Trigeminusneuralgie: Was hinter heftigen Gesichtsschmerzen steckt

Trigeminusneuralgie: Was hinter heftigen Gesichtsschmerzen steckt

01.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Trigeminusneuralgie ist eine Erkrankung, bei der es zu plötzlich einschießenden, extrem starken Gesichtsschmerzen kommt, die durch eine Reizung oder Schädigung des sogenannten Trigeminusnervs ausgelöst werden. Dieser Nerv ist für die Gefühlswahrnehmung im Gesicht zuständig und verläuft in drei Ästen zu Stirn, Wange und Unterkiefer.

Wie fühlt sich eine Trigeminusneuralgie an?

Die Schmerzen, die bei einer Trigeminusneuralgie auftreten, sind oft kaum zu vergleichen mit normalen Kopfschmerzen oder Zahnschmerzen. Sie werden als blitzartig, stechend oder brennend beschrieben und dauern meist nur wenige Sekunden bis maximal zwei Minuten an. Typisch ist, dass die Attacken mehrmals am Tag auftreten können und sich manchmal in Serien wiederholen. Häufig trifft es nur eine Gesichtshälfte, meistens im Bereich von Wange, Kiefer oder manchmal auch Stirn und Auge.

Schon kleinste Reize wie Zähneputzen, Sprechen, Kauen, kalte Luft oder eine Berührung der Haut können die Schmerzen auslösen. Das kann so belastend sein, dass viele Betroffene alltägliche Aktivitäten vermeiden oder sogar Angst vor der nächsten Attacke entwickeln.

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Was steckt hinter den Beschwerden?

Der Trigeminusnerv ist der fünfte Hirnnerv und spielt eine zentrale Rolle für das Empfinden im Gesicht. Bei einer Trigeminusneuralgie wird dieser Nerv irgendwo auf seinem Weg gereizt. In den meisten Fällen drückt eine kleine Blutader am Hirnstamm gegen den Nerv und löst immer wieder Fehlreize aus. Seltener stecken andere Ursachen wie Multiple Sklerose oder Tumoren dahinter. Manchmal bleibt die genaue Ursache aber unklar.

Meistens tritt die Erkrankung erstmals im mittleren bis höheren Lebensalter auf, Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich etwa vier bis fünf von 100000 Menschen neu an einer Trigeminusneuralgie erkranken.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose stützt sich vor allem auf die typische Schilderung der Beschwerden. Ärztinnen und Ärzte fragen genau nach, wie der Schmerz empfunden wird, wie oft und wie lange die Attacken auftreten und ob es bestimmte Auslöser gibt. Zusätzlich wird das Gesicht gründlich untersucht, um andere Ursachen wie Zahnprobleme oder Entzündungen auszuschließen.

Zur weiteren Abklärung kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes durchgeführt werden. Damit lässt sich prüfen, ob tatsächlich ein Blutgefäß auf den Nerv drückt oder ob andere seltene Ursachen wie Tumoren oder Entzündungen vorliegen. In manchen Fällen wird auch ein spezielles MRT mit Kontrastmittel eingesetzt, um den Trigeminusnerv und die umliegenden Strukturen noch genauer darzustellen.

Ist eine Trigeminusneuralgie gefährlich?

Die Erkrankung ist zwar nicht lebensbedrohlich, aber die Schmerzen können das Leben massiv einschränken. Viele Menschen leiden unter Schlafmangel, Angst vor den Attacken und sozialem Rückzug, weil sie alltägliche Situationen vermeiden. Unbehandelt kann die Lebensqualität stark abnehmen. Die Erkrankung ist aber gut behandelbar, und es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Zur Therapie werden meist Medikamente eingesetzt, die ursprünglich gegen Epilepsie entwickelt wurden, aber auch bei Nervenschmerzen wirksam sind. Am häufigsten kommt der Wirkstoff Carbamazepin zum Einsatz. Auch andere Mittel wie Oxcarbazepin, Gabapentin oder Pregabalin können helfen. Die Medikamente müssen regelmäßig eingenommen werden und werden langsam eingeschlichen, um Nebenwirkungen zu minimieren.

Wenn die Tabletten nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden, gibt es weitere Optionen. In spezialisierten Zentren kann eine gezielte Verödung des Nervs erfolgen. Dabei wird der betroffene Ast des Trigeminusnervs durch Hitze, Alkohol oder andere Verfahren gezielt geschädigt, um die Schmerzweiterleitung zu unterbrechen. Eine andere Möglichkeit ist ein mikrochirurgischer Eingriff, bei dem das drückende Blutgefäß vom Nerv abgetrennt wird. Diese Operation ist aufwendig, kann aber bei bestimmten Patientinnen und Patienten eine dauerhafte Besserung bringen.

Was kann selbst getan werden?

Im Alltag hilft es, bekannte Auslöser möglichst zu meiden. Das kann zum Beispiel bedeuten, auf besonders kalte Getränke zu verzichten, beim Zähneputzen vorsichtig vorzugehen oder windige Situationen zu meiden. Manche Menschen profitieren von Entspannungstechniken oder einer bewussten Stressreduktion, da Stress die Attacken verstärken kann. Wichtig ist, die Medikamente regelmäßig einzunehmen und ärztliche Kontrollen wahrzunehmen, um Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen.

Häufige Fragen und Sorgen

Viele Menschen fragen sich, ob die Schmerzen irgendwann wieder verschwinden oder ob sie dauerhaft bleiben. Tatsächlich verlaufen Trigeminusneuralgien oft in Phasen: Es gibt Zeiten mit vielen Attacken, gefolgt von Wochen oder Monaten mit weniger Beschwerden. Mit der richtigen Behandlung lassen sich die Schmerzattacken in den meisten Fällen gut kontrollieren.

Auch die Angst vor einer schweren Grunderkrankung wie einem Tumor oder Multipler Sklerose ist verständlich. Deshalb wird bei der Diagnosestellung immer gezielt nach solchen Ursachen gesucht und gegebenenfalls eine Bildgebung durchgeführt. In den allermeisten Fällen liegt aber keine gefährliche Erkrankung zugrunde.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Wer plötzlich starke, einschießende Gesichtsschmerzen bemerkt, sollte dies immer ärztlich abklären lassen. Das gilt besonders, wenn die Schmerzen neu auftreten, sehr heftig sind oder mit anderen Beschwerden wie Taubheitsgefühl, Sehstörungen oder einer Lähmung einhergehen. Auch wenn die Schmerzen trotz Behandlung nicht besser werden oder Nebenwirkungen der Medikamente auftreten, ist ein erneuter Arztbesuch ratsam.

Trigeminusneuralgie ist zwar sehr schmerzhaft, aber mit gezielter Behandlung und einer guten ärztlichen Begleitung kann ein weitgehend normales Leben möglich bleiben.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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