Glomerulonephritis: Wenn die Niere streikt

Glomerulonephritis: Wenn die Niere streikt

05.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Glomerulonephritis ist eine entzündliche Erkrankung der Nieren, bei der vor allem die sogenannten Glomeruli, das sind die feinen Filtereinheiten der Niere, betroffen sind.

Was passiert bei einer Glomerulonephritis?

Die Filtereinheiten der Niere, medizinisch Glomeruli genannt, sorgen normalerweise dafür, dass Abfallstoffe aus dem Blut gefiltert und mit dem Urin ausgeschieden werden. Bei einer Glomerulonephritis entzünden sich diese kleinen Gefäße. Dadurch können sie ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen. Es gelangen dann möglicherweise Blut oder Eiweiß in den Urin, was im Alltag nicht normal ist. Gleichzeitig kann sich Wasser im Körper stauen, weil die Niere weniger gut arbeitet.

Die Entzündung entsteht meist, weil das Immunsystem auf bestimmte Auslöser reagiert. Das können Infektionen sein, aber auch Autoimmunerkrankungen, bei denen der Körper fälschlicherweise eigenes Gewebe angreift. Manchmal bleibt der genaue Auslöser unklar.

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Typische Beschwerden und erste Hinweise

Die Symptome einer Glomerulonephritis sind oft unspezifisch und entwickeln sich schleichend. Viele bemerken zunächst, dass der Urin eine rötliche Färbung annimmt oder schäumt. Das weist auf Blut oder Eiweiß im Urin hin. Weitere Anzeichen können geschwollene Augenlider, Hände oder Füße sein, weil sich Flüssigkeit im Gewebe einlagert. Manche fühlen sich müde, abgeschlagen oder bemerken einen erhöhten Blutdruck. In schweren Fällen kann es zu Kopfschmerzen, Übelkeit oder Atemnot kommen.

Nicht immer treten alle Symptome gleichzeitig auf. Gerade am Anfang bleibt die Erkrankung deshalb manchmal unbemerkt und wird erst durch eine Routineuntersuchung entdeckt.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Um herauszufinden, ob eine Glomerulonephritis vorliegt, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Ein wichtiger Hinweis ist das Vorhandensein von Blut oder Eiweiß im Urin, das oft schon mit einem einfachen Teststreifen nachgewiesen werden kann. Zusätzlich werden Blutwerte bestimmt, um die Nierenfunktion zu überprüfen und Entzündungszeichen zu erkennen.

In manchen Fällen ist eine Ultraschalluntersuchung der Nieren sinnvoll, um Veränderungen sichtbar zu machen. Bei unklaren Befunden kann eine Gewebeprobe (Nierenbiopsie) notwendig sein. Dabei wird unter örtlicher Betäubung ein winziges Stück Nierengewebe entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Dies hilft, die genaue Ursache der Entzündung festzustellen und die passende Behandlung auszuwählen.

Ist eine Glomerulonephritis gefährlich?

Viele stellen sich die Frage, wie schlimm eine Glomerulonephritis wirklich ist und ob bleibende Schäden drohen. Die Antwort hängt von der Form und dem Verlauf ab. Es gibt milde Verläufe, bei denen die Entzündung nach kurzer Zeit wieder abklingt, vor allem wenn sie durch eine Infektion ausgelöst wurde. In anderen Fällen kann die Erkrankung fortschreiten und die Nieren dauerhaft schädigen. Besonders gefürchtet ist der Übergang in eine sogenannte chronische Nierenschwäche, die langfristig zu einer Dialysepflicht führen kann.

Die Prognose ist umso besser, je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird. Deshalb ist es so wichtig, bei auffälligem Urin, ungeklärten Schwellungen oder anhaltendem Bluthochdruck ärztlichen Rat einzuholen.

Behandlungsmöglichkeiten und was du selbst tun kannst

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Entzündung. Bei leichten Formen reicht es manchmal, den Blutdruck gut einzustellen und die Nierenfunktion regelmäßig zu kontrollieren. In anderen Fällen kommen Medikamente zum Einsatz, die das Immunsystem dämpfen oder gezielt Entzündungen hemmen. Das können zum Beispiel sogenannte Kortisonpräparate oder andere Immunsuppressiva sein.

Wenn eine Infektion der Auslöser ist, wird sie gezielt behandelt. In schweren Fällen, bei denen die Nierenfunktion stark eingeschränkt ist, kann vorübergehend eine Dialyse notwendig werden.

Wichtig ist, auf eine salzarme Ernährung zu achten, um Wassereinlagerungen (Ödeme) vorzubeugen. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, angepasst an die Nierenfunktion, spielt eine Rolle. Körperliche Schonung hilft, den Organismus zu entlasten. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind entscheidend, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.

Ängste und Sorgen: Was viele beschäftigt

Viele Menschen machen sich bei der Diagnose große Sorgen um ihre Nieren und die Zukunft. Häufig taucht die Angst auf, irgendwann auf eine Dialyse angewiesen zu sein oder eine Nierentransplantation zu benötigen. Diese Befürchtungen sind verständlich, treffen aber bei weitem nicht auf alle Fälle zu. Die meisten Glomerulonephritiden lassen sich heute gut behandeln, vor allem wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Es ist hilfreich, die eigene Erkrankung zu verstehen und aktiv an der Behandlung mitzuwirken.

Wer sich unsicher fühlt, sollte Fragen offen mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprechen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann entlasten.

Verschiedene Formen und Verläufe

Es gibt unterschiedliche Formen der Glomerulonephritis, die sich in Verlauf, Ursache und Behandlung unterscheiden. Manche verlaufen schleichend, andere schreiten rasch fort. Besonders die sogenannte progressive Glomerulonephritis gilt als aggressiv und erfordert eine schnelle, gezielte Therapie. Wer einen entsprechenden Vermerk im Arztbrief findet, sollte sich frühzeitig über die nächsten Schritte informieren.

Andere Varianten wie die postinfektiöse Glomerulonephritis treten häufig nach Infektionen auf und haben meist eine gute Prognose. Die genaue Einordnung ist wichtig, damit die Behandlung optimal angepasst werden kann.

Was im Alltag hilft

Eine gesunde Lebensweise unterstützt die Nierenfunktion. Es lohnt sich, auf ausreichend Bewegung zu achten und Übergewicht zu vermeiden. Eine ausgewogene Ernährung mit wenig Salz und tierischem Eiweiß kann die Nieren zusätzlich entlasten. Auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum sollte verzichtet werden, da beides die Nieren zusätzlich schädigen kann.

Der Blutdruck sollte regelmäßig kontrolliert werden, denn ein zu hoher Druck belastet die Nieren besonders stark. Wer Medikamente einnimmt, sollte diese immer wie verordnet nehmen und Rücksprache mit dem Arzt halten, bevor neue Präparate begonnen werden.

Wann ärztlicher Rat notwendig ist

Bei plötzlichen Veränderungen des Urins, unerklärlichen Schwellungen oder anhaltenden Beschwerden ist es ratsam, nicht zu lange zu warten. Auch bei bekannten Nierenerkrankungen gilt: Regelmäßige Kontrollen helfen, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und die Therapie rechtzeitig anzupassen.

Glomerulonephritis ist heute meist gut behandelbar. Das Wissen um die Erkrankung und ein aktives Mitwirken an der eigenen Gesundheit schaffen Sicherheit im Umgang mit der Diagnose.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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