Pilozytisches Astrozytom: Diagnose mit guten Aussichten

Pilozytisches Astrozytom: Diagnose mit guten Aussichten

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Pilozytisches Astrozytom ist eine spezielle Form von Hirntumor, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen auftritt und in der Regel als gutartig gilt. Der Name leitet sich von den sogenannten Astrozyten ab, das sind sternförmige Zellen im Gehirn, die eine wichtige Stützfunktion für das Nervengewebe haben. „Pilozytisch“ beschreibt dabei die besondere Form und Struktur dieser Zellen im Tumor.

Was steckt hinter dieser Diagnose?

Ein pilozytisches Astrozytom entsteht meist im Gehirn, seltener auch im Rückenmark. Besonders häufig entwickelt sich dieser Tumor im Kleinhirn, das für die Koordination von Bewegungen zuständig ist. Seltener sind andere Bereiche wie der Sehnerv oder der Hirnstamm betroffen. Im Unterschied zu vielen anderen Hirntumoren wächst das pilozytische Astrozytom sehr langsam und dringt selten in umliegendes Gewebe ein. Es zählt zur sogenannten WHO-Grad-I-Kategorie, was bedeutet, dass es als niedriggradig und wenig aggressiv eingestuft wird.

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Wie macht sich ein pilozytisches Astrozytom bemerkbar?

Die Beschwerden hängen stark davon ab, wo genau der Tumor im Gehirn sitzt. Häufig treten Symptome erst dann auf, wenn der Tumor eine gewisse Größe erreicht hat und auf benachbarte Strukturen drückt. Typische Anzeichen können Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Gleichgewichtsstörungen sein. Manche Betroffene bemerken eine Verschlechterung des Sehvermögens, Koordinationsprobleme oder Veränderungen beim Gangbild. Auch Krampfanfälle sind möglich, kommen aber seltener vor. Gerade bei Kindern entwickeln sich die Symptome oft schleichend über Wochen oder Monate.

Ist das schlimm? Häufige Sorgen bei dieser Diagnose

Die Nachricht, dass ein Hirntumor vorliegt, löst verständlicherweise große Verunsicherung aus. Viele fragen sich, ob es sich um Krebs handelt, wie gefährlich der Tumor ist und ob eine vollständige Heilung möglich ist. Ein pilozytisches Astrozytom unterscheidet sich aber deutlich von bösartigen Hirntumoren: Es wächst meist langsam, bildet keine Tochtergeschwülste (Metastasen) und lässt sich oft gut behandeln. Die Prognose ist insgesamt günstig, besonders wenn der Tumor vollständig entfernt werden kann. In seltenen Fällen kann ein Rückfall auftreten, das Risiko bleibt aber insgesamt gering.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Der Verdacht auf ein pilozytisches Astrozytom entsteht meist durch typische Beschwerden und Auffälligkeiten bei der neurologischen Untersuchung. Um die Diagnose zu sichern, ist eine genaue Bildgebung nötig. Ein Magnetresonanztomografie (MRT) liefert detailreiche Bilder vom Gehirn und zeigt, wo der Tumor sitzt, wie groß er ist und wie er sich im Gewebe abgrenzt. In manchen Fällen wird zusätzlich eine Computertomografie (CT) durchgeführt. Die endgültige Diagnose erfolgt nach einer Gewebeprobe, die entweder während einer Operation oder durch eine Biopsie gewonnen wird. Erst unter dem Mikroskop kann sicher festgestellt werden, dass es sich tatsächlich um ein pilozytisches Astrozytom handelt.

Behandlungsmöglichkeiten und Therapie

Die wichtigste Behandlung ist in den meisten Fällen eine Operation. Ziel ist es, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen, ohne dabei gesundes Hirngewebe zu schädigen. Gerade weil das pilozytische Astrozytom oft gut abgegrenzt ist, gelingt eine vollständige Entfernung häufig. Falls der Tumor an einer schwer zugänglichen Stelle sitzt oder nicht komplett entfernt werden kann, kommen manchmal zusätzliche Therapien wie Bestrahlung oder eine Chemotherapie zum Einsatz. Bei kleinen, langsam wachsenden Tumoren, die keine Beschwerden verursachen, kann es auch sinnvoll sein, zunächst nur regelmäßig zu kontrollieren und abzuwarten.

Was kann man selbst tun?

Nach der Diagnose und Behandlung ist eine regelmäßige Nachsorge wichtig. Kontrolluntersuchungen mit MRT helfen, einen möglichen Rückfall frühzeitig zu erkennen. Im Alltag können gezielte Bewegungsübungen, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf das Wohlbefinden stärken. Je nach Beschwerden oder Einschränkungen unterstützen spezielle Reha-Maßnahmen wie Physiotherapie oder Ergotherapie dabei, wieder fit für Schule, Ausbildung oder Beruf zu werden. Wichtig ist auch, sich Zeit zur Verarbeitung der Diagnose zu nehmen und bei Ängsten oder Unsicherheiten Unterstützung zu suchen, etwa durch Gespräche mit Fachleuten oder in Selbsthilfegruppen.

Leben mit der Diagnose: Aussichten und Unterstützung

Die Prognose bei einem pilozytischen Astrozytom ist insgesamt sehr gut. Viele Betroffene sind nach der Behandlung beschwerdefrei und können ein ganz normales Leben führen. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einem erneuten Tumorwachstum. Die meisten Kinder und Jugendlichen holen nach einer erfolgreichen Therapie rasch wieder auf und können am Alltag teilnehmen wie ihre Altersgenossen. Sollte es doch zu bleibenden Einschränkungen kommen, stehen zahlreiche Hilfsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung, um ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen.

Auch wenn die Diagnose zunächst erschreckt, gibt es viele Gründe für Zuversicht. Moderne Behandlungsmethoden, erfahrene Spezialisten und ein engmaschiges Nachsorgesystem sorgen dafür, dass die Chancen auf Heilung und ein gutes Leben nach der Therapie heute so hoch sind wie nie zuvor.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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