Antikoagulantien: Schutz vor Blutgerinnseln

Antikoagulantien: Schutz vor Blutgerinnseln

05.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Antikoagulantien sind Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen und so das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln im Körper verringern. Sie werden häufig auch als „Blutverdünner“ bezeichnet, obwohl sie das Blut nicht wirklich dünner machen, sondern gezielt die Gerinnungsfähigkeit herabsetzen.

Warum Antikoagulantien eingesetzt werden

Im menschlichen Körper sorgt das Gerinnungssystem normalerweise dafür, dass bei einer Verletzung das Blut stockt und eine Blutung gestoppt wird. Manchmal kann dieses System jedoch auch ohne äußere Verletzung aktiv werden und es bilden sich sogenannte Thromben, also Blutgerinnsel, in den Gefäßen. Solche Gerinnsel können gefährlich werden, wenn sie ein Blutgefäß verstopfen und so den Blutfluss unterbrechen. Besonders kritisch ist das zum Beispiel bei einer tiefen Venenthrombose, einer Lungenembolie oder einem Schlaganfall durch ein Gerinnsel im Gehirn.

Antikoagulantien kommen genau dann zum Einsatz, wenn das Risiko für solche Gerinnsel erhöht ist. Typische Situationen sind Vorhofflimmern (eine bestimmte Herzrhythmusstörung), künstliche Herzklappen, bestimmte Operationen oder längere Bettlägerigkeit. Auch nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kann eine solche Therapie notwendig werden, um erneute Ereignisse zu verhindern.

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Wie wirken Antikoagulantien eigentlich?

Diese Medikamente greifen an verschiedenen Stellen im komplexen Gerinnungssystem des Körpers ein. Sie verhindern, dass sich aus kleinen Blutplättchen und Eiweißen ein stabiles Gerinnsel bildet. Es gibt verschiedene Gruppen von Antikoagulantien, die sich in ihrer Wirkweise und Anwendung unterscheiden.

Zu den klassischen Vertretern zählen die sogenannten Vitamin K Antagonisten wie Phenprocoumon. Sie blockieren die Wirkung von Vitamin K, das für die Herstellung bestimmter Gerinnungsfaktoren gebraucht wird. Moderne Mittel wie die direkten oralen Antikoagulanzien (abgekürzt DOAK) wirken gezielter und beeinflussen einzelne Schritte der Gerinnungskaskade. Beispiele hierfür sind Dabigatran, Rivaroxaban und Apixaban. Wer mehr darüber wissen möchte, findet ausführliche Informationen zu diesen Wirkstoffen unter DOAK, Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban und Phenprocoumon.

Was bedeutet es, Antikoagulantien einzunehmen?

Die Einnahme von Antikoagulantien ist oft eine langfristige Maßnahme. Sie dient dazu, das Risiko für gefährliche Blutgerinnsel zu senken, bringt aber auch eine erhöhte Blutungsneigung mit sich. Das heißt: Schon kleinere Verletzungen können länger bluten, und es kann schneller zu blauen Flecken kommen. Auch innere Blutungen sind möglich, wenn auch selten.

Im Alltag ist deshalb besondere Aufmerksamkeit gefragt. Viele Ärztinnen und Ärzte empfehlen, bei Stürzen oder ungewöhnlichen Blutungen sofort medizinischen Rat einzuholen. Es ist sinnvoll, einen Notfallausweis mit sich zu führen, der auf die Einnahme von Antikoagulantien hinweist. Das ist vor allem bei Unfällen oder ungeplanten Operationen wichtig, damit das medizinische Personal schnell reagieren kann.

Wie wird die Therapie überwacht?

Je nach Wirkstoff unterscheidet sich die Kontrolle der Behandlung. Bei den älteren Vitamin K Antagonisten wie Phenprocoumon ist eine regelmäßige Kontrolle des sogenannten INR Wertes im Blut nötig. Dieser Wert zeigt an, wie stark die Gerinnung gehemmt ist. Die Dosis wird dann individuell angepasst.

Die modernen DOAKs benötigen meist keine routinemäßigen Blutkontrollen, da ihre Wirkung gleichmäßiger ist. Trotzdem sind regelmäßige Arztbesuche wichtig, um die Nierenfunktion und mögliche Nebenwirkungen zu überwachen. Es gibt zudem Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die beachtet werden müssen.

Mehr zur Überwachung und den Besonderheiten der Antikoagulation gibt es im Artikel Antikoagulation.

Was ist im Alltag zu beachten?

Wer Antikoagulantien einnimmt, sollte einige Dinge im Blick haben. Bestimmte Sportarten mit hohem Verletzungsrisiko sind nicht ideal, da Blutungen schwerer zu stillen sind. Beim Zähneputzen, Rasieren oder bei der Gartenarbeit kann es schneller zu kleinen Verletzungen kommen, die länger nachbluten. Manche Hausmittel oder Nahrungsergänzungsmittel können die Wirkung beeinflussen, etwa Präparate mit Johanniskraut oder Vitamin K.

Auch vor geplanten Eingriffen beim Zahnarzt oder bei Operationen muss die Einnahme besprochen werden. Oft ist eine besondere Vorbereitung oder ein zeitweises Absetzen des Medikaments erforderlich.

Typische Fragen und Sorgen rund um Antikoagulantien

Viele Menschen machen sich Sorgen, wie stark das Blutungsrisiko im Alltag tatsächlich ist. Die meisten Blutungen sind zwar harmlos, doch größere innere Blutungen können gefährlich werden. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Menschen mit Nierenproblemen oder solche, die zusätzlich andere blutverdünnende Mittel einnehmen.

Es taucht oft die Frage auf, ob eine dauerhafte Einnahme wirklich notwendig ist. Die Entscheidung beruht auf einer individuellen Risikoabwägung. Ärztinnen und Ärzte wägen ab, wie hoch das Risiko für ein Blutgerinnsel ist und wie groß das persönliche Blutungsrisiko ausfällt. In vielen Fällen überwiegt der Nutzen deutlich.

Ein weiteres Thema ist die Angst vor Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Hier hilft es, bei jedem neuen Medikament den behandelnden Arzt oder die Ärztin zu informieren. Auch rezeptfreie Mittel und pflanzliche Präparate können die Wirkung beeinflussen.

Was tun bei Nebenwirkungen oder Unsicherheiten?

Treten ungewöhnliche Blutungen, starke Kopfschmerzen, Schwäche, Schwindel oder plötzliche Schmerzen auf, ist es ratsam, nicht zu zögern und medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch bei anstehenden Operationen, Zahnbehandlungen oder geplanten Impfungen sollte die Einnahme von Antikoagulantien immer erwähnt werden.

Im Alltag hilft es, aufmerksam zu bleiben und bei Unsicherheiten lieber einmal mehr nachzufragen. Die meisten Menschen gewöhnen sich schnell an die neue Situation und können mit einigen Anpassungen ein weitgehend normales Leben führen.

Weiterführende Informationen

Wer sich tiefer mit dem Thema beschäftigen möchte, findet umfangreiche und laienfreundliche Informationen zu den einzelnen Wirkstoffen und zur Antikoagulation im Alltag unter den folgenden Links: Antikoagulation, DOAK, Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban, Phenprocoumon.

So lässt sich das eigene Risiko besser einschätzen und gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt die passende Therapie finden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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