Hämatologisch – Was steckt dahinter?

Hämatologisch – Was steckt dahinter?

PD Dr. med. Witold Polanski

Hämatologisch bedeutet „das Blut betreffend“ oder „mit dem Blut zusammenhängend“. Der Begriff stammt vom griechischen Wort „haima“ für Blut und wird in der Medizin verwendet, um Vorgänge, Untersuchungen oder Erkrankungen zu beschreiben, die das Blut oder dessen Bestandteile betreffen.

Was steckt hinter dem Begriff?

Wenn in einem Arztbrief oder Laborbericht von „hämatologisch“ die Rede ist, geht es immer um das Blut – entweder um dessen Zusammensetzung, die Bildung der Blutzellen oder um Veränderungen und Erkrankungen, die das Blut direkt betreffen. Das kann zum Beispiel heißen, dass eine Untersuchung durchgeführt wurde, die sich mit den Blutzellen beschäftigt, oder dass eine bestimmte Auffälligkeit im Blut festgestellt wurde.

Der Begriff taucht in vielen verschiedenen Zusammenhängen auf. So gibt es etwa die „hämatologische Diagnostik“, also spezielle Blutuntersuchungen, oder die „hämatologische Erkrankung“, womit Krankheiten wie Blutarmut oder Leukämie gemeint sein können. Auch Fachabteilungen in Kliniken, die sich mit Blutkrankheiten beschäftigen, heißen Hämatologie.

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Typische Anwendungsgebiete in der Medizin

Ein hämatologischer Befund kann viele verschiedene Dinge meinen. Oft steht er für die Ergebnisse aus einer Blutuntersuchung, bei der gezielt nach Auffälligkeiten bei den roten oder weißen Blutkörperchen, den Blutplättchen oder anderen Bestandteilen des Blutes gesucht wird. Solche Analysen sind ein wichtiger Teil der sogenannten Hämatopoese, also der Blutbildung im Knochenmark.

Auch bei der Abklärung von Blutgerinnungsstörungen, zum Beispiel durch die Bestimmung von Gerinnungsfaktoren, dem Quick-Wert oder dem INR-Wert, wird von hämatologischer Diagnostik gesprochen. In manchen Fällen geht es auch um die Kontrolle der Eisenversorgung im Körper, etwa durch die Messung der Transferrin-Sättigung.

Was bedeutet das für den Alltag?

Steht in einem Befund, dass eine „hämatologische Abklärung“ empfohlen wird, heißt das meistens: Es sollen gezielt Blutuntersuchungen gemacht werden, um die Ursache für bestimmte Symptome zu finden. Das kann bei länger anhaltender Müdigkeit, häufigen Infekten oder ungewöhnlichen Blutungen der Fall sein. Manchmal werden solche Untersuchungen auch routinemäßig durchgeführt, zum Beispiel vor einer Operation oder zur Kontrolle bei bestimmten Medikamenten.

Wird eine „hämatologische Erkrankung“ festgestellt, handelt es sich meist um eine Störung der Blutzellen oder der Blutbildung. Dazu zählen zum Beispiel Blutarmut (Anämie), Leukämien (bestimmte Blutkrebsarten) oder Störungen der Blutgerinnung. Je nach Befund kann das sehr unterschiedlich verlaufen – von harmlosen, gut behandelbaren Veränderungen bis hin zu ernsteren Erkrankungen.

Häufige Fragen und Unsicherheiten

Viele fragen sich: Ist ein hämatologischer Befund automatisch schlimm? Nicht jede Auffälligkeit im Blutbild deutet gleich auf eine schwere Krankheit hin. Oft sind es harmlose Schwankungen, die zum Beispiel durch einen Infekt, Stress oder einen vorübergehenden Mangel entstehen. Erst wenn mehrere Werte deutlich außerhalb des Normalbereichs liegen oder Beschwerden bestehen, wird genauer hingeschaut.

Manchmal taucht auch der Begriff „hämatologisch unauffällig“ auf. Das bedeutet, dass im Blutbild keine Auffälligkeiten gefunden wurden. Ist dagegen von einer „hämatologischen Erkrankung“ die Rede, hängt die Bedeutung ganz von der genauen Diagnose ab. Viele Blutkrankheiten lassen sich heute gut behandeln, zum Beispiel durch Medikamente, Bluttransfusionen oder spezielle Therapien wie die Antikoagulation oder moderne Blutverdünner wie DOAK.

Was passiert bei einer hämatologischen Untersuchung?

Bei einer hämatologischen Untersuchung wird in der Regel Blut abgenommen und anschließend im Labor auf verschiedene Werte überprüft. Dazu zählen unter anderem die Anzahl und das Aussehen der roten und weißen Blutkörperchen, die Blutplättchen, der Hämoglobinwert sowie bestimmte Enzyme und Gerinnungsfaktoren. Diese Werte geben Hinweise darauf, ob das Blut normal gebildet wird, ob eine Entzündung oder ein Mangel vorliegt oder ob Anzeichen für eine Erkrankung bestehen.

Manchmal sind weiterführende Untersuchungen nötig, zum Beispiel eine Knochenmarkpunktion, wenn ein Verdacht auf eine schwerwiegendere hämatologische Erkrankung besteht. Das ist aber nur in besonderen Situationen notwendig und wird immer genau erklärt.

Wann ist eine Behandlung notwendig?

Ob eine Behandlung erforderlich ist, hängt ganz von der jeweiligen Diagnose ab. Bei leichten Veränderungen im Blutbild reicht es oft, abzuwarten oder einen Mangel (zum Beispiel an Eisen oder Vitamin B12) auszugleichen. Bei ernsteren hämatologischen Erkrankungen kommen spezielle Therapien zum Einsatz, etwa Chemotherapien, Immuntherapien oder Bluttransfusionen. Auch die Einnahme von Blutverdünnern kann dazu gehören, etwa bei erhöhter Thrombosegefahr. Die Auswahl der Behandlung richtet sich dabei immer nach der genauen Ursache und dem individuellen Gesundheitszustand.

Hämatologisch – ein Sammelbegriff für alles rund ums Blut

Zusammengefasst steht „hämatologisch“ als Überbegriff für alles, was mit dem Blut zu tun hat – von normalen Laboruntersuchungen bis hin zu Erkrankungen und ihrer Behandlung. Wer diesen Begriff im Arztbrief liest, weiß: Hier geht es um das Blut, seine Bestandteile, seine Funktionen und mögliche Veränderungen. Bei Unsicherheiten hilft es, gezielt nachzufragen oder sich die Werte und Begriffe erklären zu lassen. Oft sind es kleine Abweichungen, die keinen Grund zur Sorge bieten. Und wenn doch etwas behandelt werden muss, gibt es heute viele Möglichkeiten, das Blut und seine Funktionen gezielt zu unterstützen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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