Synkopale Ereignisse richtig verstehen

Synkopale Ereignisse richtig verstehen

10.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Synkopale Ereignisse sind medizinisch gesehen plötzliche, meist kurz andauernde Bewusstlosigkeiten, die durch eine vorübergehende Minderdurchblutung des Gehirns verursacht werden. In vielen Arztbriefen oder Befunden taucht der Begriff auf, wenn jemand unerwartet das Bewusstsein verliert und sich anschließend meist rasch wieder erholt.

Was passiert bei einer Synkope?

Eine Synkope – so die medizinische Bezeichnung für eine Ohnmacht, entsteht dann, wenn das Gehirn für einen kurzen Moment nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Das kann passieren, weil der Blutdruck plötzlich abfällt oder das Herz für einen Moment zu langsam oder zu unregelmäßig schlägt. Infolgedessen schaltet der Körper gewissermaßen in den „Notmodus“: Das Bewusstsein setzt aus, die Muskelspannung lässt nach und es kommt zum Sturz. Meist dauert der Zustand nur wenige Sekunden bis Minuten. Danach kehren die normalen Körperfunktionen rasch zurück, und es bleibt in der Regel keine Erinnerung an den Sturz selbst.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Ursachen und Auslöser

Die häufigste Form der Synkope ist die sogenannte vasovagale Synkope. Sie tritt oft in Stresssituationen, bei großer Hitze oder nach längerem Stehen auf. Auch starke Schmerzen, Angst oder das Sehen von Blut können solche Kreislaufreaktionen auslösen. Der Körper reagiert dann mit einer plötzlichen Weitstellung der Blutgefäße und einem kurzzeitigen Absacken des Blutdrucks.

Daneben gibt es noch weitere Auslöser. Bei manchen Menschen kommt es durch einen plötzlichen Wechsel vom Liegen oder Sitzen ins Stehen zu einem Blutdruckabfall – das nennt sich orthostatische Synkope. Auch Herzrhythmusstörungen, Herzklappenerkrankungen oder andere Herzprobleme können dazu führen, dass das Gehirn vorübergehend nicht ausreichend durchblutet wird. Seltener stecken Erkrankungen des Nervensystems oder Nebenwirkungen von Medikamenten dahinter.

Wie wird eine Synkope festgestellt?

Die Diagnose beginnt meist mit einem ausführlichen Gespräch, in dem der genaue Ablauf des Ereignisses erfragt wird: Gab es typische Auslöser? Wie lange dauerte die Bewusstlosigkeit? Traten Krampfbewegungen oder andere Auffälligkeiten auf? Auch die Begleitumstände, etwa ein Sturz mit Verletzungen,sind wichtig.

Im Anschluss folgen oft eine körperliche Untersuchung, Messung von Blutdruck und Puls sowie ein EKG, um Herzrhythmusstörungen zu erkennen. Je nach Situation können weitere Tests wie eine Langzeit-EKG-Aufzeichnung, ein sogenannter Kipptisch-Test oder eine Ultraschalluntersuchung des Herzens notwendig sein. Ziel ist es, gefährliche Ursachen auszuschließen und das Risiko für weitere Ereignisse einzuschätzen.

Ist ein synkopales Ereignis gefährlich?

Viele Menschen machen sich große Sorgen, wenn sie oder Angehörige plötzlich das Bewusstsein verlieren. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen handelt es sich um harmlose Kreislaufreaktionen, die keine bleibenden Schäden hinterlassen. Besonders bei jungen, ansonsten gesunden Menschen ist die Prognose meist sehr gut.

Anders sieht es aus, wenn die Ohnmacht durch eine Herzerkrankung ausgelöst wurde oder wenn es beim Sturz zu Verletzungen kommt. Auch wenn die Synkope ohne erkennbaren Auslöser, beim Sport oder im Liegen auftritt, sollte unbedingt eine ärztliche Abklärung erfolgen. In seltenen Fällen kann eine Synkope ein Warnsignal für eine schwerwiegende Erkrankung sein.

Was tun nach einem synkopalen Ereignis?

Nach einer Ohnmacht ist es wichtig, sich zunächst auszuruhen und nicht sofort wieder aufzustehen. Wer Zeuge wird, sollte die betroffene Person in die stabile Seitenlage bringen und den Notruf wählen, wenn sie nicht rasch wieder zu Bewusstsein kommt oder sich unwohl fühlt. Nach dem Ereignis empfiehlt es sich, die Situation ärztlich abklären zu lassen, vor allem, wenn die Ursache unklar ist oder weitere Beschwerden wie Herzrasen, Brustschmerzen oder anhaltende Schwäche auftreten.

Im Alltag können einfache Maßnahmen helfen, erneute Ereignisse zu verhindern. Ausreichend trinken, regelmäßige Mahlzeiten und das Vermeiden von schnellem Aufstehen unterstützen den Kreislauf. Wer weiß, dass er zu Ohnmachtsanfällen neigt, sollte Situationen wie langes Stehen in stickigen Räumen oder plötzliche Belastungen möglichst vermeiden. Bei ersten Anzeichen wie Schwindel, Übelkeit oder Sehstörungen hilft es, sich sofort hinzulegen und die Beine hochzulagern, damit das Blut leichter ins Gehirn fließen kann.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Ein einmaliges, erklärbares synkopales Ereignis ohne weitere Beschwerden ist meist unbedenklich. Dennoch lohnt sich eine Abklärung, wenn Unsicherheit besteht, die Ohnmacht ohne Vorwarnung oder in Ruhe auftrat, es zu Verletzungen kam oder wenn Vorerkrankungen des Herzens bestehen. Auch bei wiederholten Ohnmachtsanfällen oder wenn Kinder und ältere Menschen betroffen sind, ist ein Arztbesuch ratsam.

Synkopale Ereignisse sind zwar in den meisten Fällen harmlos, sollten aber immer ernst genommen und im Zweifel medizinisch abgeklärt werden. So lässt sich das Risiko für weitere Vorfälle minimieren und mögliche Ursachen gezielt behandeln.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Simply Onno

Datenschutz

Impressum

AGB