Tiffeneau-Index und niedrige Werte verstehen

Tiffeneau-Index und niedrige Werte verstehen

26.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Der Tiffeneau-Index ist ein Messwert aus der Lungenfunktionsdiagnostik, der zeigt, wie gut und schnell die Luft nach einem tiefen Einatmen wieder ausgeatmet werden kann.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Tiffeneau-Index, manchmal auch Tiffeneau-Pinelli-Index genannt, ist eine wichtige Kennzahl bei Lungenfunktionstests. Er ergibt sich aus dem Verhältnis zweier Werte: der sogenannten Einsekundenkapazität (FEV1) und der gesamten Luftmenge, die nach maximalem Einatmen ausgeatmet werden kann (VC oder FVC). Das klingt zunächst kompliziert, lässt sich aber einfach erklären: Nach tiefem Einatmen wird so kräftig und schnell wie möglich ausgeatmet. Die Luftmenge, die dabei in der ersten Sekunde herauskommt, ist der FEV1-Wert. Die gesamte ausgeatmete Luftmenge ist die Vitalkapazität (VC).

Der Tiffeneau-Index berechnet sich also so: FEV1 geteilt durch VC (oder FVC), das Ergebnis wird meist in Prozent angegeben. Ein Wert von 80 % bedeutet beispielsweise, dass 80 Prozent der gesamten Luft bereits in der ersten Sekunde ausgeatmet werden konnten.

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Wofür wird der Tiffeneau-Index gemessen?

Der Tiffeneau-Index ist ein zentraler Bestandteil bei der Beurteilung, wie gut die Atemwege funktionieren. Besonders häufig kommt er bei Verdacht auf Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale oder chronisch-obstruktive Bronchitis (COPD) zum Einsatz. Ein niedriger Wert kann darauf hinweisen, dass die Atemwege verengt sind und die Luft nicht mehr so schnell entweichen kann wie bei gesunden Lungen.

Werte unter etwa 70 Prozent gelten als Hinweis darauf, dass eine sogenannte Obstruktion, also eine Verengung der Atemwege, vorliegt. Das kann verschiedene Ursachen haben, etwa eine chronische Bronchitis, Asthma oder andere Erkrankungen, bei denen die Bronchien betroffen sind.

Normale Werte liegen meist über 75 bis 80 Prozent. Bei Kindern können die Werte etwas höher sein, im Alter sinken sie leicht ab.

Was bedeutet ein auffälliger Tiffeneau-Index?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie im Arztbrief einen niedrigen Wert lesen. Doch nicht jeder auffällige Tiffeneau-Index bedeutet automatisch eine schwere Erkrankung. Manchmal ist der Wert nur vorübergehend erniedrigt, zum Beispiel bei einem akuten Infekt, einer Allergie oder wenn die Messung nicht optimal durchgeführt wurde.

Ein dauerhaft erniedrigter Wert weist jedoch oft auf eine chronische Verengung der Atemwege hin. Das kann zum Beispiel bei Asthma oder COPD der Fall sein. Die Beschwerden reichen von anhaltendem Husten über Atemnot bis hin zu einem pfeifenden Atemgeräusch. Entscheidend ist immer das Gesamtbild: Symptome, weitere Testergebnisse und die Vorgeschichte.

Wer sich unsicher ist, wie der eigene Wert zu deuten ist, findet eine ausführliche Übersicht und Erklärungen zu den wichtigsten Lungenfunktionstest Werten.

Wann ist ein niedriger Tiffeneau-Index gefährlich?

Ob ein erniedrigter Wert „schlimm“ ist, hängt davon ab, wie stark die Atemwege tatsächlich eingeschränkt sind und welche Beschwerden bestehen. Viele Menschen mit leicht erniedrigten Werten haben im Alltag kaum Einschränkungen. Erst bei deutlicher Abweichung und gleichzeitig vorhandenen Symptomen wie starker Atemnot, Husten oder Belastungsproblemen wird es relevant.

Eine dauerhafte und ausgeprägte Verengung der Atemwege kann langfristig die Sauerstoffversorgung beeinträchtigen und zu Folgeerkrankungen führen. Deshalb ist es wichtig, bei auffälligen Werten und Symptomen eine genaue Abklärung durch die Lungenfachärztin oder den Lungenfacharzt zu erhalten.

Wie wird weiter vorgegangen?

Wenn der Tiffeneau-Index auffällig ist, stehen meist weitere Untersuchungen an. Dazu gehören wiederholte Lungenfunktionstests, manchmal auch spezielle Provokationstests oder eine Bildgebung der Lunge. Ziel ist, die Ursache der Verengung zu finden und gezielt zu behandeln. Je nach Diagnose – etwa Asthma, COPD oder eine andere Ursache – kommen unterschiedliche Behandlungswege infrage. Diese reichen von Inhalationsmedikamenten über Atemtherapie bis hin zu Anpassungen des Lebensstils.

Manchmal kann auch ein einmalig niedriger Wert durch eine ungenaue Messung oder einen Infekt entstehen und muss nicht bedeuten, dass eine chronische Erkrankung vorliegt.

Warum ist der Tiffeneau-Index so wichtig?

Der Tiffeneau-Index hilft dabei, zwischen verschiedenen Arten von Lungenproblemen zu unterscheiden. Bei einer Verengung der Bronchien, wie sie bei Asthma oder COPD vorkommt, sinkt der Wert deutlich ab. Bei anderen Problemen, zum Beispiel einer verminderten Dehnbarkeit der Lunge (wie bei einer Lungenfibrose), bleibt der Wert meist normal oder nur leicht verändert, auch wenn die Lunge insgesamt weniger Luft aufnehmen kann.

So hilft der Tiffeneau-Index, die richtige Diagnose zu stellen und die passende Behandlung einzuleiten.

Mehr Informationen und eine Übersicht zu weiteren Werten aus dem Lungenfunktionstest gibt es unter Lungenfunktionstest Werte.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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