Vaskulitis bezeichnet eine Entzündung der Blutgefäße, bei der die Wände von Arterien, Venen oder kleinen Kapillaren angegriffen und geschädigt werden.
Was passiert bei einer Vaskulitis?
Im gesunden Zustand transportieren Blutgefäße Sauerstoff und Nährstoffe zuverlässig durch den Körper. Kommt es jedoch zu einer Vaskulitis, entzündet sich die Gefäßwand. Das kann verschiedene Auslöser haben, zum Beispiel eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems, bestimmte Infektionen oder auch als Nebenwirkung von Medikamenten. Die Entzündung bewirkt, dass die Gefäße anschwellen, sich verengen oder sogar verschlossen werden. Dadurch kann das umliegende Gewebe nicht mehr ausreichend versorgt werden.
Je nachdem, welche und wie viele Gefäße betroffen sind, können die Beschwerden sehr unterschiedlich ausfallen. Mal sind nur kleine Hautgefäße entzündet, manchmal aber auch lebenswichtige Arterien an Organen wie Herz, Nieren oder Gehirn.
Symptome und Anzeichen
Die Anzeichen einer Vaskulitis sind sehr vielfältig. Viele Betroffene berichten zunächst über allgemeine Beschwerden wie Fieber, Müdigkeit, Gewichtsverlust oder Nachtschweiß. Kommt es zu einer Entzündung an der Haut, zeigen sich oft rötliche Flecken, kleine Knötchen oder bläuliche Verfärbungen. Sind innere Organe betroffen, können Schmerzen, Funktionsstörungen oder sogar Organversagen auftreten.
Typisch ist, dass die Beschwerden oft schleichend beginnen und sich im Verlauf verstärken. Manchmal treten aber auch plötzlich starke Symptome auf, zum Beispiel bei einer Gefäßverengung im Gehirn, die zu einem Schlaganfall führen kann.
Ist eine Vaskulitis gefährlich?
Die Diagnose Vaskulitis kann beunruhigend wirken. Ob sie tatsächlich gefährlich ist, hängt stark davon ab, welche Gefäße und Organe betroffen sind und wie ausgeprägt die Entzündung verläuft. In vielen Fällen lässt sich die Erkrankung gut behandeln, wenn sie früh erkannt wird. Unbehandelt kann eine schwere Vaskulitis allerdings zu bleibenden Schäden an Organen führen.
Gerade wenn lebenswichtige Gefäße betroffen sind, besteht das Risiko, dass Organe dauerhaft geschädigt werden oder ihre Funktion verlieren. Deshalb ist es wichtig, bei unklaren Symptomen wie anhaltenden Schmerzen, Hautveränderungen oder unerklärlichem Fieber ärztlichen Rat einzuholen.
Ursachen und Auslöser
Vaskulitis kann viele verschiedene Ursachen haben. Häufig liegt eine Überreaktion des Immunsystems vor, bei der körpereigene Abwehrzellen fälschlicherweise die Gefäßwände angreifen. Diese Form zählt zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Es gibt aber auch Vaskulitiden, die durch Infektionen mit Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Seltener lösen Medikamente oder bestimmte Krebserkrankungen eine Gefäßentzündung aus.
Manchmal bleibt die genaue Ursache unbekannt. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer „primären“ Vaskulitis, wenn keine erkennbare Grunderkrankung vorliegt.
Diagnose: Wie wird eine Vaskulitis festgestellt?
Die Diagnose ist oft eine Herausforderung, weil die Beschwerden so unterschiedlich sein können. Meistens beginnt die Abklärung mit einer gründlichen Befragung und einer körperlichen Untersuchung. Bluttests geben Hinweise auf Entzündungswerte und mögliche Organbeteiligungen. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, MRT oder CT helfen, entzündete Gefäße sichtbar zu machen.
In manchen Fällen entnehmen Ärztinnen oder Ärzte eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) aus einem betroffenen Bereich, um die Entzündung unter dem Mikroskop zu untersuchen. Erst mit einer Kombination aus Symptomen, Laborwerten und Bildgebung lässt sich die Diagnose sichern.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie richtet sich nach der Art, dem Schweregrad und der Ursache der Vaskulitis. Ziel ist es, die Entzündung zu stoppen und Organschäden zu verhindern. In den meisten Fällen kommen Medikamente zum Einsatz, die das Immunsystem bremsen. Dazu zählen zum Beispiel Kortisonpräparate (Glukokortikoide) oder sogenannte Immunsuppressiva. Bei leichten Formen reicht manchmal schon eine kurzfristige Behandlung, während bei schweren Verläufen eine langfristige Medikamentengabe notwendig sein kann.
Wenn eine Infektion die Ursache ist, werden gezielt Antibiotika oder antivirale Mittel eingesetzt. Bei schweren Organschäden kann es notwendig werden, weitere unterstützende Maßnahmen zu ergreifen, etwa Dialyse bei Nierenbeteiligung.
Leben mit einer Vaskulitis
Die Diagnose kann viele Fragen aufwerfen. Wie geht es weiter? Ist die Erkrankung heilbar? Kann ein normales Leben geführt werden? Die meisten Formen der Vaskulitis sind heute gut behandelbar, auch wenn manchmal eine längerfristige Therapie nötig ist. Regelmäßige Kontrollen beim Arzt helfen, Rückfälle früh zu erkennen und Komplikationen zu vermeiden.
Wichtig ist es, Warnsignale ernst zu nehmen und sich bei neuen oder ungewohnten Beschwerden erneut untersuchen zu lassen. Viele Betroffene berichten, dass sie mit der richtigen Behandlung und etwas Geduld wieder einen normalen Alltag führen können.
Verschiedene Formen der Vaskulitis
Es gibt zahlreiche Unterformen, die sich in Verlauf, betroffenen Gefäßen und Symptomen unterscheiden. Zu den bekanntesten zählen die Riesenzellarteriitis, die vor allem ältere Menschen betrifft, oder die Granulomatose mit Polyangiitis, bei der meist die Atemwege und Nieren beteiligt sind. Auch die Purpura Schönlein-Henoch, eine Form der Gefäßentzündung bei Kindern, gehört dazu. Die genaue Einordnung ist wichtig, weil sich die Behandlung je nach Form unterscheiden kann.
Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?
Unklare, anhaltende Beschwerden wie Fieber, Hautveränderungen, ungewöhnliche Schmerzen oder eine auffällige Schwäche sollten immer abgeklärt werden. Je früher eine Vaskulitis erkannt wird, desto besser sind die Chancen, schwere Verläufe zu verhindern und die Lebensqualität zu erhalten.
Vaskulitis ist zwar eine seltene, aber behandelbare Erkrankung, die mit der richtigen Therapie meist gut kontrolliert werden kann. Ein vertrauensvoller Austausch mit dem behandelnden Arzt und das eigene Beobachten des Körpers helfen, den Verlauf positiv zu beeinflussen.
Wissenschaftliche Quellen
Farrah TE, Pickering J, Hope TA, et al. Advances in therapies and imaging for systemic vasculitis. Arterioscler Thromb Vasc Biol. 2019;39(5):818-827. doi:10.1161/ATVBAHA.118.310957
Szekeres D, Sebestyen A, Gellert K, et al. Current developments in the diagnosis and treatment of giant cell arteritis. Front Med (Lausanne). 2022;9:1066503. doi:10.3389/fmed.2022.1066503