Proliferation bezeichnet in der Medizin das Wachstum und die Vermehrung von Zellen, also den Prozess, bei dem sich Zellen teilen und neues Gewebe entsteht.
Was steckt hinter dem Begriff?
Im medizinischen Alltag taucht das Wort Proliferation häufig in Befunden, Arztbriefen oder pathologischen Berichten auf. Gemeint ist damit, dass sich Zellen aktiv teilen und so neue Zellen gebildet werden. Das kann in ganz unterschiedlichen Situationen passieren: Bei der Heilung einer Wunde vermehren sich zum Beispiel Hautzellen, um beschädigtes Gewebe zu ersetzen. Auch in der Entwicklung von Organen oder beim normalen Austausch alter Zellen im Körper spielt die Zellvermehrung eine zentrale Rolle.
Proliferation ist also zunächst einmal ein ganz natürlicher und lebenswichtiger Vorgang. Ohne ihn könnten Wunden nicht heilen, das Immunsystem nicht auf Krankheitserreger reagieren und der Körper sich nicht erneuern.
Proliferation im Zusammenhang mit Krankheiten
In vielen medizinischen Berichten wird Proliferation aber auch in einem anderen Zusammenhang genannt, nämlich bei der Beschreibung von Tumoren oder Krebserkrankungen. Hier ist gemeint, dass sich die Zellen besonders schnell und unkontrolliert teilen. Das unterscheidet sie von gesunden Körperzellen, bei denen die Zellteilung streng reguliert abläuft. Wenn zum Beispiel in einem Tumorgewebe von „erhöhter Proliferation“ oder „proliferativem Wachstum“ die Rede ist, weist das darauf hin, dass die Tumorzellen sich rascher vermehren als normale Zellen.
Manchmal findet sich im Befund auch ein Hinweis auf bestimmte Werte, die die Proliferationsrate messen. Ein bekanntes Beispiel ist der sogenannte Ki 67-Wert oder auch der Mib1-Wert. Beide Werte zeigen an, wie viele Zellen sich gerade teilen. Je höher diese Werte, desto schneller wächst das Gewebe – was bei Tumoren ein Hinweis auf eine aggressivere Form sein kann.
Was bedeutet das für den eigenen Befund?
Steht im Befund, dass eine Proliferation vorliegt, heißt das zunächst nur, dass Zellen wachsen oder sich vermehren. Ob das ein Grund zur Sorge ist, hängt stark vom Zusammenhang ab. Bei einer Wundheilung oder bei gutartigen Veränderungen ist Proliferation sogar etwas Positives – der Körper repariert sich selbst. Bei Tumoren oder Krebserkrankungen achten Ärztinnen und Ärzte darauf, wie ausgeprägt die Zellvermehrung ist, weil das Hinweise auf das Verhalten des Tumors gibt.
Wird im Bericht von einer „hohen Proliferationsrate“ geschrieben, kann das bedeuten, dass der Tumor schnell wächst. Das beeinflusst dann oft die Wahl der Therapie und die Einschätzung, wie sich die Erkrankung entwickeln könnte.
Wie lässt sich Proliferation nachweisen?
Um herauszufinden, wie stark sich Zellen teilen, nutzen Pathologinnen und Pathologen verschiedene Methoden. Neben der Bestimmung von Ki 67 oder Mib1 wird manchmal auch gezählt, wie viele sogenannte Mitosefiguren in einer Gewebeprobe zu sehen sind. Mitosefiguren sind Zellen, die sich gerade in der Teilung befinden. Je mehr davon zu sehen sind, desto aktiver ist die Proliferation.
Diese Untersuchungen helfen, Tumoren genauer zu beurteilen und die passende Behandlung zu planen. Sie sind ein wichtiger Baustein in der modernen Krebsdiagnostik.
Proliferation außerhalb von Tumoren
Auch in anderen Situationen kann Proliferation eine Rolle spielen. Bei chronischen Entzündungen, bestimmten Hauterkrankungen oder gutartigen Veränderungen wird manchmal von „proliferativem Gewebe“ gesprochen. Das bedeutet, dass sich dort Zellen vermehren, um beispielsweise Schäden zu reparieren. In diesen Fällen ist Proliferation meist ein Zeichen dafür, dass der Körper auf eine Reizung oder Verletzung reagiert.
Zusammengefasst
Proliferation beschreibt das Wachstum und die Vermehrung von Zellen – einen Vorgang, der sowohl im gesunden Körper als auch bei Krankheiten vorkommen kann. In medizinischen Befunden ist der Begriff deshalb sehr allgemein und muss immer im Zusammenhang mit dem restlichen Text gesehen werden. Erst dann lässt sich beurteilen, ob es sich um einen natürlichen, gesunden Prozess handelt oder ob die Proliferation auf eine Erkrankung wie einen Tumor hinweist.
Wer unsicher ist, was die Angabe zur Proliferation im eigenen Befund bedeutet, kann gezielt beim behandelnden Arzt oder der Ärztin nachfragen. Oft hilft es auch, sich die genannten Werte wie Ki 67 oder Mib1 erklären zu lassen, um die Bedeutung besser zu verstehen.