Meningokokken: Ursachen, Symptome und Schutz

Meningokokken: Ursachen, Symptome und Schutz

05.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Meningokokken sind Bakterien, die beim Menschen schwere Infektionen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Begriff bezeichnet eine bestimmte Gruppe von Bakterien mit dem wissenschaftlichen Namen *Neisseria meningitidis*. Diese Keime kommen weltweit vor und werden von Mensch zu Mensch übertragen, meist durch Tröpfcheninfektion, also beim Husten, Niesen oder engen Kontakt. Viele Menschen tragen Meningokokken zeitweise im Nasen-Rachen-Raum, ohne selbst krank zu werden. In seltenen Fällen können diese Bakterien jedoch in den Körper eindringen und schwere Erkrankungen verursachen.

Wie äußern sich Infektionen durch Meningokokken?

Meningokokken können verschiedene Krankheitsbilder auslösen, am bekanntesten ist die bakterielle Hirnhautentzündung, die sogenannte Meningitis. Dabei entzündet sich die Hirnhaut, also die schützende Hülle um Gehirn und Rückenmark. Typische Anzeichen sind plötzliches hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Nackensteife (Meningismus), Lichtempfindlichkeit und manchmal auch Übelkeit oder Erbrechen. Besonders bei Kindern kann die Erkrankung sehr rasch und dramatisch verlaufen.

Eine weitere, gefürchtete Form ist die sogenannte Meningokokken-Sepsis. Hierbei gelangen die Bakterien in die Blutbahn und lösen eine schwere Blutvergiftung aus. Das äußert sich oft durch hohes Fieber, Schüttelfrost, einen sehr schlechten Allgemeinzustand und manchmal durch kleine, punktförmige Hautblutungen, die sich nicht wegdrücken lassen. In schweren Fällen kann die Erkrankung innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Ist eine Meningokokken-Infektion gefährlich?

Die Angst vor einer Infektion ist verständlich, denn Meningokokken-Erkrankungen verlaufen oft sehr schnell und können lebensbedrohlich sein. Besonders bei Säuglingen, Kleinkindern und Jugendlichen besteht ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Auch wenn die Infektionen in Deutschland insgesamt selten sind, ist die Erkrankung ernst zu nehmen. Eine rasche Behandlung kann die Heilungschancen deutlich verbessern.

Wie wird eine Meningokokken-Erkrankung behandelt?

Wenn der Verdacht auf eine Infektion besteht, zählt jede Minute. Ärztinnen und Ärzte beginnen meist sofort mit einer Behandlung, noch bevor die endgültige Diagnose feststeht. Die Therapie besteht in der Regel aus hochwirksamen Antibiotika, die direkt in die Vene verabreicht werden. Zusätzlich erfolgt eine Überwachung auf einer Intensivstation, um mögliche Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Je früher die Therapie einsetzt, desto besser sind die Heilungschancen.

Gibt es Möglichkeiten, sich zu schützen?

Ein wirksamer Schutz ist die Impfung. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Impfung gegen den häufigsten Meningokokken-Typ C für alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr. Für bestimmte Risikogruppen oder bei Reisen in Länder mit erhöhtem Risiko werden auch Impfungen gegen andere Typen (wie Meningokokken B, A, W, Y) angeboten. Die Impfung schützt zwar nicht vor allen Varianten, kann aber das Risiko einer schweren Erkrankung deutlich senken.

Wie steckt man sich an?

Die Übertragung erfolgt fast immer durch engen Kontakt mit einer infizierten Person oder einem Träger der Bakterien. Besonders in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Studentenwohnheimen kann es zu Ausbrüchen kommen. Die Bakterien werden durch winzige Tröpfchen beim Sprechen, Husten oder Niesen weitergegeben. Ein kurzes, flüchtiges Zusammentreffen reicht allerdings meist nicht aus.

Was tun bei Verdacht auf Meningokokken?

Bei plötzlich auftretenden, schweren Symptomen wie Fieber, starken Kopfschmerzen, Nackensteife oder auffälligen Hautveränderungen sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden. Gerade bei Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, nicht abzuwarten, da sich der Zustand sehr schnell verschlechtern kann. Im Zweifel lieber einmal zu viel zum Arzt oder ins Krankenhaus – eine schnelle Behandlung kann Leben retten.

Warum sind Meningokokken so gefürchtet?

Die besondere Gefahr liegt im schnellen Verlauf. Innerhalb weniger Stunden kann sich aus scheinbar harmlosen Beschwerden eine lebensbedrohliche Situation entwickeln. Trotz moderner Medizin verlaufen Meningokokken-Erkrankungen in einigen Fällen tödlich oder führen zu bleibenden Schäden wie Hörverlust oder neurologischen Problemen. Deshalb ist Aufmerksamkeit bei ersten Anzeichen so wichtig.

Nach Kontakt mit einer erkrankten Person

Wer engen Kontakt zu einer Person mit nachgewiesener Meningokokken-Infektion hatte, erhält in der Regel vorsorglich ein Antibiotikum. Damit soll verhindert werden, dass sich die Bakterien weiter ausbreiten oder bei Kontaktpersonen eine Erkrankung auslöst. Die Gesundheitsämter informieren Betroffene und geben genaue Empfehlungen.

Zusammengefasst

Meningokokken sind Bakterien, die schwere Infektionen auslösen können, aber insgesamt selten sind. Die wichtigsten Schutzmaßnahmen sind Aufmerksamkeit bei Symptomen, eine rasche Behandlung im Krankheitsfall und die Möglichkeit der Impfung. Wer sich unsicher ist oder Fragen hat, kann sich an die Hausärztin oder den Hausarzt wenden.

Wissenschaftliche Quellen

  • van de Beek D, de Gans J, Spanjaard L, Weisfelt M, Reitsma JB, Vermeulen M. Clinical features and prognostic factors in adults with bacterial meningitis. N Engl J Med. 2004;351(18):1849-1859. doi:10.1056/NEJMoa040845 - doi:10.1056/NEJMoa040845

  • Stephens DS, Greenwood B, Brandtzaeg P. Epidemic meningitis, meningococcaemia, and Neisseria meningitidis. Lancet. 2007;369(9580):2196-2210. doi:10.1016/S0140-6736(07)61016-2 - doi:10.1016/S0140-6736(07)61016-2

  • Parikh SR, Andrews NJ, Beebeejaun K, Campbell H, Ribeiro S, Ward C, et al. Effectiveness and impact of a reduced infant schedule of 4CMenB vaccine against group B meningococcal disease in England: a national observational cohort study. Lancet. 2016;388(10061):2775-2782. doi:10.1016/S0140-6736(16)31921-3 - doi:10.1016/S0140-6736(16)31921-3

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen