Die Abkürzung MPO steht in der Medizin meist für Myeloperoxidase. Dabei handelt es sich um ein Enzym, das in bestimmten weißen Blutkörperchen – vor allem den neutrophilen Granulozyten – vorkommt. Diese Zellen spielen eine zentrale Rolle im Immunsystem, weil sie Krankheitserreger wie Bakterien oder Pilze erkennen und bekämpfen.
MPO ist so wichtig, dass es in den Granulozyten bis zu 5 % des gesamten Eiweißgehalts ausmachen kann. Nach Aktivierung der Zellen wird das Enzym in das entzündete Gewebe freigesetzt und trägt zur Abwehr von Infektionen bei.
Was macht die Myeloperoxidase im Körper?
Die Myeloperoxidase nutzt Wasserstoffperoxid (H₂O₂), das von Immunzellen gebildet wird, um zusammen mit Chlorid-Ionen die aggressive Verbindung Hypochlorit (ClO−) herzustellen. Hypochlorit ist hochreaktiv und kann:
Bakterienmembranen angreifen
Eiweiße und Lipide verändern
abgestorbene Zellen markieren, damit sie schneller abgebaut werden
Dadurch hilft MPO, Entzündungen zu regulieren und den Körper von Krankheitserregern zu befreien. Gleichzeitig erklärt dieses Enzym auch, warum Eiter eine grünlich-gelbe Farbe hat – die Absorptionseigenschaften von MPO färben ihn mit.
MPO im Zusammenhang mit Erkrankungen
MPO-Antikörper bei Autoimmunerkrankungen
Besonders bedeutsam ist MPO bei der Diagnostik von Vaskulitiden – Entzündungen der Blutgefäße. Hier können sogenannte MPO-Antikörper (pANCA) im Blut nachgewiesen werden. Diese entstehen, wenn das Immunsystem fälschlicherweise gegen körpereigene Strukturen vorgeht. Typische Erkrankungen sind:
Mikroskopische Polyangiitis
Churg-Strauss-Syndrom (EGPA)
rasch progressive Glomerulonephritis
Der Nachweis dieser Antikörper ist ein wichtiger Bestandteil der Autoimmun-Diagnostik.
MPO und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Neuere Studien zeigen, dass MPO auch bei Atherosklerose (Arterienverkalkung) eine Rolle spielt. Das Enzym kann LDL-Cholesterin oxidieren, wodurch Gefäßschäden entstehen, die das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälleerhöhen. Ein erhöhter MPO-Wert im Blut gilt daher als möglicher Biomarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
MPO-Defizienz
Fehlt das Enzym ganz oder teilweise (MPO-Defizienz), ist die Infektabwehr in den meisten Fällen trotzdem ausreichend. Nur Pilzinfektionen mit Candida albicans treten bei diesen Menschen etwas häufiger auf. Eine generelle Schwächung des Immunsystems ist aber nicht belegt.
Myeloperoxidase im Laborbefund
Wenn im Bluttest oder Laborbericht MPO erwähnt wird, geht es meist um:
MPO-Aktivität: zeigt, wie aktiv neutrophile Granulozyten sind
MPO-Antikörper (pANCA): Hinweis auf eine mögliche Autoimmunerkrankung
MPO als Biomarker: z. B. bei Herz-Kreislauf-Risikoabschätzung
Für Patient:innen bedeutet ein erhöhter MPO-Wert nicht automatisch eine Erkrankung, sondern er muss immer im Zusammenhang mit anderen Laborwerten und der klinischen Situation bewertet werden.
Was bedeutet MPO für Betroffene?
Erhöhte MPO-Werte können ein Warnsignal für Entzündungen oder Gefäßschäden sein und sollten ärztlich kontrolliert werden.
MPO-Antikörper deuten auf Autoimmunprozesse hin, die einer speziellen Behandlung bedürfen.
MPO-Mangel ist in den meisten Fällen harmlos und führt nicht zu häufigeren Infekten – Ausnahme sind manche Pilzinfektionen.
Für Betroffene ist es wichtig zu wissen: MPO ist ein Hilfswert, kein alleiniger Krankheitsnachweis. Ob eine Behandlung notwendig ist, entscheidet immer die Ärztin oder der Arzt anhand des Gesamtbildes.