Dabigatran – Wirkung, Anwendung, Risiken

Dabigatran – Wirkung, Anwendung, Risiken

30.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Dabigatran ist ein Medikament, das zur Vorbeugung und Behandlung von Blutgerinnseln eingesetzt wird, indem es die Blutgerinnung hemmt.

Was steckt hinter dem Wirkstoff?

Dabigatran gehört zu den sogenannten „neuen oralen Antikoagulanzien“ – manchmal liest man auch die Abkürzung NOAK oder DOAK (direkte orale Antikoagulanzien). Diese Wirkstoffgruppe sorgt dafür, dass das Blut weniger schnell verklumpt. Damit werden Medikamente wie Dabigatran besonders häufig verschrieben, wenn ein erhöhtes Risiko für Thrombosen oder Schlaganfälle besteht. Typische Einsatzgebiete sind zum Beispiel das Vorhofflimmern, eine Herzrhythmusstörung, bei der sich leicht Blutgerinnsel im Herzen bilden können, oder nach bestimmten Operationen wie einem künstlichen Gelenkersatz.

Im Unterschied zu älteren Blutverdünnern wie Marcumar (Wirkstoff: Phenprocoumon) wirkt Dabigatran gezielt auf einen bestimmten Schritt der Blutgerinnung. Es hemmt das Enzym Thrombin, das für die Bildung von Blutgerinnseln verantwortlich ist. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich gefährliche Klümpchen in den Blutgefäßen bilden.

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Wann wird Dabigatran eingesetzt?

Häufig kommt Dabigatran zum Einsatz, wenn das persönliche Risiko für einen Schlaganfall oder eine tiefe Venenthrombose erhöht ist. Das ist zum Beispiel nach einer Operation am Knie oder an der Hüfte der Fall, da hier die Gefahr besteht, dass sich Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen bilden. Auch bei bestimmten Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern verschreiben Ärztinnen und Ärzte diesen Wirkstoff, um das Risiko eines Schlaganfalls zu verringern.

Es gibt aber auch Situationen, in denen Dabigatran nicht geeignet ist. Wer zum Beispiel eine schwere Nierenerkrankung hat, sollte das Medikament nicht einnehmen, weil der Wirkstoff über die Nieren ausgeschieden wird und sich sonst im Körper anreichern könnte. Auch bei bestimmten anderen Erkrankungen, etwa bei einer erhöhten Blutungsneigung, kann die Einnahme riskant sein.

Wie wird Dabigatran eingenommen?

Die Tabletten oder Kapseln werden in der Regel zweimal täglich geschluckt. Wichtig ist, sie möglichst immer zur gleichen Tageszeit einzunehmen, um einen gleichmäßigen Wirkspiegel im Blut zu erreichen. Die genaue Dosierung richtet sich nach dem Grund der Behandlung, dem Alter, dem Gewicht und der Nierenfunktion.

Ein Vorteil gegenüber älteren Blutverdünnern ist, dass keine regelmäßigen Blutkontrollen zur Überwachung der Gerinnungswerte notwendig sind. Trotzdem sollte die Einnahme immer in enger Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt erfolgen. Denn auch wenn Dabigatran das Risiko für Blutgerinnsel senkt, steigt gleichzeitig die Gefahr für Blutungen – zum Beispiel bei Verletzungen, Operationen oder Zahnbehandlungen.

Was bedeutet die Einnahme von Dabigatran im Alltag?

Mit Dabigatran ist der Alltag meist wenig eingeschränkt, da die Tabletten unabhängig von den Mahlzeiten geschluckt werden können. Trotzdem gibt es ein paar Dinge zu beachten. Vor allem sollte immer ein Notfallausweis mitgeführt werden, der darauf hinweist, dass ein blutverdünnendes Medikament eingenommen wird. Das ist wichtig, falls es zu einem Unfall kommt oder eine Operation ansteht.

Bestimmte Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Aspirin können das Blutungsrisiko zusätzlich erhöhen und sollten nur nach Rücksprache eingenommen werden. Auch pflanzliche Mittel oder Nahrungsergänzungsmittel können Wechselwirkungen verursachen. Eine genaue Rücksprache mit medizinischem Personal ist daher ratsam, bevor neue Medikamente begonnen werden.

Typische Sorgen und Nebenwirkungen

Die wohl häufigste Sorge bei Blutverdünnern ist das Risiko für Blutungen. Kleinere Blutergüsse oder Nasenbluten können auftreten. Seltener, aber schwerwiegender sind stärkere innere Blutungen, zum Beispiel im Magen-Darm-Trakt. Warnzeichen können dunkler Stuhl, blutiger Urin oder anhaltendes Nasenbluten sein. In solchen Fällen sollte rasch ärztliche Hilfe gesucht werden.

Viele fragen sich auch: Was passiert, wenn eine Tablette vergessen wurde? Grundsätzlich gilt: Nicht die doppelte Dosis einnehmen, sondern einfach die nächste reguläre Einnahme fortsetzen. Bei Unsicherheiten hilft ein kurzer Anruf in der Arztpraxis oder der Apotheke weiter.

Ein weiterer Punkt, der häufig verunsichert, ist die Frage nach einer möglichen „Gegenmaßnahme“ bei schweren Blutungen. Für Dabigatran gibt es ein spezielles Gegenmittel (Idarucizumab), das im Notfall eingesetzt werden kann, um die Wirkung rasch aufzuheben. Das gibt zusätzliche Sicherheit, sollte doch einmal eine größere Blutung auftreten.

Was ist bei längerer Einnahme zu beachten?

Wer Dabigatran über längere Zeit einnimmt, sollte regelmäßig die Nierenfunktion kontrollieren lassen, da der Wirkstoff über die Nieren ausgeschieden wird. Auch die Leberwerte werden gelegentlich überprüft. Eine engmaschige Kontrolle ist vor allem bei älteren Menschen oder bei bestehenden Vorerkrankungen wichtig.

Es empfiehlt sich, vor geplanten Operationen oder größeren zahnärztlichen Eingriffen rechtzeitig mit dem behandelnden Team zu sprechen. Oft muss Dabigatran dann kurzzeitig abgesetzt werden, um das Blutungsrisiko zu senken.

Zusammengefasst

Dabigatran ist ein moderner Blutverdünner, der gezielt vor Blutgerinnseln schützt. Er wird vor allem bei erhöhtem Risiko für Thrombosen oder Schlaganfälle eingesetzt und bietet im Vergleich zu älteren Medikamenten einige Vorteile, etwa weniger Kontrollen und eine einfachere Anwendung. Wichtig bleibt, auf mögliche Blutungen zu achten und bei Unsicherheiten immer medizinischen Rat einzuholen. Wer sich an die Empfehlungen hält und regelmäßige Kontrollen wahrnimmt, kann von der Schutzwirkung dieses Medikaments profitieren.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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