Optikusatrophie bezeichnet das Absterben oder die Schädigung des Sehnervs, wodurch die Weiterleitung von Seheindrücken vom Auge zum Gehirn gestört ist.
Was passiert bei einer Optikusatrophie?
Der Sehnerv, medizinisch auch Nervus opticus genannt, ist die zentrale Verbindung zwischen Auge und Gehirn. Er sorgt dafür, dass alle Bilder, die das Auge aufnimmt, als elektrische Signale ins Gehirn gelangen und dort „sichtbar“ werden. Kommt es zu einer Optikusatrophie, gehen Gewebe und Nervenfasern im Sehnerv nach und nach zugrunde. Das bedeutet, dass die Informationen aus dem Auge nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr weitergeleitet werden können. Mehr dazu, wie der Sehnerv funktioniert, findest du hier: Sehnerv – Bedeutung & Funktion.
Mögliche Ursachen und Hintergründe
Eine Optikusatrophie ist keine eigenständige Krankheit, sondern eine Folge verschiedener Schädigungen oder Erkrankungen. Häufig entsteht sie durch Durchblutungsstörungen, Entzündungen, Verletzungen oder Druck auf den Sehnerv. Auch bestimmte Augenerkrankungen wie der grüne Star (Glaukom), Infektionen, Tumore oder seltene genetische Erkrankungen können den Sehnerv schädigen. Manchmal bleibt die genaue Ursache auch unklar.
In seltenen Fällen kann eine Optikusatrophie angeboren sein, etwa durch genetische Defekte, die bereits im Kindesalter zu einer langsam fortschreitenden Verschlechterung des Sehvermögens führen.
Welche Beschwerden können auftreten?
Die Symptome hängen davon ab, wie stark der Sehnerv betroffen ist und wie schnell die Schädigung fortschreitet. Häufig bemerkt man zunächst eine Verschlechterung des Sehens. Das kann sich ganz unterschiedlich äußern: Manche Bereiche des Gesichtsfelds erscheinen wie ausgeblendet oder verschwommen. Die Sehschärfe nimmt ab, Farben wirken blasser oder es treten sogenannte „blinde Flecken“ auf. In schweren Fällen kann das Sehvermögen nahezu vollständig verloren gehen.
Nicht immer treten die Veränderungen plötzlich auf. Oft entwickelt sich die Optikusatrophie schleichend über Wochen oder Monate. Das macht es manchmal schwer, die Ursache frühzeitig zu erkennen.
Ist eine Optikusatrophie gefährlich?
Viele Menschen erschrecken, wenn sie den Begriff Optikusatrophie im Arztbrief lesen. Die Angst vor bleibender Sehbehinderung oder gar Erblindung ist verständlich. Eine Schädigung des Sehnervs ist tatsächlich ernst zu nehmen, denn abgestorbene Nervenfasern können sich nicht wieder vollständig regenerieren. Wie stark das Sehvermögen beeinträchtigt wird, hängt aber von der Ursache und dem Verlauf ab. In manchen Fällen bleibt eine Restsehschärfe erhalten, manchmal schreitet die Schädigung kaum voran. Entscheidend ist, wie frühzeitig die Ursache erkannt und behandelt werden kann.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Therapie richtet sich immer nach der zugrunde liegenden Ursache. Ist zum Beispiel ein Glaukom (grüner Star) verantwortlich, steht die Senkung des Augeninnendrucks im Vordergrund. Bei Entzündungen kommen häufig Medikamente wie Kortison zum Einsatz. Liegt eine Durchblutungsstörung vor, versucht man, die Durchblutung zu verbessern und Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes optimal einzustellen. In einigen Fällen, etwa bei Tumoren oder einer mechanischen Kompression, können auch operative Eingriffe notwendig werden.
Wichtig zu wissen: Bereits eingetretene Schäden am Sehnerv lassen sich meist nicht rückgängig machen. Das Ziel der Behandlung ist daher, die Ursache möglichst früh zu erkennen und ein Fortschreiten der Schädigung zu verhindern. Regelmäßige augenärztliche Kontrollen spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Leben mit einer Optikusatrophie
Eine Diagnose wie Optikusatrophie kann zunächst verunsichern oder sogar Angst machen. Viele fragen sich: Werde ich mein Augenlicht verlieren? Kann ich noch Auto fahren oder meinen Alltag selbstständig bewältigen? Nicht in jedem Fall führt eine Optikusatrophie zur vollständigen Erblindung. Häufig bleibt ein gewisses Sehvermögen erhalten, das mit Hilfsmitteln und gezieltem Training im Alltag unterstützt werden kann.
Auch wenn es keine Heilung für bereits abgestorbene Nervenfasern gibt, stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung, um die Lebensqualität zu erhalten. Dazu zählen spezielle Sehhilfen, Orientierungstraining und individuelle Beratung durch spezialisierte Fachkräfte. Wer von einer Optikusatrophie betroffen ist, sollte sich nicht scheuen, Unterstützung in Anspruch zu nehmen und Fragen offen mit dem behandelnden Augenarzt oder einer Beratungsstelle zu besprechen.
Mehr Informationen zum Aufbau und zur Funktion des Sehnervs gibt es im Artikel: Sehnerv – Bedeutung & Funktion.