gegen die Beschwerden. Wird ein Gallenstein als Auslöser erkannt, kann dieser meist durch einen kleinen Eingriff entfernt werden.

Bei der chronischen Variante ist die wichtigste Maßnahme, auslösende Faktoren, vor allem Alkohol, konsequent zu meiden. Oft werden Verdauungsenzyme in Tablettenform verschrieben, um die Nährstoffaufnahme zu unterstützen. Falls sich ein Diabetes entwickelt, ist eine entsprechende Behandlung notwendig. In seltenen Fällen können auch operative Eingriffe erforderlich werden, etwa wenn Komplikationen auftreten oder Schmerzen anders nicht beherrschbar sind.

Was kann selbst getan werden?

Eine gesunde, fettarme Ernährung schont die Bauchspeicheldrüse. Auf Alkohol sollte komplett verzichtet werden. Regelmäßige ärztliche Kontrollen helfen, Folgeschäden frühzeitig zu erkennen. Bei chronischer Pankreatitis ist es sinnvoll, gemeinsam mit Ernährungsexperten einen passenden Speiseplan zu erstellen, damit der Körper trotz eingeschränkter Verdauungsfunktion ausreichend versorgt bleibt.

Typische Sorgen und was dahintersteckt

Viele fragen sich: Muss ein Krankenhausaufenthalt sein? Wie lange dauert die Genesung? Kann die Erkrankung zurückkehren? Bei einer akuten Pankreatitis ist meist eine stationäre Behandlung notwendig, da Komplikationen schnell auftreten können. Die Dauer hängt von der Schwere der Entzündung ab. In unkomplizierten Fällen ist nach wenigen Tagen Besserung zu erwarten, schwerere Verläufe können mehrere Wochen beanspruchen. Eine chronische Pankreatitis bleibt meist lebenslang bestehen, die Beschwerden lassen sich aber oft gut in den Griff bekommen, wenn die Empfehlungen beachtet werden.

Nicht selten besteht die Angst vor dauerhaften Schäden oder Spätfolgen. Frühzeitige Behandlung, Verzicht auf Alkohol und eine angepasste Ernährung können das Risiko für Komplikationen deutlich verringern. Bei Unsicherheit oder neu auftretenden Beschwerden ist es ratsam, zeitnah ärztlichen Rat einzuholen.

Zusammengefasst

Pankreatitis bezeichnet eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die akut oder chronisch verlaufen kann. Sie ist behandelbar, erfordert aber Aufmerksamkeit und in vielen Fällen eine Anpassung des Lebensstils. Eine gute Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten sowie eine bewusste Ernährung helfen, die Beschwerden zu lindern und Folgeprobleme zu vermeiden.

Wissenschaftliche Quellen

  • Banks PA, Bollen TL, Dervenis C, Gooszen HG, Johnson CD, Sarr MG, et al. Classification of acute pancreatitis—2012: revision of the Atlanta classification and definitions by international consensus. Gut. 2013;62(1):102–111. doi:10.1136/gutjnl-2012-302779

  • van Santvoort HC, Besselink MG, Bakker OJ, Hofker HS, Boermeester MA, Dejong CHC, et al. A step-up approach or open necrosectomy for necrotizing pancreatitis. N Engl J Med. 2010;362(16):1491–1502. doi:10.1056/NEJMoa0908821

  • Whitcomb DC, Lehman GA, Vasileva G, Malecka-Panas E, Gubergrits N, Shen Y, et al. Pancrelipase delayed-release capsules (CREON) for exocrine pancreatic insufficiency due to chronic pancreatitis or pancreatic surgery: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Am J Gastroenterol. 2010;105(10):2276–2286. doi:10.1038/ajg.2010.201

  • Lowenfels AB, Maisonneuve P, Cavallini G, Ammann RW, Lankisch PG, Andersen JR, et al. Pancreatitis and the risk of pancreatic cancer. N Engl J Med. 1993;328(20):1433–1437. doi:10.1056/NEJM199305203282001

  • Tenner S, Baillie J, DeWitt J, Vege SS. American College of Gastroenterology guideline: management of acute pancreatitis. Am J Gastroenterol. 2013;108(9):1400–1415. doi:10.1038/ajg.2013.218

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen