Prozess in der Medizin – Bedeutung im Befund

Prozess in der Medizin – Bedeutung im Befund

09.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Viele Menschen erschrecken, wenn sie im Arztbrief oder Radiologiebericht das Wort „Prozess“ lesen. Dabei ist der Begriff zunächst neutral: Er meint, dass im Körper eine Veränderung oder ein Vorgang beobachtet wurde – ohne dass schon feststeht, worum es sich genau handelt. Kurz gesagt: „Prozess“ ist eine Platzhalter-Formulierung für etwas Auffälliges, das weiter abgeklärt werden soll; das kann entzündlich, degenerativ (Verschleiß) oder tumorverdächtig sein, muss aber nicht automatisch etwas Gefährliches bedeuten.

Was bedeutet „Prozess“ im medizinischen Befund?

In Befunden wird „Prozess“ benutzt, wenn Ärzt:innen eine Veränderung sehen, ihre Ursache aber noch nicht eindeutig benennen können. Typische Formulierungen sind etwa „Verdacht auf Prozess im rechten Lungenflügel“ oder „unklarer Prozess im Weichteilgewebe“. Gemeint ist: Da ist etwas, das im Bild (Ultraschall, CT, MRT) oder in der Untersuchung auffällt und nun präziser beurteilt werden muss. Ob es sich zum Beispiel um eine Entzündung, eine gutartige Gewebeveränderung oder einen tumorösen Prozess handelt, zeigt sich erst durch weiterführende Diagnostik – etwa zusätzliche Bildgebung, Laborwerte, manchmal auch eine Gewebeprobe (Biopsie) oder eine Verlaufskontrolle. Wichtig: Der Begriff selbst stellt keine Diagnose, sondern markiert einen Befund, der sorgfältig eingeordnet werden soll.

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Unterschiedliche Arten von Prozessen

Der medizinische Begriff „Prozess“ wird oft mit einem Zusatz versehen, der die Art der Veränderung beschreibt. So wird deutlich, in welche Richtung die Ärzt:innen denken – auch wenn die endgültige Diagnose noch nicht feststeht.

Entzündlicher Prozess

Ein entzündlicher Prozess bedeutet, dass im Körper eine Entzündung abläuft. Ursache können Bakterien, Viren oder auch Autoimmunreaktionen sein. Typische Beispiele sind eine Lungenentzündung, eine Hautentzündung (z. B. Abszess) oder eine Gelenkentzündung. Im Befund heißt das: Man sieht Anzeichen, die für eine Entzündung sprechen, etwa Rötung, Schwellung oder Veränderungen im Röntgen- oder MRT-Bild. Ob die Entzündung harmlos oder ernst ist, zeigt sich erst durch weitere Untersuchungen.

Degenerativer Prozess

Von einem degenerativen Prozess spricht man, wenn es um Verschleiß oder Abbau von Gewebe geht. Das passiert häufig im Alter, kann aber auch durch Überlastung oder Verletzungen beschleunigt werden. Klassische Beispiele sind Arthrose(Gelenkverschleiß) oder Osteochondrose(Abnutzung der Wirbelsäule). In einem Befund bedeutet das: Das Gewebe zeigt Abnutzungserscheinungen, die oft mit Schmerzen oder eingeschränkter Beweglichkeit verbunden sind – aber nicht immer behandlungsbedürftig sein müssen.

Tumoröser Prozess

Ein tumoröser Prozess beschreibt eine Gewebsveränderung oder einen Knoten, bei dem die Ursache noch unklar ist. Das Wort bedeutet zunächst nur: Da wächst etwas, und es muss abgeklärt werden, ob es sich um eine gutartige oder bösartigeVeränderung handelt. Ein Beispiel wäre eine „Raumforderung in der Lunge“, die sich im CT zeigt. Hier spricht man bewusst neutral von einem „Prozess“, bis weitere Untersuchungen Klarheit bringen.

Was bedeutet das für die eigene Situation?

Wenn in deinem Befund von einem „Prozess“ die Rede ist, heißt das zunächst nur: Ärzt:innen haben eine Veränderung entdeckt, die genauer beurteilt werden muss. Ob diese harmlos oder behandlungsbedürftig ist, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

Für dich bedeutet das vor allem: keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Ein „Prozess“ kann eine Entzündung, eine altersbedingte Veränderung oder auch etwas Ernsteres sein – die genaue Einordnung erfolgt erst nach weiteren Untersuchungen wie Bildgebung, Laborwerten oder Gewebeproben.

