Sigmadivertikulitis ist eine Entzündung von kleinen Ausstülpungen der Darmwand, den sogenannten Divertikeln, im letzten Abschnitt des Dickdarms – dem sogenannten Sigma.
Was passiert bei einer Sigmadivertikulitis?
Im Dickdarm, speziell im S-förmigen Teil kurz vor dem Mastdarm, können sich mit zunehmendem Alter kleine Ausbuchtungen bilden. Diese Divertikel entstehen, wenn sich die Schleimhaut durch Schwachstellen in der Darmwand nach außen wölbt. In den meisten Fällen bleiben diese Ausstülpungen unbemerkt und verursachen keinerlei Beschwerden. Entzünden sich jedoch eine oder mehrere dieser Divertikel, spricht man von einer Divertikulitis. Befindet sich die Entzündung im Sigma, dem letzten Abschnitt des Dickdarms, wird dies als Sigmadivertikulitis bezeichnet.
Typische Beschwerden und Symptome
Eine akute Sigmadivertikulitis macht sich meist durch Schmerzen im linken Unterbauch bemerkbar, die oft plötzlich einsetzen und über Stunden oder Tage anhalten können. Häufig kommen Fieber, ein allgemeines Krankheitsgefühl und manchmal auch Übelkeit oder Stuhlveränderungen hinzu. Der Bauch kann sich verhärtet anfühlen, und selbst leichte Berührungen werden als unangenehm empfunden. Viele bemerken auch einen veränderten Stuhlgang – entweder Verstopfung, seltener Durchfall. Manche berichten von Blähungen oder einem ständigen Druckgefühl im Unterbauch. Nicht immer treten alle Beschwerden gleichzeitig auf, manchmal bleibt die Entzündung auch mild und verursacht nur leichte Schmerzen.
Warum entzünden sich Divertikel?
Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Oft spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Häufig ist eine ballaststoffarme Ernährung beteiligt, die zu hartem Stuhl und erhöhtem Druck im Darm führt. Dadurch werden die Wände des Dickdarms im Laufe der Jahre anfälliger für Ausstülpungen. Kommt es dann zu einer Reizung oder zu kleinen Verletzungen, etwa durch festsitzenden Stuhl, können sich Bakterien in einem Divertikel ansiedeln und eine Entzündung auslösen. Auch eine gestörte Darmbewegung oder eine altersbedingte Schwächung der Darmwand kann das Risiko erhöhen.
Ist eine Sigmadivertikulitis gefährlich?
Viele machen sich Sorgen, wenn sie diese Diagnose lesen. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen verläuft eine Sigmadivertikulitis unkompliziert und lässt sich gut behandeln. Bleibt die Entzündung jedoch unbehandelt oder ist besonders ausgeprägt, können Komplikationen auftreten. Dazu zählen Abszesse (Eiteransammlungen im Bauchraum), Durchbrüche der Darmwand oder Verengungen, die den Stuhltransport erschweren. In seltenen Fällen kann es sogar zu einer Bauchfellentzündung kommen, was eine sofortige ärztliche Behandlung notwendig macht. Wer starke, anhaltende Schmerzen, hohes Fieber oder Kreislaufprobleme bemerkt, sollte nicht zögern, ärztlichen Rat einzuholen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Am Anfang steht meist die Schilderung der Beschwerden. Ärztinnen und Ärzte tasten den Bauch ab, achten auf Druckschmerz und prüfen, ob der Unterbauch verhärtet ist. Eine Blutuntersuchung zeigt oft erhöhte Entzündungswerte. Häufig wird eine Ultraschalluntersuchung oder eine Computertomografie (CT) durchgeführt, um die Entzündung sichtbar zu machen und andere Ursachen auszuschließen. In der akuten Phase wird auf eine Darmspiegelung meist verzichtet, da sie das Risiko für Komplikationen erhöhen kann.
Behandlungsmöglichkeiten bei Sigmadivertikulitis
Die Therapie hängt davon ab, wie schwer die Entzündung ausgeprägt ist. Bei einer milden, unkomplizierten Form reicht es oft aus, den Darm zu entlasten, zum Beispiel durch Schonkost oder eine vorübergehende Umstellung auf flüssige Nahrung. Ärztinnen und Ärzte verschreiben in vielen Fällen Antibiotika, um die Entzündung einzudämmen. Wichtig ist zudem, auf ausreichend Flüssigkeit zu achten und sich körperlich zu schonen. Bei stärkeren Beschwerden oder Komplikationen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden. Dort wird die Behandlung engmaschig überwacht und bei Bedarf angepasst.
In seltenen Fällen, etwa wenn sich ein Abszess bildet oder die Darmwand durchbricht, ist ein operativer Eingriff erforderlich. Dabei wird der betroffene Darmabschnitt entfernt und die gesunden Enden wieder miteinander verbunden. Solche Eingriffe sind heute dank moderner Techniken meist gut verträglich und werden nur durchgeführt, wenn es wirklich notwendig ist.
Was kommt nach der akuten Entzündung?
Nach einer überstandenen Sigmadivertikulitis empfehlen viele Fachleute, die Ernährung dauerhaft umzustellen. Eine ballaststoffreiche Kost mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten hält den Stuhl weich und unterstützt die Darmgesundheit. Regelmäßige Bewegung fördert die Verdauung und kann das Risiko für erneute Entzündungen senken. Häufig wird nach einigen Wochen eine Darmspiegelung empfohlen, um andere Ursachen auszuschließen und den Darm genauer zu beurteilen.
Wer einmal eine Sigmadivertikulitis hatte, trägt ein gewisses Risiko, erneut daran zu erkranken. Mit der richtigen Vorbeugung und einem gesunden Lebensstil lässt sich das Risiko jedoch deutlich senken. Bei Unsicherheiten oder wiederkehrenden Beschwerden ist es ratsam, frühzeitig ärztlichen Rat zu suchen.
Häufige Fragen und Sorgen
Viele fragen sich, ob sie nach einer Sigmadivertikulitis dauerhaft Medikamente nehmen müssen oder auf bestimmte Lebensmittel verzichten sollten. In der Regel ist nach Abklingen der Entzündung keine dauerhafte Medikamenteneinnahme nötig. Auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung zu achten, reicht meist aus. Nüsse, Körner oder Samen galten früher als problematisch, aktuelle Studien sehen darin jedoch kein erhöhtes Risiko für erneute Entzündungen.
Auch die Angst vor einer Operation ist verbreitet. Tatsächlich ist ein chirurgischer Eingriff nur bei schweren oder wiederkehrenden Komplikationen notwendig. In den meisten Fällen lässt sich die Erkrankung konservativ, also ohne Operation, behandeln.
Eine Sigmadivertikulitis ist also in den allermeisten Fällen gut behandelbar. Mit etwas Aufmerksamkeit für den eigenen Körper und einer bewussten Ernährung lässt sich das Risiko für erneute Beschwerden deutlich verringern.