Thrombozyten zu hoch – Was steckt dahinter?

Thrombozyten zu hoch – Was steckt dahinter?

02.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was sind Thrombozyten und welche Aufgabe haben sie?

Thrombozyten, auch Blutplättchen genannt, sind kleine, scheibenförmige Zellen im Blut. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, bei Verletzungen für die Blutstillung zu sorgen. Sie sammeln sich an einer beschädigten Stelle im Gefäß, verklumpen dort und helfen, die Blutung zu stoppen. Ohne diese Funktion würde selbst eine kleine Wunde lange bluten.

Der Normalbereich für Thrombozyten liegt bei Erwachsenen meist zwischen 150.000 und 400.000 Zellen pro Mikroliter Blut. Liegen die Werte darüber, spricht man von einer erhöhten Thrombozytenzahl oder eben davon, dass die Thrombozyten zu hoch sind.

Was bedeutet ein erhöhter Thrombozytenwert?

Wird im Blutbild festgestellt, dass die Thrombozyten zu hoch sind, kann das unterschiedliche Gründe haben. Zunächst ist wichtig zu wissen: Nicht jeder erhöhte Wert ist automatisch gefährlich oder ein Zeichen für eine schwere Erkrankung. Oft steckt eine harmlose Ursache dahinter, manchmal aber auch ein gesundheitliches Problem, das genauer untersucht werden muss.

Medizinisch wird zwischen einer sogenannten primären und einer sekundären Thrombozytose unterschieden. Bei der primären Form liegt eine Störung im Knochenmark vor, das die Blutplättchen produziert. Die sekundäre Form ist häufiger und entsteht als Reaktion auf andere Auslöser, zum Beispiel Entzündungen, Infektionen, Blutverluste, Operationen oder bestimmte Medikamente.

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Häufige Ursachen für zu viele Thrombozyten

Zu hohe Thrombozytenwerte treten oft als Begleiterscheinung bei akuten oder chronischen Entzündungen auf. Auch nach einer Operation oder Verletzung kann der Körper vorübergehend mehr Blutplättchen bilden, um die Heilung zu unterstützen. Eisenmangel, Infektionen oder eine Entfernung der Milz sind weitere mögliche Gründe.

Seltener steckt eine Erkrankung des Knochenmarks dahinter, bei der die Blutbildung gestört ist und zu viele Plättchen entstehen. In sehr seltenen Fällen kann auch eine Krebserkrankung die Ursache sein.

Ist ein erhöhter Thrombozytenwert gefährlich?

Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie im Arztbrief oder Laborbericht lesen, dass ihre Thrombozyten erhöht sind. Die Frage, ob das schlimm ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. In den meisten Fällen ist ein kurzzeitig zu hoher Wert harmlos und normalisiert sich von selbst, sobald die Ursache – zum Beispiel eine Infektion – abgeklungen ist.

Problematisch kann es werden, wenn die Thrombozytenzahl sehr stark ansteigt oder dauerhaft erhöht bleibt. Dann besteht ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel, sogenannte Thrombosen. Diese können zu Komplikationen wie Schlaganfall oder Lungenembolie führen. Allerdings ist dieses Risiko vor allem bei sehr hohen Werten und bestimmten Grunderkrankungen relevant.

Was passiert nach dem Befund?

Zeigt das Blutbild zu hohe Thrombozyten, wird in der Regel zunächst die Ursache gesucht. Oft werden weitere Blutwerte bestimmt und nach Hinweisen auf Entzündungen, Infektionen oder andere Erkrankungen geschaut. Auch der sogenannte Thrombokrit kann dabei eine Rolle spielen – mehr dazu findest du hier.

In vielen Fällen kontrolliert die Ärztin oder der Arzt den Wert nach einigen Wochen erneut. Hat sich der Auslöser erledigt, sinkt die Thrombozytenzahl meist wieder in den Normalbereich. Bleibt der Wert jedoch dauerhaft erhöht oder gibt es weitere Auffälligkeiten, können gezielte Untersuchungen des Knochenmarks oder spezielle Tests notwendig werden.

Behandlungsmöglichkeiten bei Thrombozytose

Ob eine Behandlung nötig ist, hängt ganz von der Ursache und der Höhe des Wertes ab. Bei vorübergehenden, leichten Erhöhungen reicht es oft, die Grunderkrankung zu behandeln oder einfach abzuwarten. Erst wenn die Thrombozytenzahl sehr hoch ist oder Beschwerden wie Durchblutungsstörungen, Kopfschmerzen oder Sehstörungen auftreten, kann eine gezielte Therapie notwendig werden. Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die die Bildung der Blutplättchen bremsen oder ihre Funktion hemmen.

In seltenen Fällen, etwa bei bestimmten Erkrankungen des Knochenmarks, kann es auch notwendig sein, die Thrombozytenzahl durch spezielle Verfahren direkt zu senken.

Was tun, wenn du einen erhöhten Wert hast?

Ein einzelner erhöhter Wert ist kein Grund zur Panik. Wichtig ist, die Ursache zu klären und den Verlauf zu beobachten. Bei Unsicherheit hilft es, gezielt nachzufragen, was der Wert in deinem Fall bedeutet und ob weitere Schritte nötig sind. Oft genügt es, einige Wochen später erneut Blut abzunehmen und zu prüfen, ob sich der Wert normalisiert hat.

Wer bereits weiß, dass eine chronische Erkrankung oder ein Eisenmangel besteht, kann gezielt mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprechen, ob und wie der Thrombozytenwert weiter beobachtet werden sollte.

Zusammenhänge mit anderen Blutwerten

Erhöhte Thrombozyten treten manchmal gemeinsam mit anderen auffälligen Blutwerten auf. So kann zum Beispiel ein niedriger Eisenwert die Zahl der Blutplättchen ansteigen lassen. Auch Veränderungen im sogenannten Thrombokrit – das ist der Anteil der Thrombozyten am gesamten Blutvolumen – geben Hinweise auf mögliche Ursachen. Wer mehr über den Thrombokrit wissen möchte, findet Informationen dazu hier.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Bei sehr hohen Werten, Beschwerden wie unerklärlichen Schmerzen, Schwindel, Sehstörungen oder plötzlichen Durchblutungsproblemen ist es wichtig, ärztlichen Rat einzuholen. Auch wenn die Thrombozytenzahl über längere Zeit erhöht bleibt, sollte die Ursache gründlich abgeklärt werden.

In den allermeisten Fällen sind zu hohe Thrombozyten jedoch eine vorübergehende Begleiterscheinung und kein Grund zur Sorge. Wer Fragen zu seinem Blutbild hat, kann sich jederzeit an die Hausarztpraxis wenden und das Ergebnis gemeinsam besprechen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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