Was ist der Sehnerv und warum ist er so wichtig?
Der Sehnerv – medizinisch Nervus opticus – ist die Verbindung zwischen dem Auge und dem Gehirn. Ohne diesen Nerv könnten wir nicht sehen, selbst wenn unsere Augen völlig gesund wären. Er leitet alle Bilder, die das Auge aufnimmt, direkt ins Gehirn weiter. Dort werden sie zu dem verarbeitet, was wir als Sehen erleben. Der Sehnerv ist also keine einfache Leitung, sondern ein hochspezialisierter Teil unseres zentralen Nervensystems – und streng genommen sogar ein Teil des Gehirns.
Wie funktioniert der Sehnerv genau?
Im hinteren Bereich des Auges sitzt die Netzhaut. Hier wandeln lichtempfindliche Zellen (Fotorezeptoren) Lichtreize in elektrische Signale um. Diese Signale werden gebündelt und über den Sehnerv ins Gehirn weitergeleitet – genauer gesagt in die Sehrinde im Hinterkopf. Erst dort entsteht das Bild, das wir bewusst wahrnehmen. Man sieht also nicht direkt mit dem Auge, sondern mit dem Gehirn – das Auge funktioniert eher wie eine Kamera.
Warum hat jeder Mensch einen blinden Fleck?
An der Stelle, wo der Sehnerv das Auge verlässt, gibt es keine lichtempfindlichen Zellen – dort kann man nichts sehen. Diesen Bereich nennt man blinder Fleck. Im Alltag merken wir davon nichts, weil das Gehirn diese Lücke automatisch ausgleicht. Da wir zwei Augen haben, ergänzen sich die Bilder zusätzlich – das ermöglicht auch das räumliche Sehen.
Was kann den Sehnerv schädigen?
Der Sehnerv ist empfindlich gegenüber Druck, Entzündungenund Durchblutungsstörungen. Eine häufige Ursache ist der Grüne Star (Glaukom), bei dem der Augeninnendruck steigt und langfristig Nervenfasern zerstört. Auch eine Sehnervenentzündung (Optikusneuritis) kann das Sehvermögen plötzlich verschlechtern – meist durch eine fehlgeleitete Immunreaktion. Andere Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Diabetes, Arteriosklerose oder Augenverletzungen. Wird der Sehnerv dauerhaft geschädigt, kann dies bis zur Erblindung führen.
Woran erkennt man eine Schädigung des Sehnervs?
Frühe Anzeichen können verschwommenes Sehen, dunkle Flecken im Blickfeld, verändertes Farbsehen oder plötzlicher Sehverlust auf einem Auge sein. Manche Betroffene berichten, dass Farben blasser wirken oder Teile des Gesichtsfelds ausfallen. Bei einer Sehnervenentzündung treten Beschwerden oft plötzlich auf, manchmal begleitet von Augenschmerzen bei Bewegung.
Wichtig: Schon kleine Veränderungen am Sehnerv können große Auswirkungen auf das Sehen haben – deshalb ist frühes Erkennen entscheidend.
Wie wird der Sehnerv untersucht?
Die wichtigste Untersuchung ist die Augenspiegelung (Ophthalmoskopie). Dabei betrachtet der Arzt den sogenannten Sehnervenkopf (Papille) – die Stelle, an der der Nerv ins Auge eintritt. Veränderungen wie Schwellungen, blasse Verfärbungen oder Einziehungen können auf Erkrankungen hinweisen.
Weitere Verfahren sind:
Gesichtsfeldmessung (zur Prüfung von Ausfällen)
optische Kohärenztomografie (OCT) (bildet die Nervenfasern exakt ab)
MRTbei Verdacht auf Entzündungen oder Tumoren entlang des Sehnervs
Ist eine Schädigung des Sehnervs heilbar?
Leider kann ein einmal zerstörter Sehnerv nicht wiederhergestellt werden. Umso wichtiger ist es, frühzeitig zu handeln. Die Therapie hängt von der Ursache ab:
Beim Glaukom helfen drucksenkende Augentropfen oder Operationen
Entzündungen werden meist mit Kortison behandelt
Bei Durchblutungsstörungen müssen Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes kontrolliert werden
Wer frühzeitig zum Arzt geht, kann dauerhafte Schäden oft verhindern oder zumindest verlangsamen.
Fazit: Warum der Sehnerv so wichtig ist
Der Sehnerv ist das zentrale Verbindungskabel zwischen Auge und Gehirn. Er entscheidet maßgeblich darüber, wie gut wir sehen – oder ob wir überhaupt sehen können. Veränderungen an diesem Nerv sind ernst zu nehmen und sollten schnell abgeklärt werden. Wenn Du merkst, dass sich Deine Sehkraft verändert, Du dunkle Flecken siehst oder Farben plötzlich anders wahrnimmst, geh bitte zügig zur Augenärztin oder zum Augenarzt. Früherkennung kann hier entscheidend sein.