Torasemid ist ein bewährtes Medikament aus der Gruppe der Schleifendiuretika. Es wird eingesetzt, um überschüssige Flüssigkeit aus dem Körper auszuleiten – zum Beispiel bei Herzschwäche, Nieren- oder Lebererkrankungen sowie bei bestimmten Formen von Bluthochdruck.
Torasemid zählt zu den am häufigsten verschriebenen Entwässerungsmitteln und gilt als eine moderne Alternative zum älteren Wirkstoff Furosemid, da es länger wirkt und besser verträglich ist.
Was steckt hinter dem Wirkstoff?
Torasemid wirkt direkt in den Nieren, wo es die Rückresorption von Salz und Wasser hemmt. Dadurch wird vermehrt Urin gebildet, und überschüssige Flüssigkeit wird ausgeschieden. Das entlastet Herz und Kreislauf, senkt den Druck in den Gefäßen und lindert Schwellungen (Ödeme).
Der Wirkstoff wird meist in Tablettenform eingenommen, häufig in Dosierungen von 5, 10 oder 20 Milligramm. In schweren Fällen kann Torasemid auch als Injektion verabreicht werden, etwa im Krankenhaus.
Wann kommt Torasemid zum Einsatz?
Der Hauptanwendungsbereich ist die Herzinsuffizienz. Wenn das Herz nicht mehr ausreichend pumpt, staut sich Flüssigkeit im Körper, insbesondere in Beinen, Füßen oder der Lunge. Torasemid hilft, diese Wassereinlagerungen zu verringern und so Atemnot und Schwellungen zu lindern.
Darüber hinaus wird Torasemid eingesetzt bei:
Bluthochdruck, insbesondere wenn andere Mittel nicht ausreichen
Nierenerkrankungen, bei denen sich Flüssigkeit im Gewebe ansammelt
Leberzirrhose, um Bauchwasser (Aszites) zu reduzieren
In manchen Fällen wird der Wirkstoff auch kombiniert mit anderen Diuretika oder Blutdruckmitteln, um eine stärkere Wirkung zu erzielen.
Wie wirkt das Medikament im Körper?
Nach der Einnahme gelangt Torasemid über den Blutkreislauf in die Nieren. Dort blockiert es gezielt einen Abschnitt des sogenannten „Henle’schen Schleifen“ – das ist ein Teil des winzigen Filtersystems, mit dem die Niere das Blut reinigt. Durch diese Blockade wird weniger Salz und Wasser aus dem Urin zurückgeholt, sodass der Körper beides vermehrt ausscheidet. Das hat zur Folge, dass das Blutvolumen abnimmt, Schwellungen zurückgehen und der Druck in den Gefäßen sinkt.
Was bedeutet das für den Alltag?
Wer Torasemid einnimmt, erhält in der Regel genaue Anweisungen zur Einnahmezeit. Die Tablette wird morgens nach dem Frühstück eingenommen, damit die harntreibende Wirkung tagsüber stattfindet und nicht den Nachtschlaf stört.
Wichtige Alltagshinweise:
Körpergewicht regelmäßig kontrollieren: Eine plötzliche Gewichtsabnahme kann auf übermäßigen Wasserverlust hindeuten.
Blutdruck im Blick behalten: Durch den Flüssigkeitsverlust kann der Blutdruck abfallen, besonders beim schnellen Aufstehen.
Blutwerte regelmäßig überprüfen: Ärztinnen und Ärzte kontrollieren Natrium, Kalium, Kreatinin und Harnstoff, um Nierenfunktion und Elektrolythaushalt zu beurteilen.
Ausreichend trinken: Je nach Erkrankung und ärztlicher Empfehlung sollten etwa 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit pro Tag aufgenommen werden – es sei denn, der Arzt hat eine Trinkmengenbeschränkung angeordnet.
Gibt es Nebenwirkungen oder Risiken?
Wie bei allen Arzneimitteln können auch bei Torasemid Nebenwirkungen auftreten. Typisch sind ein verstärkter Harndrang, manchmal auch Kopfschmerzen, Schwindel oder Muskelkrämpfe. Da über den Urin nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Mineralstoffe verloren gehen, kann es zu einem Mangel an Elektrolyten kommen. Das macht sich zum Beispiel durch Müdigkeit, Herzrhythmusstörungen oder Kribbeln bemerkbar. Wer das Medikament regelmäßig nimmt, sollte daher die empfohlenen ärztlichen Kontrollen wahrnehmen. In seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen oder Problemen mit der Niere kommen.
Worauf muss geachtet werden?
Einige andere Medikamente können die Wirkung von Torasemid beeinflussen. Dazu gehören unter anderem ACE-Hemmer, Kortisonpräparate, nichtsteroidale Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen) oder andere Entwässerungsmittel.
Wichtig ist daher, bei jedem Arztbesuch eine aktuelle Liste aller eingenommenen Medikamente vorzulegen.
Patientinnen und Patienten mit Diabetes, Gicht oder Lebererkrankungen benötigen oft eine individuell angepasste Dosis. Alkohol kann die Wirkung verstärken und den Blutdruck zusätzlich senken – deshalb sollte der Konsum möglichst vermieden werden.
Salzreiche Ernährung oder Fertigprodukte können die entwässernde Wirkung abschwächen. Empfehlenswert ist eine ausgewogene, salzarme Ernährung mit frischen Lebensmitteln.
Fragen und Unsicherheiten rund um die Einnahme
Viele Menschen fragen sich, ob die Einnahme von Torasemid gefährlich ist oder ob sie dauerhaft nötig bleibt. Grundsätzlich wird das Medikament so niedrig dosiert und so kurz wie möglich verordnet, aber so lange wie nötig. Die genaue Dauer hängt von der Grunderkrankung ab. Bei Herzschwäche oder chronischen Nierenproblemen kann eine langfristige Einnahme notwendig sein. Wichtig ist, das Medikament nie eigenmächtig abzusetzen oder die Dosis zu verändern, da sonst Beschwerden wie Wassereinlagerungen oder ein Anstieg des Blutdrucks zurückkehren können.
Was tun bei vergessener Einnahme oder Überdosierung?
Wird eine Einnahme einmal vergessen, sollte sie nicht doppelt nachgeholt werden. Am besten den normalen Rhythmus beibehalten und beim nächsten Arztbesuch besprechen, wie in solchen Situationen vorzugehen ist. Bei einer versehentlichen Überdosierung, etwa wenn zu viele Tabletten eingenommen wurden, kann es zu starkem Wasserverlust, niedrigem Blutdruck oder Kreislaufproblemen kommen. In solchen Fällen sollte zeitnah ärztlicher Rat eingeholt werden.
Zusammengefasst: Torasemid im Überblick
Torasemid ist ein bewährtes Medikament zur Entwässerung, das bei verschiedenen Erkrankungen helfen kann, Flüssigkeitsansammlungen abzubauen und den Blutdruck zu senken. Die Anwendung erfolgt immer unter ärztlicher Kontrolle, um Nebenwirkungen zu vermeiden und die Behandlung optimal anzupassen. Wer das Medikament einnimmt, sollte auf regelmäßige Kontrollen achten, ausreichend trinken (sofern nicht anders verordnet) und bei Unsicherheiten das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen.
Wissenschaftliche Quellen
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