Lobektomie: Ablauf und Auswirkungen im Alltag

Lobektomie: Ablauf und Auswirkungen im Alltag

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Lobektomie ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein ganzer Lappen eines Organs, meist der Lunge, seltener der Leber oder der Schilddrüse, entfernt wird.

Was passiert bei einer Lobektomie?

Im medizinischen Alltag ist mit dem Begriff fast immer die Entfernung eines Lungenlappens gemeint. Die Lunge besteht auf der rechten Seite aus drei, auf der linken Seite aus zwei sogenannten Lappen. Jeder dieser Lappen übernimmt einen Teil der Atmung. Bei einer Lobektomie wird einer dieser Lappen vollständig herausgenommen. Der Eingriff erfolgt meist unter Vollnarkose und erfordert einen chirurgischen Zugang zum Brustkorb.

Auch in anderen Organen kann eine Lobektomie durchgeführt werden, etwa an der Leber oder Schilddrüse. Dort werden dann jeweils die entsprechenden Lappen entfernt, wenn zum Beispiel ein Tumor oder eine andere auffällige Veränderung vorliegt.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Wann wird eine Lobektomie notwendig?

Eine häufige Ursache für eine Lobektomie ist ein Tumor, der sich in einem Lungenlappen gebildet hat. Besonders beim Lungenkrebs ist diese Operation oft die Methode der Wahl, wenn der Tumor auf einen Lappen begrenzt ist und keine Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Körperregionen nachweisbar sind. Auch gutartige Veränderungen wie große Zysten, chronische Entzündungen oder bestimmte Infektionen können den Eingriff erforderlich machen, wenn sie sich nicht anders behandeln lassen oder das umliegende Gewebe bedrohen.

Bei der Leber oder Schilddrüse kann eine Lobektomie angezeigt sein, wenn einzelne Lappen durch Tumoren, knotige Veränderungen oder andere Erkrankungen betroffen sind, die sich nicht durch Medikamente oder schonendere Verfahren in den Griff bekommen lassen.

Wie läuft die Operation ab?

Vor einer Lobektomie erfolgt eine gründliche Untersuchung. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT zeigen, wo genau die krankhafte Veränderung liegt und wie groß sie ist. Die eigentliche Operation findet unter Vollnarkose statt. Je nach Lage und Ausdehnung des betroffenen Lappens kann der Eingriff klassisch über einen größeren Schnitt (Thorakotomie) oder minimal-invasiv mit der sogenannten Schlüssellochtechnik (VATS – Video-assistierte Thorakoskopie) durchgeführt werden.

Nach Entfernung des Lappens werden die verbliebenen Abschnitte des Organs so vernäht oder verschlossen, dass keine Luft oder Flüssigkeit austritt. Bei einer Lungenlobektomie bleibt meist für einige Tage eine Drainage im Brustkorb, damit Luft und Wundflüssigkeit abfließen können.

Was bedeutet eine Lobektomie für den Alltag?

Viele Menschen fragen sich, wie sich das Leben nach dem Eingriff verändert. Die gute Nachricht: Die Lunge besitzt eine gewisse Reservekapazität. Nach Entfernung eines Lappens können die verbleibenden Lungenabschnitte die Atemfunktion in der Regel übernehmen. Wie gut das gelingt, hängt vom allgemeinen Gesundheitszustand, dem Alter und eventuellen Vorerkrankungen ab. In den ersten Wochen nach der Operation kann es zu Kurzatmigkeit, Husten oder einer eingeschränkten Belastbarkeit kommen. Mit gezielter Atemtherapie und Bewegungstraining lässt sich die Leistungsfähigkeit jedoch meist deutlich verbessern.

Bei einer Leberlobektomie ist die Situation ähnlich: Die Leber kann sich bis zu einem gewissen Grad regenerieren, sodass die verbleibenden Anteile oft ausreichend funktionieren. Einschränkungen im Alltag hängen auch hier vom individuellen Zustand und der Ursache für die Operation ab.

Häufige Sorgen und Fragen

Die Aussicht auf eine Lobektomie löst oft Ängste aus. Viele Menschen befürchten, nach der Operation dauerhaft eingeschränkt zu sein oder sogar auf Sauerstoff angewiesen zu werden. Solche Folgen sind jedoch selten, solange vor der Operation keine schwerwiegenden Lungenerkrankungen bestehen. Ärztinnen und Ärzte prüfen vorab sehr genau, ob eine Lobektomie möglich und sinnvoll ist. Dazu gehören Lungenfunktionstests, Blutuntersuchungen und weitere Checks.

Ein weiteres Thema ist die Angst vor Schmerzen oder Komplikationen. Nach dem Eingriff treten in der Regel Wundschmerzen auf, die mit Medikamenten gut behandelt werden können. Infektionen, Nachblutungen oder Luftansammlungen im Brustkorb sind seltene, aber mögliche Risiken, über die im Vorfeld aufgeklärt wird. Das Risiko von Komplikationen hängt stark vom allgemeinen Gesundheitszustand und der Erfahrung des Behandlungsteams ab.

Viele fragen sich auch, wie lange der Krankenhausaufenthalt dauert. Nach einer Lungenlobektomie ist meist mit etwa einer Woche zu rechnen, je nach Heilungsverlauf. Anschließend schließt sich häufig eine Reha oder eine physiotherapeutische Nachbehandlung an, um die Atemfunktion und die Kondition zu stärken.

Leben nach einer Lobektomie

Nach einer Lobektomie ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu achten und sich nicht zu überfordern. Atemübungen, Spaziergänge und gezieltes Training helfen, die Belastbarkeit Schritt für Schritt zu steigern. Rauchen sollte unbedingt vermieden werden, da es die Heilung verzögert und das Risiko für neue Erkrankungen erhöht. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sichern den Behandlungserfolg und helfen, mögliche Spätfolgen frühzeitig zu erkennen.

Viele Menschen berichten, dass sie nach einiger Zeit wieder ein weitgehend normales Leben führen können. Je nach Ausgangslage und Grund für die Operation kann es sinnvoll sein, sich Unterstützung zu holen, etwa durch eine Selbsthilfegruppe, psychologische Beratung oder spezielle Reha-Angebote.

Eine Lobektomie ist ein großer Eingriff, der gut vorbereitet und nachbehandelt werden muss. Mit moderner Medizin und einer sorgfältigen Nachsorge bestehen jedoch meist gute Chancen, dass sich das Leben nach der Operation wieder stabilisiert.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen