Zervikale Myelopathie: Wenn das Rückenmark leidet

Zervikale Myelopathie: Wenn das Rückenmark leidet

PD Dr. med. Witold Polanski

Zervikale Myelopathie bezeichnet eine Schädigung des Rückenmarks im Bereich der Halswirbelsäule, die durch Druck oder andere Einflüsse entsteht und zu verschiedenen neurologischen Beschwerden führen kann.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Ausdruck setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: „zervikal“ steht für den Halsbereich (also die Halswirbelsäule), während „Myelopathie“ eine Erkrankung oder Schädigung des Rückenmarks beschreibt. Das Rückenmark ist ein Teil des zentralen Nervensystems und verläuft geschützt innerhalb der Wirbelsäule. Es überträgt Informationen zwischen Gehirn und Körper – etwa für Bewegungen, Empfindungen oder Reflexe. Wenn im Bereich der Halswirbelsäule Druck auf das Rückenmark entsteht, kann das zu einer zervikalen Myelopathie führen. Mehr zu den allgemeinen Formen und Ursachen findest du auch im Artikel Myelopathie.

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Wie entsteht eine Schädigung im Halsbereich?

Häufige Ursache ist eine altersbedingte Abnutzung der Bandscheiben und der kleinen Wirbelgelenke. Dadurch können sich Knochenwucherungen (sogenannte Osteophyten) oder verdickte Bänder bilden, die das Rückenmark einengen. Auch ein Bandscheibenvorfall im Halsbereich, Verletzungen oder selten Tumoren können den Druck auf das Rückenmark erhöhen. Bleibt dieser Druck bestehen, wird die Funktion der Nervenfasern gestört.

Welche Beschwerden können auftreten?

Typisch sind anfangs oft unspezifische Symptome wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Händen oder Armen. Manche bemerken eine zunehmende Ungeschicklichkeit, etwa beim Knöpfen von Hemden oder beim Schreiben. Schwäche in Armen oder Beinen, Gangunsicherheit und Schwierigkeiten beim Gehen können dazukommen. In manchen Fällen treten auch Schmerzen im Nacken oder Rücken auf. Im weiteren Verlauf kann die Kontrolle über Blase oder Darm beeinträchtigt werden. Die Beschwerden entwickeln sich meist schleichend, können aber auch plötzlich zunehmen – etwa nach einem Sturz.

Ist eine zervikale Myelopathie gefährlich?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie den Begriff im Arztbrief lesen. Tatsächlich handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung, weil das Rückenmark für viele wichtige Körperfunktionen verantwortlich ist. Unbehandelt kann es zu bleibenden Schäden kommen. Besonders wenn Lähmungen, starke Gangstörungen oder Probleme mit der Blasenfunktion auftreten, besteht Handlungsbedarf. Die gute Nachricht: Je früher die Ursache erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen, die Symptome zu lindern oder sogar zurückzubilden.

Wie geht es nach der Diagnose weiter?

Die Diagnose wird meist durch eine Kombination aus körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren wie einer Magnetresonanztomografie (MRT) gestellt. So lässt sich genau erkennen, wo und wie stark das Rückenmark eingeengt ist. Die Therapie hängt davon ab, wie ausgeprägt die Beschwerden sind und was die Ursache der Einengung ist.

Manchmal reicht es, die Beschwerden mit Medikamenten zu lindern und die Beweglichkeit zu fördern. In vielen Fällen ist jedoch ein operativer Eingriff notwendig, um den Druck auf das Rückenmark zu beseitigen. Ziel ist, die Nervenstrukturen zu entlasten und eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Nach einer Operation kann eine Reha sinnvoll sein, um Kraft, Beweglichkeit und Koordination zu verbessern.

Was tun bei Unsicherheit oder Angst?

Es ist verständlich, wenn Sorgen oder Unsicherheiten aufkommen. Fragen wie „Werde ich wieder richtig laufen können?“ oder „Bleiben die Beschwerden dauerhaft?“ beschäftigen viele. Die Entwicklung hängt von mehreren Faktoren ab – zum Beispiel wie lange die Beschwerden schon bestehen und wie stark das Rückenmark betroffen ist. Wichtig ist, die Beschwerden ernst zu nehmen und bei neuen oder zunehmenden Symptomen rasch ärztlichen Rat einzuholen. Eine frühzeitige Behandlung kann die Prognose deutlich verbessern.

Alltag und Vorsorge

Ein schonender Umgang mit der Halswirbelsäule ist hilfreich, um das Risiko einer Verschlechterung zu senken. Dazu gehört, schwere körperliche Belastungen und ruckartige Bewegungen möglichst zu vermeiden. Bei Unsicherheit, ob Sport oder bestimmte Aktivitäten noch möglich sind, hilft ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt. Wer bereits Beschwerden hat, sollte regelmäßige Kontrollen wahrnehmen und auf neue Symptome achten.

Die zervikale Myelopathie ist eine Erkrankung, die sich unterschiedlich äußern kann. Sie erfordert eine sorgfältige Abklärung und – je nach Ausprägung – eine gezielte Behandlung, um die Lebensqualität zu erhalten und Komplikationen zu verhindern.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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