Die Hämatopoese ist der medizinische Fachausdruck für die Bildung und Entwicklung der Blutzellen im Körper. Sie beschreibt den Prozess, durch den neue Zellen für das Blut entstehen – dazu gehören rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen.
Wo und wie entstehen Blutzellen?
Der menschliche Körper erneuert seine Blutzellen ständig. Die meisten von ihnen leben nur wenige Tage oder Wochen, deshalb ist eine kontinuierliche Nachbildung notwendig. Dieser Vorgang läuft vor allem im Knochenmark ab, das sich im Inneren vieler Knochen befindet, etwa im Becken, den Rippen oder den langen Röhrenknochen der Arme und Beine.
Dort sitzen sogenannte Blutstammzellen. Diese besonderen Zellen können sich in verschiedene Richtungen weiterentwickeln. Je nach Bedarf entstehen aus ihnen entweder rote Blutkörperchen (Erythrozyten), die den Sauerstoff transportieren, weiße Blutkörperchen (Leukozyten), die für die Abwehr von Krankheitserregern zuständig sind, oder Blutplättchen (Thrombozyten), die bei der Blutgerinnung eine wichtige Rolle spielen.
Was passiert bei der Hämatopoese genau?
Der Ablauf ist wie ein fein abgestimmtes Zusammenspiel: Aus einer einzelnen Stammzelle entstehen durch mehrere Zwischenschritte und Teilungen immer spezialisiertere Zellen. Zunächst bilden sich sogenannte Vorläuferzellen, die sich schon auf eine bestimmte Richtung festgelegt haben. Im weiteren Verlauf reifen diese Zellen aus und verlassen schließlich das Knochenmark, um im Blut ihre Aufgaben zu übernehmen.
Manchmal tauchen im Blutbild auch unreife Vorstufen auf. Das kann zum Beispiel nach einer starken Infektion oder bei bestimmten Erkrankungen passieren. Mehr dazu findest du im Artikel zu Unreifen Granulozyten.
Bedeutung für die Gesundheit
Die Hämatopoese ist lebenswichtig. Ohne die ständige Nachbildung von Blutzellen könnten Sauerstofftransport, Immunabwehr und Blutstillung nicht funktionieren. Bereits kleine Störungen in diesem Prozess können spürbare Folgen haben – zum Beispiel eine Blutarmut (Anämie), wenn zu wenig rote Blutkörperchen gebildet werden, oder ein erhöhtes Infektionsrisiko, wenn es an weißen Blutkörperchen mangelt.
Fehler in der Entwicklung der Blutzellen können auch dazu führen, dass Zellen nicht richtig ausreifen. Ein Beispiel dafür sind sogenannte Megaloblasten, die bei bestimmten Formen der Blutarmut auftreten. Weitere Informationen dazu gibt es im Artikel zu Megaloblasten.
Wann ist die Hämatopoese gestört?
Störungen der Hämatopoese können viele Ursachen haben. Häufig sind Mangelzustände, wie ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure, verantwortlich. Auch Infektionen, bestimmte Medikamente oder Erkrankungen des Knochenmarks selbst – zum Beispiel Leukämien – können die Blutbildung beeinflussen.
Im Labor zeigt sich dann oft eine Veränderung der Blutzellen im Blutbild. Es kann zu einem Mangel einzelner Zelltypen kommen oder zu einer vermehrten Freisetzung unreifer Zellen. Ärztinnen und Ärzte prüfen in solchen Fällen gezielt, ob die Hämatopoese normal abläuft oder ob ein Problem vorliegt.
Hämatopoese als medizinischer Begriff im Befund
In Arztbriefen, Laborberichten oder Befunden taucht der Begriff häufig auf, wenn die Blutbildung auffällig ist oder gezielt untersucht wurde. Zum Beispiel kann dort stehen, dass die „Hämatopoese unauffällig“ ist – das bedeutet, die Bildung der Blutzellen läuft normal ab. Manchmal wird aber auch von einer „gestörten Hämatopoese“ gesprochen, wenn die Blutbildung verändert oder beeinträchtigt ist.
Der Begriff selbst beschreibt dabei immer nur den Prozess der Blutbildung. Ob eine Störung vorliegt und wie diese behandelt werden muss, hängt von der jeweiligen Ursache ab und wird individuell durch die behandelnden Fachleute beurteilt.
Zusammengefasst
Die Hämatopoese ist der zentrale Prozess, durch den der Körper ständig neue Blutzellen bildet. Sie findet überwiegend im Knochenmark statt und sorgt dafür, dass alle wichtigen Aufgaben des Blutes erfüllt werden können. Störungen der Hämatopoese können sich im Blutbild zeigen und sollten immer im Zusammenhang mit den Beschwerden und anderen Befunden betrachtet werden.