Divertikulose: Unbemerkte Veränderungen im Dickdarm

Divertikulose: Unbemerkte Veränderungen im Dickdarm

05.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Divertikulose bezeichnet das Vorhandensein von kleinen Ausstülpungen, sogenannten Divertikeln, in der Wand des Dickdarms. Diese Veränderungen bleiben oft lange unbemerkt und verursachen in vielen Fällen keine Beschwerden.

Was passiert bei Divertikulose?

Im Dickdarm, vor allem im Bereich des sogenannten Sigmas, können sich mit zunehmendem Alter winzige „Aussackungen“ an der Darmwand bilden. Diese Divertikel entstehen meist dort, wo die Darmwand durch Blutgefäße durchbrochen wird und dadurch eine kleine Schwachstelle entsteht. Über Jahre hinweg kann der Druck im Inneren des Darms dazu führen, dass sich die Schleimhaut nach außen vorwölbt. Besonders häufig tritt das im letzten Abschnitt des Dickdarms auf. In der Medizin spricht man dann von einer Kolondivertikulose oder, wenn speziell das Sigma betroffen ist, von einer Sigmadivertikulose. Mehr Informationen zu diesen Formen finden sich unter Kolondivertikulose und Sigmadivertikulose.

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Wie häufig ist Divertikulose und wer ist betroffen?

Mit steigendem Lebensalter nimmt die Häufigkeit deutlich zu. Schätzungen zufolge haben etwa die Hälfte aller Menschen über 60 Jahre Divertikel im Dickdarm, ohne es zu wissen. In jüngeren Jahren sind diese Veränderungen selten. Die Entstehung wird begünstigt durch ballaststoffarme Ernährung, Bewegungsmangel und chronische Verstopfung. Auch eine familiäre Veranlagung kann eine Rolle spielen.

Welche Beschwerden können auftreten?

In den meisten Fällen bleibt Divertikulose völlig symptomlos. Die Divertikel werden oft zufällig bei einer Darmspiegelung oder einer Röntgenaufnahme entdeckt. Nur selten kommt es zu leichten, unspezifischen Beschwerden wie gelegentlichen Blähungen, leichten Bauchschmerzen oder einem Gefühl von Unregelmäßigkeit beim Stuhlgang. Diese Symptome sind aber nicht eindeutig für Divertikulose und können auch viele andere Ursachen haben.

Muss Divertikulose behandelt werden?

Solange keine Entzündung oder andere Komplikationen auftreten, besteht meist kein Anlass für eine spezielle Behandlung. Die bloße Anwesenheit von Divertikeln ist zunächst kein Grund zur Sorge. Wichtig ist jedoch, auf Warnzeichen zu achten, die auf eine Entzündung oder andere Komplikationen hindeuten könnten. Dazu zählen plötzlich auftretende starke Bauchschmerzen, Fieber, Übelkeit oder Veränderungen beim Stuhlgang wie Blutauflagerungen. In solchen Fällen sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden.

Wie wird Divertikulose festgestellt?

Die Diagnose erfolgt meist zufällig im Rahmen einer Darmspiegelung, einer sogenannten Koloskopie, oder durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder eine Computertomografie. Die Ärztin oder der Arzt erkennt dabei die typischen kleinen Ausstülpungen an der Darmwand. Eine gezielte Untersuchung auf Divertikulose ist nur selten notwendig, zum Beispiel wenn Beschwerden vorliegen oder Komplikationen vermutet werden.

Was kann man selbst tun?

Eine ballaststoffreiche Ernährung unterstützt die Darmgesundheit und kann helfen, den Druck im Dickdarm zu verringern. Viel trinken und regelmäßige Bewegung fördern einen normalen Stuhlgang und beugen Verstopfung vor. Frisches Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sind dabei besonders empfehlenswert. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte ebenfalls geachtet werden. Wer bereits Divertikel hat, braucht meist keine spezielle Diät, solange keine Entzündung vorliegt. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass bestimmte Lebensmittel wie Nüsse oder Körner gemieden werden müssen.

Gibt es Risiken oder Komplikationen?

Die meisten Menschen mit Divertikulose leben viele Jahre beschwerdefrei. Bei einem kleinen Teil kann es jedoch zu einer Entzündung der Divertikel kommen, einer sogenannten Divertikulitis. Diese kann sich durch plötzlich einsetzende, meist linksseitige Bauchschmerzen, Fieber und Verdauungsprobleme bemerkbar machen. In seltenen Fällen treten Komplikationen wie Blutungen, Abszesse oder eine Verengung des Darms auf. Die Wahrscheinlichkeit für solche Komplikationen ist jedoch insgesamt gering.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Wer plötzlich starke Bauchschmerzen, Fieber oder Blut im Stuhl bemerkt, sollte zeitnah eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Auch anhaltende oder wiederkehrende Beschwerden im linken Unterbauch können ein Hinweis auf eine Entzündung sein. Frühzeitige Abklärung hilft, Komplikationen zu vermeiden und eine passende Behandlung einzuleiten.

Was steckt hinter den häufigen Sorgen?

Viele Menschen sind verunsichert, wenn sie den Begriff Divertikulose im Befund lesen. Die Angst vor einer Darmoperation oder einer schweren Erkrankung ist verständlich. In den allermeisten Fällen besteht jedoch kein Grund zur Sorge. Die Divertikulose selbst ist keine Krankheit, sondern eine altersbedingte Veränderung. Nur bei Beschwerden oder Komplikationen wird eine gezielte Behandlung notwendig. Wer auf seinen Körper achtet und bei Warnzeichen rechtzeitig ärztlichen Rat sucht, kann meist gut mit der Diagnose leben.

Weitere Informationen zu verwandten Themen finden sich unter Kolondivertikulose und Sigmadivertikulose.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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