Pyelonephritis bezeichnet eine akute oder chronische Entzündung des Nierenbeckens und des angrenzenden Nierengewebes, meist verursacht durch Bakterien, die über die Harnwege aufsteigen.
Wie entsteht eine Entzündung der Niere?
In den meisten Fällen beginnt eine Pyelonephritis damit, dass Bakterien aus dem Darm, häufig Escherichia coli, über die Harnröhre in die Blase gelangen und von dort weiter bis ins Nierenbecken aufsteigen. Dort lösen sie eine Entzündungsreaktion aus, die nicht nur das Nierenbecken, sondern auch das umliegende Gewebe betrifft. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, weil ihre Harnröhre kürzer ist und Keime leichter aufsteigen können. Auch Menschen mit Harnabflussstörungen, Harnsteinen, einer vergrößerten Prostata oder einem geschwächten Immunsystem tragen ein erhöhtes Risiko.
Typische Beschwerden und erste Anzeichen
Eine akute Pyelonephritis macht sich meist durch plötzlich einsetzendes, hohes Fieber bemerkbar. Dazu kommen starke Schmerzen in der Flanke oder im Rücken, oft einseitig, manchmal begleitet von Übelkeit, Erbrechen und allgemeinem Krankheitsgefühl. Viele Betroffene berichten auch von Beschwerden beim Wasserlassen, wie Brennen, häufigem Harndrang oder trübem, übelriechendem Urin. In manchen Fällen treten diese typischen Blasenentzündungssymptome jedoch gar nicht auf. Die Entzündung kann sich direkt in der Niere abspielen und dann nur durch Fieber und Rückenschmerzen auffallen.
Eine chronische Pyelonephritis entwickelt sich meist schleichend und bleibt lange unbemerkt. Hier stehen weniger heftige, aber anhaltende Beschwerden im Vordergrund, zum Beispiel wiederkehrende Harnwegsinfekte, Müdigkeit oder unklare Flankenschmerzen.
Wie gefährlich ist eine Pyelonephritis?
Eine Entzündung des Nierenbeckens sollte immer ernst genommen werden. Unbehandelt kann sie zu schweren Komplikationen führen. Die Bakterien können sich im Körper ausbreiten und eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Nieren dauerhaft geschädigt werden, was im schlimmsten Fall zu einer chronischen Niereninsuffizienz führen kann. Besonders gefährdet sind Schwangere, ältere Menschen, Personen mit Diabetes oder Patientinnen und Patienten mit bereits vorgeschädigten Harnwegen.
Diagnose: So wird eine Nierenbeckenentzündung festgestellt
Der Weg zur Diagnose beginnt meist mit einer gründlichen Befragung zu den Beschwerden und einer körperlichen Untersuchung. Typisch ist ein Klopfschmerz im Bereich der betroffenen Niere. Im Urin lassen sich oft weiße Blutkörperchen und Bakterien nachweisen. Eine Urinkultur gibt Aufschluss darüber, welcher Erreger verantwortlich ist und welches Antibiotikum am besten wirkt. Ergänzend können Blutuntersuchungen Hinweise auf eine Entzündung oder Nierenfunktionsstörung liefern. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall helfen, Harnabflussstörungen, Steine oder andere Veränderungen zu erkennen, die eine Pyelonephritis begünstigen.
Behandlungsmöglichkeiten und Verlauf
Die wichtigste Säule der Therapie ist eine gezielte Antibiotikabehandlung, die sich nach dem Erregerspektrum richtet. In unkomplizierten Fällen reicht meist eine ambulante Behandlung mit Tabletten über sieben bis zehn Tage. Schwerere Verläufe, hohes Fieber, starkes Krankheitsgefühl oder ein schlechtes Allgemeinbefinden machen manchmal einen Krankenhausaufenthalt notwendig, um Antibiotika direkt über die Vene zu verabreichen und den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren. Bei Komplikationen wie einem Nierenabszess oder einer Harnabflussstörung können zusätzliche Maßnahmen wie ein kleiner Eingriff erforderlich sein.
Schon nach wenigen Tagen bessern sich die Beschwerden meist deutlich. Wichtig ist, die verordnete Antibiotikatherapie konsequent zu Ende zu führen, auch wenn die Symptome schon früher verschwinden. Nur so lässt sich verhindern, dass Keime zurückbleiben und die Entzündung erneut aufflammt.
Was kann selbst getan werden?
Viel trinken unterstützt die Nieren, die Keime auszuspülen. Zwei bis drei Liter Wasser oder ungesüßter Tee am Tag sind empfehlenswert, sofern keine andere ärztliche Anweisung besteht. Ruhe und körperliche Schonung helfen dem Körper, sich zu erholen. Wärmeanwendungen im Flankenbereich können die Schmerzen lindern. Bei Fieber oder Schmerzen dürfen fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente wie Paracetamol eingenommen werden, sofern keine Gegenanzeigen bestehen. Auf Kälte, Zugluft und das Sitzen auf kalten Flächen sollte verzichtet werden.
Häufige Sorgen und Fragen
Viele fragen sich, ob eine Nierenbeckenentzündung bleibende Schäden hinterlassen kann. Bei rechtzeitiger und konsequenter Behandlung heilt die Erkrankung in der Regel folgenlos aus. Kommt es jedoch wiederholt zu Infektionen oder bleibt eine Pyelonephritis lange unerkannt, droht eine Schädigung des Nierengewebes. Auch Schwangere machen sich Sorgen um das ungeborene Kind: Tatsächlich kann eine unbehandelte Infektion das Risiko für Frühgeburten erhöhen, daher ist eine rasche Therapie besonders wichtig.
Unsicherheit besteht oft auch bei der Frage, wann wieder Sport oder Arbeit möglich ist. Hier gilt: Erst nach Abklingen von Fieber und deutlicher Besserung der Beschwerden langsam wieder belasten. Bei Unsicherheiten sollte immer Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt gehalten werden.
Vorbeugung und Rückfallvermeidung
Um einer erneuten Pyelonephritis vorzubeugen, ist eine gute Intimhygiene wichtig, ohne übertriebene Reinigungsmaßnahmen. Nach dem Toilettengang empfiehlt sich das Abwischen von vorne nach hinten, um Darmbakterien nicht in die Harnröhre zu verschleppen. Nach dem Geschlechtsverkehr kann das Wasserlassen helfen, Keime auszuspülen. Menschen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten profitieren manchmal von speziellen Vorbeugemaßnahmen, die individuell mit einer Ärztin oder einem Arzt besprochen werden sollten.
Eine Pyelonephritis ist also eine ernstzunehmende, aber gut behandelbare Erkrankung der Niere. Wer die Warnsignale kennt und frühzeitig handelt, schützt die Nierenfunktion und beugt Komplikationen vor.