Sokolow-Lyon Index im EKG richtig verstehen

Sokolow-Lyon Index im EKG richtig verstehen

PD Dr. med. Witold Polanski

Der Sokolow-Lyon Index ist ein Messwert aus dem Elektrokardiogramm (EKG), der Hinweise auf eine mögliche Verdickung der linken Herzkammer, also eine sogenannte Linksherzhypertrophie, geben kann.

Was steckt hinter dem Sokolow-Lyon Index?

Im EKG werden die elektrischen Aktivitäten des Herzens aufgezeichnet. Dabei entstehen verschiedene Kurven, die jeweils unterschiedliche Herzbereiche abbilden. Der Sokolow-Lyon Index, manchmal auch als sokolow lyon index, sokolow-index oder sokolow-lyon-index bezeichnet, ist eine Methode, um aus diesen Kurven Rückschlüsse auf die Größe des Herzmuskels zu ziehen – genauer gesagt auf die Wanddicke der linken Herzkammer. Entwickelt wurde dieser Index nach den Kardiologen Maurice Sokolow und Thomas P. Lyon.

Berechnet wird der Wert, indem bestimmte Ausschläge im EKG – die sogenannten S- und R-Zacken – in den Brustwandableitungen V1 und V5 oder V6 gemessen und addiert werden. Überschreitet die Summe einen bestimmten Schwellenwert, kann das auf eine Vergrößerung des linken Herzmuskels hindeuten.

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Wann kommt der Sokolow-Lyon Index zum Einsatz?

Der Sokolow-Lyon Index wird vor allem dann genutzt, wenn der Verdacht auf eine Belastung oder Verdickung des Herzmuskels besteht. Das kann zum Beispiel bei Menschen mit Bluthochdruck, bestimmten Herzklappenerkrankungen oder anderen Herzerkrankungen der Fall sein. Die Methode ist einfach, schnell und ohne Belastung für den Körper durchführbar, da sie nur ein normales EKG voraussetzt.

Die Messung liefert allerdings keine endgültige Diagnose, sondern ist eher ein Hinweis. Ein erhöhter Wert im sokolow lyon index bedeutet nicht zwangsläufig, dass tatsächlich eine krankhafte Veränderung vorliegt. Es gibt viele Faktoren, die das EKG beeinflussen können, zum Beispiel Körperbau, Alter oder die Lage des Herzens im Brustkorb.

Was bedeutet ein erhöhter Sokolow-Lyon Index?

Ein Wert über dem festgelegten Grenzwert wird als auffällig gewertet. In der Regel liegt dieser Grenzwert bei etwa 3,5 Millivolt (mV). Liegt der gemessene Wert darüber, spricht das für eine mögliche Verdickung der linken Herzkammer. Das Fachwort dafür ist Linksherzhypertrophie.

Eine solche Verdickung entsteht meist, wenn das Herz gegen einen erhöhten Widerstand arbeiten muss – zum Beispiel durch langjährigen Bluthochdruck. Auch andere Ursachen wie Herzklappenerkrankungen oder angeborene Herzfehler können eine Rolle spielen.

Wichtig zu wissen: Nicht jeder erhöhte sokolow-lyon-index bedeutet automatisch eine schwere Herzerkrankung. Bei manchen Menschen ist der Wert auch ohne krankhafte Veränderungen erhöht, etwa bei sehr schlanken Personen oder bei Sportlern mit kräftigem Herzmuskel. Deshalb werden auffällige EKG-Befunde in der Regel durch weitere Untersuchungen – wie einen Herzultraschall (Echokardiografie) – ergänzt.

Welche Bedeutung hat der Befund im Alltag?

Ein auffälliger Sokolow-Lyon Index allein ist keine Diagnose, sondern ein Hinweis, dem weiter nachgegangen werden sollte. Besteht der Verdacht auf eine Linksherzhypertrophie, prüft die Ärztin oder der Arzt, ob weitere Symptome oder Risikofaktoren vorliegen. Dazu zählen zum Beispiel Bluthochdruck, Atemnot, Brustschmerzen oder eine familiäre Belastung mit Herzerkrankungen.

Die genaue Bedeutung für den Alltag hängt also immer vom Gesamtbild ab. Wird tatsächlich eine krankhafte Verdickung der linken Herzkammer festgestellt, kann das auf eine Überlastung des Herzens hindeuten und sollte behandelt werden. Ziel ist es, die Ursache zu finden und – falls nötig – gezielt zu therapieren, etwa durch die Behandlung eines zu hohen Blutdrucks.

Andere Schreibweisen und verwandte Begriffe

Der Sokolow-Lyon Index taucht in Arztbriefen, Befunden oder EKG-Berichten unter verschiedenen Namen auf. Neben der Schreibweise sokolow lyon index sind auch sokolow index, sokolow-lyon, sokolow lyon oder sokolow-lyon-index gebräuchlich. Gemeint ist immer dasselbe Messverfahren zur Einschätzung der linken Herzkammer im EKG.

Manchmal werden auch andere EKG-Kriterien zur Beurteilung einer Linksherzhypertrophie (verdickte Herzwand) herangezogen, wie zum Beispiel der Cornell-Index. Welcher Wert im individuellen Fall aussagekräftig ist, entscheidet die behandelnde Fachperson anhand der Gesamtsituation.

Was tun bei einem auffälligen Sokolow-Lyon Index?

Ein erhöhter Wert im sokolow-lyon-index ist zunächst kein Grund zur Sorge, sondern ein Anlass für weitere Untersuchungen. Oft wird ein Herzultraschall empfohlen, um die Größe und Funktion des Herzens genauer zu beurteilen. Erst wenn dabei tatsächlich eine krankhafte Veränderung festgestellt wird, wird über das weitere Vorgehen entschieden.

Die Behandlung richtet sich dann nach der zugrunde liegenden Ursache. Häufig steht die Kontrolle des Blutdrucks oder die Behandlung anderer Risikofaktoren im Vordergrund. In vielen Fällen lässt sich durch eine gezielte Therapie das Fortschreiten einer Verdickung des Herzmuskels aufhalten oder sogar verbessern.

Der Sokolow-Lyon Index ist also ein nützliches Werkzeug, um Hinweise auf mögliche Veränderungen am Herzen zu erkennen – ersetzt aber keine gründliche ärztliche Abklärung und sollte immer im Zusammenhang mit anderen Befunden betrachtet werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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