Mitralklappeninsuffizienz: Wenn die Klappe undicht wird

Mitralklappeninsuffizienz: Wenn die Klappe undicht wird

05.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Mitralklappeninsuffizienz beschreibt eine Undichtigkeit der Mitralklappe im Herzen, durch die ein Teil des Blutes bei jedem Herzschlag in die falsche Richtung zurückfließt.

Was im Herzen passiert

Im menschlichen Herzen gibt es vier Klappen, die wie Ventile funktionieren. Die Mitralklappe liegt zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer. Bei jedem Herzschlag öffnet und schließt sie sich, damit das Blut in die richtige Richtung, nämlich vom Vorhof in die Kammer und dann weiter in den Körper, gepumpt wird. Ist diese Klappe undicht, schließt sie nicht mehr vollständig. Dadurch fließt ein Teil des Blutes zurück in den linken Vorhof, anstatt weiter in den Kreislauf zu gelangen.

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Wie macht sich das bemerkbar?

Eine Mitralklappeninsuffizienz kann ganz unterschiedlich verlaufen. Viele Menschen merken anfangs gar nichts, da das Herz oft lange Zeit die Undichtigkeit ausgleicht. Erst wenn die Undichtigkeit stärker wird, können Symptome wie Luftnot, Müdigkeit, Herzrasen oder geschwollene Beine auftreten. Manchmal fällt die Erkrankung auch zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) auf, ohne dass Beschwerden bestehen.

Ursachen und Risikofaktoren

Die Gründe für eine undichte Mitralklappe sind vielfältig. Bei manchen Menschen ist das Gewebe der Klappe im Laufe des Lebens schwächer geworden, zum Beispiel durch altersbedingte Veränderungen. Auch eine Entzündung, ein Herzinfarkt oder angeborene Besonderheiten können die Funktion der Klappe beeinträchtigen. Seltener ist eine Mitralklappeninsuffizienz die Folge von rheumatischen Erkrankungen oder einer Infektion des Herzens.

Ist das schlimm?

Ob eine Mitralklappeninsuffizienz gefährlich ist, hängt davon ab, wie stark die Undichtigkeit ausgeprägt ist. Bei einer leichten Form besteht oft kein akuter Handlungsbedarf. Viele leben damit, ohne größere Einschränkungen zu spüren. Wird die Undichtigkeit jedoch stärker, kann das Herz auf Dauer überlastet werden. Es muss mehr Arbeit leisten, um den Rückfluss auszugleichen. Das kann zu Herzschwäche führen, wenn es unbehandelt bleibt.

Gerade wenn Symptome wie Atemnot, Erschöpfung oder Herzrhythmusstörungen auftreten, ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle wichtig. Viele fragen sich, ob sie ihren Alltag noch wie gewohnt bewältigen können. In den meisten Fällen ist das möglich, solange keine Beschwerden bestehen und das Herz gut arbeitet. Die Angst vor plötzlichen Komplikationen ist verständlich, aber bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung sind die Aussichten meist gut.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Der Verdacht auf eine Mitralklappeninsuffizienz ergibt sich oft schon beim Abhören des Herzens mit dem Stethoskop. Ein charakteristisches Geräusch, das sogenannte Herzgeräusch, kann auf eine Undichtigkeit hindeuten. Die sichere Diagnose erfolgt jedoch mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens. Dabei lässt sich genau erkennen, wie stark die Klappe betroffen ist und wie das Herz auf die Belastung reagiert.

Weitere Untersuchungen wie ein EKG, ein Belastungstest oder eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs können ergänzend helfen, die Situation einzuschätzen. So wird festgestellt, ob bereits eine Herzschwäche vorliegt oder andere Organe betroffen sind.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Insuffizienz und den Beschwerden. Bei einer leichten Mitralklappeninsuffizienz reicht es oft aus, das Herz regelmäßig kontrollieren zu lassen. Medikamente kommen ins Spiel, wenn das Herz bereits überlastet ist oder Symptome auftreten. Sie helfen, die Belastung zu verringern und das Herz zu entlasten.

In manchen Fällen ist ein Eingriff nötig. Dabei wird die Klappe entweder repariert oder durch eine künstliche Herzklappe ersetzt. Die Entscheidung für eine Operation hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Ausprägung der Beschwerden. Inzwischen gibt es auch schonende Verfahren, bei denen die Klappe über einen kleinen Zugang am Herzen repariert wird, ohne dass eine große Operation notwendig ist.

Leben mit einer Mitralklappeninsuffizienz

Viele fragen sich, wie sich der Alltag mit dieser Diagnose gestaltet. In der Regel ist es möglich, ein normales Leben zu führen, solange keine starken Beschwerden bestehen. Sport und Bewegung sind oft weiterhin erlaubt, manchmal sogar empfohlen, um das Herz zu stärken, allerdings in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Wichtig ist, regelmäßige Kontrollen wahrzunehmen, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Auch wenn die Diagnose im ersten Moment verunsichern kann, gibt es heute viele Möglichkeiten, die Herzklappe zu überwachen und gezielt zu behandeln. Wer auf Warnzeichen wie zunehmende Atemnot oder ungewohnte Erschöpfung achtet und diese ärztlich abklären lässt, kann Komplikationen meist vermeiden.

Wissenschaftliche Quellen

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BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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