Was ist der Cornell-Index?
Der Cornell-Index ist ein Messwert aus der Elektrokardiografie (EKG), der Hinweise auf eine Verdickung des linken Herzens, genauer gesagt der linken Herzkammer, geben kann. Er wird vor allem genutzt, um eine sogenannte Linksherzhypertrophie frühzeitig zu erkennen, also eine Verdickung des Herzmuskels, die häufig durch langjährigen Bluthochdruck entsteht.
Wie funktioniert der Cornell-Index?
Um den Cornell-Index zu bestimmen, wird ein EKG geschrieben. Dabei werden die elektrischen Aktivitäten des Herzens über Elektroden auf der Haut abgeleitet und als Kurven aufgezeichnet. Für den Cornell-Index schaut man sich zwei spezielle Ausschläge (Zacken) im EKG genauer an: den sogenannten S-Wert in Ableitung V3 und den R-Wert in Ableitung aVL. Diese beiden Werte werden einfach addiert. Das Ergebnis wird in Millimetern angegeben.
Die Berechnung sieht so aus: S in V3 plus R in aVL. Liegt die Summe über einem bestimmten Schwellenwert, spricht das für eine Verdickung der linken Herzkammer. Bei Männern gilt meist ein Wert über 28 mm als auffällig, bei Frauen liegt die Grenze bei 20 mm.
Was bedeutet ein erhöhter Cornell-Index?
Ein erhöhter Cornell-Index deutet darauf hin, dass die linke Herzkammer größer oder muskulöser geworden ist als normal. Das passiert oft, wenn das Herz über längere Zeit gegen einen erhöhten Widerstand pumpen muss, zum Beispiel bei dauerhaft hohem Blutdruck (Hypertonie). Auch andere Ursachen wie Herzklappenerkrankungen können dazu führen.
Wichtig ist: Ein auffälliger Wert allein beweist noch keine Erkrankung. Der Cornell-Index ist ein Hinweis, aber keine endgültige Diagnose. Es gibt auch andere Gründe, warum der Wert erhöht sein kann, etwa bestimmte Körperbauformen oder technische Besonderheiten beim EKG.
Warum ist eine Verdickung der linken Herzkammer bedeutsam?
Die linke Herzkammer ist der stärkste Teil des Herzens. Sie pumpt das Blut in den gesamten Körperkreislauf. Wenn sie sich verdickt, kann das auf Dauer zu Problemen führen. Der Herzmuskel braucht mehr Sauerstoff, wird steifer und kann schlechter entspannen. Das Herz arbeitet weniger effizient, was über die Jahre das Risiko für Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder sogar einen plötzlichen Herztod erhöhen kann.
Was passiert bei einem auffälligen Cornell-Index?
Wenn im EKG ein hoher Cornell-Index festgestellt wird, folgt meist eine genauere Abklärung. Häufig wird ein Herzultraschall (Echokardiografie) gemacht, um die Dicke der Herzwände direkt zu messen. So lässt sich sehen, ob tatsächlich eine Verdickung vorliegt und wie ausgeprägt sie ist.
Manchmal werden auch weitere Untersuchungen veranlasst, zum Beispiel Blutdruckmessungen, Laborwerte oder Belastungstests. Ziel ist es, die Ursache zu finden und das Risiko für Folgeerkrankungen einzuschätzen.
Was kann man tun, wenn der Cornell-Index erhöht ist?
Die Behandlung hängt davon ab, ob tatsächlich eine krankhafte Verdickung der linken Herzkammer vorliegt und was die Ursache ist. Am häufigsten ist Bluthochdruck der Auslöser. Dann steht eine gute Einstellung des Blutdrucks im Vordergrund, oft mit Medikamenten, aber auch durch Lebensstiländerungen wie gesunde Ernährung, Bewegung und Verzicht auf Rauchen.
Manchmal müssen auch Herzklappenerkrankungen behandelt werden. Ziel ist immer, das Herz zu entlasten und das Fortschreiten der Verdickung zu verhindern.
Was sagt der Cornell-Index allein aus?
Der Cornell-Index ist eine hilfreiche Ergänzung im EKG, aber kein alleiniger Beweis für eine Herzerkrankung. Er sollte immer im Zusammenhang mit anderen Befunden betrachtet werden. Nicht jeder erhöhte Wert bedeutet automatisch eine Gefahr, und umgekehrt kann auch ein normaler Index vorliegen, obwohl eine Herzerkrankung besteht.
Wann taucht der Begriff auf?
In Arztbriefen, Befundberichten oder bei kardiologischen Untersuchungen wird der Cornell-Index oft erwähnt, wenn das EKG Hinweise auf eine mögliche Linksherzhypertrophie zeigt. Besonders bei Menschen mit Bluthochdruck oder bekannten Herzproblemen gehört diese Messung zum Standard.
Was tun bei Unsicherheit?
Ein auffälliger Cornell-Index ist kein Grund zur Panik, sondern ein Anlass, genauer hinzuschauen. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt wird erklären, was die Werte bedeuten und ob weitere Schritte nötig sind. Oft genügt schon eine gute Blutdruckkontrolle, um das Herz langfristig zu schützen.
Wissenschaftliche Quellen
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Verdecchia P, Schillaci G, Borgioni C, Ciucci A, Gattobigio R, Zampi I, Porcellati C. Prognostic significance of serial changes in left ventricular mass in essential hypertension. Circulation. 1998;97(1):48-54. doi:10.1161/01.CIR.97.1.48 - doi:10.1161/01.CIR.97.1.48