Jodmangel bedeutet, dass dem Körper nicht genügend Jod zur Verfügung steht, um alle lebenswichtigen Aufgaben zu erfüllen, bei denen dieses Spurenelement gebraucht wird.
Warum braucht der Körper Jod?
Jod ist ein Mineralstoff, den der Mensch nur in sehr kleinen Mengen benötigt. Trotzdem ist er unverzichtbar, weil ohne Jod die Schilddrüse keine Hormone produzieren kann. Diese Schilddrüsenhormone steuern viele Abläufe im Körper, zum Beispiel den Energieverbrauch, das Wachstum und die Entwicklung des Gehirns. Besonders für Kinder, Schwangere und Stillende ist eine ausreichende Jodzufuhr wichtig, weil das Gehirn und der Stoffwechsel in diesen Lebensphasen besonders empfindlich reagieren.
Wie entsteht ein Mangel?
Jod kann der Körper nicht selbst herstellen. Es muss regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden. In Deutschland sind die Böden und damit auch die meisten Lebensmittel von Natur aus eher jodarm, weil das Spurenelement in früheren Zeiten durch Gletscher und Regen ausgewaschen wurde. Wer wenig Seefisch isst und selten auf jodiertes Speisesalz zurückgreift, läuft Gefahr, zu wenig Jod zu bekommen. Auch bestimmte Diäten oder eine vegane Ernährung können das Risiko erhöhen, wenn nicht gezielt auf eine ausreichende Versorgung geachtet wird.
Welche Folgen kann Jodmangel haben?
Fehlt Jod über längere Zeit, kann die Schilddrüse nicht mehr genug Hormone bilden. Der Körper versucht das auszugleichen, indem die Schilddrüse wächst. Es entsteht ein sogenannter Kropf, medizinisch Struma genannt. Typisch ist eine Verdickung am Hals, die manchmal sichtbar oder tastbar wird. In schwereren Fällen kann es zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen, auch Hypothyreose genannt. Die Symptome reichen von Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Gewichtszunahme bis hin zu einer erhöhten Kälteempfindlichkeit. Bei Kindern kann ein ausgeprägter Mangel die geistige und körperliche Entwicklung stören.
Eine Unterfunktion der Schilddrüse durch Jodmangel ist in Deutschland heute seltener als früher, kommt aber immer noch vor. Mehr Infos dazu gibt es im Artikel zur Hypothyreose.
Wie wird ein Jodmangel festgestellt?
Der Verdacht auf einen Jodmangel ergibt sich meist aus den Beschwerden und einer Untersuchung der Schilddrüse. Ärztinnen und Ärzte tasten den Hals ab und können per Ultraschall sehen, ob sich die Schilddrüse vergrößert hat. Blutuntersuchungen zeigen, ob die Schilddrüsenhormone im normalen Bereich liegen. Um die Jodversorgung direkt zu messen, kann die Jodausscheidung im Urin überprüft werden. Das ist aber eher bei speziellen Fragestellungen nötig.
Ist ein Jodmangel gefährlich?
Viele fragen sich: Muss ich mir Sorgen machen, wenn ein Jodmangel festgestellt wird? In den meisten Fällen entwickelt sich ein Jodmangel langsam und bleibt lange unbemerkt. Ein leichter Mangel führt selten zu ernsten Problemen. Kritisch wird es vor allem, wenn der Mangel über Jahre anhält oder in besonderen Lebensphasen wie Schwangerschaft und Kindheit auftritt. Dann kann es zu dauerhaften Schäden kommen, insbesondere für das ungeborene Kind. Wer bereits eine Schilddrüsenerkrankung hat, sollte besonders auf die Jodzufuhr achten und die Werte regelmäßig kontrollieren lassen.
Was kann man selbst tun?
Die wichtigste Maßnahme ist, auf eine ausreichende Jodzufuhr zu achten. Eine einfache Möglichkeit ist die Verwendung von jodiertem Speisesalz beim Kochen und Würzen. Auch viele Fertigprodukte enthalten heute jodiertes Salz. Seefisch wie Kabeljau oder Seelachs ist besonders reich an Jod und sollte ein bis zweimal pro Woche auf dem Speiseplan stehen, wenn keine Allergie oder Unverträglichkeit dagegen spricht. Milch und Milchprodukte liefern ebenfalls einen Beitrag, weil das Viehfutter oft mit Jod angereichert wird.
Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, sollte besonders auf die Jodversorgung achten. Hier können Algenprodukte eine natürliche Jodquelle sein, allerdings ist der Jodgehalt in Algen sehr unterschiedlich und kann bei manchen Sorten sogar zu hoch sein. Nahrungsergänzungsmittel mit Jod sollten nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden, da eine Überdosierung ebenfalls schädlich sein kann.
Gibt es Risikogruppen?
Schwangere und Stillende haben einen erhöhten Bedarf, weil sie das ungeborene Kind beziehungsweise das Baby mitversorgen müssen. Auch Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase brauchen mehr Jod. Menschen, die sich sehr einseitig ernähren, Diäten machen oder auf Milch und Fisch verzichten, gehören ebenfalls zu den Gruppen, bei denen ein Mangel häufiger vorkommt.
Wann ist ein Arztbesuch sinnvoll?
Wer Anzeichen einer Schilddrüsenvergrößerung bemerkt, häufig müde ist, antriebslos wirkt oder andere Veränderungen feststellt, sollte das ärztlich abklären lassen. Auch wenn in der Familie Schilddrüsenerkrankungen vorkommen oder eine Schwangerschaft besteht, ist eine Kontrolle ratsam. Die meisten Hausärzte oder Endokrinologen können schnell feststellen, ob ein Jodmangel vorliegt und ob eine Behandlung notwendig ist.
Was passiert, wenn nichts unternommen wird?
Bleibt ein Jodmangel unbehandelt, kann sich die Schilddrüse immer weiter vergrößern und es kann zu einer dauerhaften Unterfunktion kommen. In seltenen Fällen entstehen Knoten, die ärztlich beobachtet werden müssen. Besonders für Kinder und Schwangere kann ein unbehandelter Mangel ernste Folgen haben, weil die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt wird.
Eine rechtzeitige Anpassung der Ernährung oder gegebenenfalls eine gezielte Behandlung können die meisten Beschwerden verhindern und dafür sorgen, dass die Schilddrüse gesund bleibt. Wer auf eine ausgewogene Ernährung achtet und regelmäßig jodiertes Salz verwendet, kann das Risiko für einen Jodmangel deutlich senken.