Reexpansionsödem – Plötzliche Gefahr für die Lunge

Reexpansionsödem – Plötzliche Gefahr für die Lunge

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Reexpansionsödem bezeichnet eine seltene Komplikation, bei der sich nach der raschen Wiederentfaltung einer zuvor zusammengedrückten Lunge Flüssigkeit im Lungengewebe ansammelt.

Was passiert bei einem Reexpansionsödem?

Ein Reexpansionsödem entsteht, wenn ein Lungenflügel längere Zeit zusammengefallen war, zum Beispiel nach einem sogenannten Pneumothorax (Luftansammlung im Brustkorb) oder einem großen Pleuraerguss (Flüssigkeitsansammlung um die Lunge) und dann plötzlich wieder vollständig entfaltet wird. Dabei kann es passieren, dass Flüssigkeit aus den feinen Blutgefäßen in das Lungengewebe und die Lungenbläschen austritt. Die Folge ist, dass die betroffene Lunge anschwillt und sich das Atmen erschwert.

Warum kommt es dazu?

Die Lunge ist normalerweise von einem feinen Gefäßnetz durchzogen, das Sauerstoff aufnimmt und Kohlendioxid abgibt. Wenn die Lunge längere Zeit zusammengedrückt war, sind die Gefäße und das Lungengewebe in einer Art „Ruhezustand“. Wird die Lunge dann sehr schnell wieder entfaltet, kann das die feinen Strukturen überfordern. Die Gefäßwände werden durchlässiger, und es tritt Flüssigkeit ins Gewebe aus. Besonders häufig passiert das, wenn der Lungenflügel über mehrere Tage oder Wochen zusammengefallen war und dann plötzlich wieder komplett mit Luft gefüllt wird.

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Wer ist betroffen und wie macht sich das bemerkbar?

Ein Reexpansionsödem tritt fast immer im Zusammenhang mit medizinischen Eingriffen auf, bei denen Luft oder Flüssigkeit aus dem Brustkorb abgelassen wird. Das kann zum Beispiel nach einer Thoraxdrainage (einem Schlauch zur Entlastung der Lunge) passieren. Die Beschwerden beginnen meist innerhalb weniger Stunden nach dem Eingriff. Typische Anzeichen sind plötzlich auftretende Atemnot, Husten, manchmal auch bläuliche Verfärbungen der Lippen oder Haut (sogenannte Zyanose). In schweren Fällen kann es zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff kommen.

Ist das Reexpansionsödem gefährlich?

Die Vorstellung, dass sich nach einer Behandlung plötzlich Wasser in der Lunge sammelt, ist verständlicherweise beängstigend. Ein Reexpansionsödem gilt tatsächlich als potenziell ernsthafte Komplikation, die aber sehr selten ist. In den meisten Fällen verläuft sie mild und bildet sich nach einigen Tagen wieder zurück. Nur in seltenen Fällen kann es zu einem schweren Sauerstoffmangel oder Kreislaufproblemen kommen, die eine intensivmedizinische Betreuung nötig machen.

Behandlung und was jetzt zu tun ist

Tritt ein Reexpansionsödem auf, wird die Behandlung in der Regel sofort angepasst. Das Wichtigste ist, den Sauerstoffgehalt im Blut zu stabilisieren. Oft reicht es, Sauerstoff über eine Maske zu geben und die Atmung sorgfältig zu überwachen. In schwereren Fällen kann eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich sein, zum Beispiel mit unterstützender Beatmung. Medikamente, die das Lungengewebe entwässern (wie sogenannte Diuretika), werden manchmal eingesetzt, sind aber nicht immer notwendig. Die meisten Betroffenen erholen sich innerhalb weniger Tage vollständig, wenn die Komplikation früh erkannt und behandelt wird.

Wie lässt sich das Risiko verringern?

Um das Risiko für ein Reexpansionsödem zu senken, versuchen Ärztinnen und Ärzte, die Lunge nach einem längeren Zusammenfallen möglichst langsam und kontrolliert wieder zu entfalten. Das bedeutet, dass Luft oder Flüssigkeit vorsichtig und schrittweise aus dem Brustkorb entfernt wird. Besonders bei Menschen, deren Lunge schon länger nicht mehr vollständig belüftet war, wird sehr behutsam vorgegangen.

Was bedeutet das für dich?

Die Diagnose oder der Verdacht auf ein Reexpansionsödem kann verunsichern. Wichtig zu wissen ist: Es handelt sich um eine seltene, aber bekannte Komplikation, die in der Regel gut behandelbar ist. Ärztinnen und Ärzte sind auf solche Situationen vorbereitet und können schnell reagieren. Die allermeisten Betroffenen erholen sich ohne bleibende Schäden. Wer nach einer Behandlung plötzlich Atemnot oder andere ungewöhnliche Beschwerden bemerkt, sollte sofort das medizinische Personal informieren, damit schnell geholfen werden kann.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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