Oft klärt sich dabei, dass es sich um gutartige oder harmlose Vorgänge handelt. Wichtig ist, die offenen Fragen direkt mit deiner Ärztin oder deinem Arzt zu besprechen. So bekommst du klare Antworten und vermeidest unnötige Sorgen.

Wie geht es weiter, wenn ein „Prozess“ festgestellt wurde?

Wird in einer Untersuchung ein Prozess beschrieben, folgt fast immer ein genauerer Diagnoseplan. Ziel ist es, herauszufinden, worum es sich handelt und ob eine Behandlung notwendig ist. Welche Schritte sinnvoll sind, hängt von der betroffenen Körperregion und dem Verdacht der Ärzt:innen ab.

Häufig werden zunächst weitere bildgebende Verfahren eingesetzt – etwa Ultraschall, Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT). Diese liefern genauere Informationen darüber, wie groß die Veränderung ist und welche Strukturen beteiligt sind.

In manchen Fällen ist auch eine Gewebeprobe (Biopsie) notwendig. Dabei entnimmt man mit einer feinen Nadel oder einem kleinen Eingriff etwas Gewebe, das anschließend im Labor untersucht wird. So lässt sich klären, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Veränderung handelt.

Zusätzlich können Blutwerte oder andere Labortests Hinweise geben, zum Beispiel bei entzündlichen Prozessen. Erst wenn alle Ergebnisse vorliegen, entscheiden die Ärzt:innen gemeinsam mit dir, ob eine Behandlung nötig ist – und wenn ja, welche.

Der Begriff „Prozess“ im medizinischen Kontext

Zusammengefasst gilt: Der Begriff ‚Prozess‘ ist kein Urteil, sondern ein Signal zur Aufmerksamkeit. Für Ärzt:innen ist er eine neutrale Beschreibung, für Patient:innen ein Hinweis, dass etwas beobachtet oder weiter untersucht werden sollte. Entscheidend ist nicht das Wort selbst, sondern das, was die weiteren Untersuchungen ergeben.

Häufige Fragen zum Begriff „Prozess“ in der Medizin (FAQ)

Bedeutet „Prozess“ automatisch Krebs?

Nein. Auch wenn viele beim Wort „Prozess“ sofort an Krebs denken, ist das nicht automatisch gemeint. Der Begriff kann genauso gut eine Entzündung, eine harmlose Veränderung oder einen natürlichen Umbauprozess im Gewebe beschreiben. Erst durch weitere Untersuchungen wird klar, ob es sich um etwas Gut- oder Bösartiges handelt.

Warum schreiben Ärzt:innen nicht gleich die Diagnose in den Befund?

In vielen Fällen ist eine Diagnose noch nicht sicher, wenn der erste Befund erstellt wird. „Prozess“ dient dann als neutrale Zwischenformulierung, bis genauere Ergebnisse vorliegen. So vermeiden Ärzt:innen Missverständnisse oder falsche Vorabdiagnosen.

Kann ein „Prozess“ auch wieder verschwinden?

Ja, das ist möglich. Manche Prozesse wie Entzündungen oder Abheilungsvorgänge können nach erfolgreicher Behandlung oder mit der Zeit wieder zurückgehen. Andere, wie degenerative Prozesse (z. B. Verschleiß), bleiben bestehen, schreiten aber nicht immer voran.

Muss man bei jedem „Prozess“ sofort etwas unternehmen?

Nicht unbedingt. Manche Prozesse sind harmlos und müssen nur kontrolliert werden. Andere erfordern eine gezielte Behandlung. Wichtig ist, die Hinweise im Befund immer im Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt zu klären.

Wie kann ich als Patient:in reagieren, wenn ich den Begriff nicht verstehe?

Am besten fragst du direkt nach, was genau mit „Prozess“ in deinem Befund gemeint ist. Ärzt:innen können erklären, ob es sich um eine Vermutung, eine Diagnose oder einen noch unklaren Befund handelt. So bekommst du Klarheit und vermeidest unnötige Sorgen.

Wissenschaftliche Quellen

  • Medzhitov R. Origin and physiological roles of inflammation. Nature. 2008;454(7203):428–435. DOI: 10.1038/nature07201

  • Loeser RF, Collins JA, Diekman BO. Ageing and the pathogenesis of osteoarthritis. Nat Rev Rheumatol. 2016;12(7):412–420. DOI: 10.1038/nrrheum.2016.65

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  • Bossuyt PM, Reitsma JB, Bruns DE, et al. STARD 2015: An updated list of essential items for reporting diagnostic accuracy studies. BMJ. 2015;351:h5527. DOI: 10.1136/bmj.h5527

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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