Hypothyreose bedeutet, dass die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert und dadurch wichtige Körperfunktionen verlangsamt werden. Die Schilddrüse ist eine kleine, schmetterlingsförmige Drüse am Hals, die eine zentrale Rolle für den Stoffwechsel, das Wachstum und das allgemeine Wohlbefinden spielt.
Wenn die Schilddrüse auf Sparflamme läuft
Die Schilddrüsenhormone steuern viele Abläufe im Körper. Fehlen sie, geraten verschiedene Organe und Prozesse aus dem Gleichgewicht. Bei einer Hypothyreose, manchmal auch als Schilddrüsenunterfunktion bezeichnet, ist genau das der Fall: Die Schilddrüse bildet nicht genügend Hormone wie Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Dadurch laufen Stoffwechselvorgänge langsamer ab. Häufige Anzeichen sind zum Beispiel Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme und ein allgemeines Kältegefühl. Auch trockene Haut, Gewichtszunahme trotz unveränderter Essgewohnheiten oder Haarausfall können dazugehören.
Manche Menschen bemerken die Symptome zunächst kaum, weil sie sich schleichend entwickeln. Gerade bei älteren Personen werden die Beschwerden oft als normale Alterserscheinungen abgetan. Erst wenn die Unterfunktion stärker ausgeprägt ist, treten die typischen Anzeichen deutlicher hervor.
Ursachen und Risikofaktoren
Die häufigste Ursache einer Hypothyreose ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem die Schilddrüse angreift und langsam zerstört. Auch eine Operation an der Schilddrüse, eine Radiojodtherapie oder bestimmte Medikamente können dazu führen, dass die Drüse weniger Hormone produziert. In seltenen Fällen ist die Unterfunktion bereits angeboren oder entsteht durch einen Mangel an Jod in der Ernährung.
Das Risiko steigt mit dem Alter und betrifft Frauen deutlich häufiger als Männer. Wer bereits andere Autoimmunerkrankungen hat, sollte ebenfalls aufmerksam sein, da sich diese Krankheiten gegenseitig begünstigen können.
Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?
Viele fragen sich nach der Diagnose: Ist das gefährlich? Muss ich mit schweren Folgen rechnen? Eine Schilddrüsenunterfunktion ist in den meisten Fällen gut behandelbar und führt bei rechtzeitiger Therapie nicht zu bleibenden Schäden. Unbehandelt allerdings kann eine ausgeprägte Unterfunktion langfristig das Herz, die Muskulatur und das seelische Gleichgewicht belasten. Besonders bei Kindern ist eine frühzeitige Erkennung wichtig, weil die Schilddrüsenhormone für das Wachstum und die geistige Entwicklung unverzichtbar sind.
Im Alltag kann die Hypothyreose manchmal zur Belastungsprobe werden. Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen erschweren Beruf und Privatleben. Viele berichten, dass sie sich „wie ausgebremst“ fühlen. Auch die Gewichtszunahme sorgt oft für Frust, besonders wenn sie trotz gesunder Ernährung auftritt. Wichtig ist zu wissen: Die Beschwerden sind keine Einbildung und lassen sich mit einer passenden Behandlung meist deutlich bessern.
Typische Fragen und Sorgen
Nach dem Befund tauchen viele Fragen auf. Wie lange dauert es, bis die Behandlung wirkt? Muss die Therapie ein Leben lang fortgesetzt werden? Kann die Schilddrüse sich wieder erholen? Die Unsicherheit ist verständlich, gerade weil die Symptome oft unspezifisch sind und sich mit anderen Erkrankungen überschneiden.
Die meisten Menschen mit Hypothyreose benötigen eine dauerhafte Behandlung, weil die Schilddrüse nicht wieder von selbst „anspringt“. Die gute Nachricht: Mit einer individuell abgestimmten Hormonersatztherapie lässt sich der Hormonmangel in der Regel vollständig ausgleichen. Schon nach einigen Wochen bessern sich die meisten Beschwerden deutlich. Manchmal sind regelmäßige Blutuntersuchungen nötig, um die richtige Dosierung zu finden. Die Tabletten werden meist morgens nüchtern eingenommen.
Ein weiteres Thema ist die Angst vor Gewichtszunahme oder bleibenden Schäden. Die Gewichtszunahme entsteht meist durch die veränderte Stoffwechsellage, lässt sich aber mit der passenden Behandlung oft wieder stabilisieren. Wer sich weiterhin ausgewogen ernährt und bewegt, kann sein Gewicht häufig gut halten.
Behandlungsmöglichkeiten bei Schilddrüsenunterfunktion
Die Standardtherapie besteht darin, das fehlende Hormon in Form von Tabletten zuzuführen. Das Medikament enthält den Wirkstoff Levothyroxin, der dem natürlichen Schilddrüsenhormon entspricht. Die Dosis wird individuell angepasst und regelmäßig kontrolliert. In seltenen Fällen kann es nötig sein, auch das zweite Schilddrüsenhormon (T3) zu ergänzen, etwa wenn die Umwandlung im Körper gestört ist.
Eine spezielle Diät ist nicht erforderlich, allerdings sollte auf eine ausreichende Jodzufuhr geachtet werden, außer es liegt eine Hashimoto-Thyreoiditis vor, dann kann zu viel Jod sogar schaden. Nahrungsergänzungsmittel sollten nur nach Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt eingenommen werden.
Wichtig ist, die Tabletten regelmäßig einzunehmen und Kontrolltermine wahrzunehmen. Wer die Therapie eigenmächtig absetzt, riskiert, dass die Symptome zurückkehren oder sich verstärken.
Leben mit Hypothyreose
Mit der richtigen Behandlung lässt sich die Schilddrüsenunterfunktion gut in den Alltag integrieren. Die meisten können nach der Einstellung der Hormondosis ein ganz normales Leben führen. Sport, Beruf und Freizeitaktivitäten sind in der Regel uneingeschränkt möglich. Nur in besonderen Situationen, etwa bei einer geplanten Schwangerschaft, sollte die Dosis frühzeitig überprüft und angepasst werden, da der Hormonbedarf in dieser Zeit steigt.
Regelmäßige Blutuntersuchungen helfen, die Therapie zu überwachen und frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren. Wer auf seinen Körper achtet und bei neuen Beschwerden rechtzeitig ärztlichen Rat einholt, kann Folgeschäden vermeiden und seine Lebensqualität erhalten.
So sorgt die richtige Behandlung dafür, dass die Schilddrüse zwar weiterhin „auf Sparflamme“ arbeitet, der Körper aber trotzdem alle nötigen Impulse bekommt, um leistungsfähig und ausgeglichen zu bleiben.
Wissenschaftliche Quellen
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