Non-HDL und das Risiko fürs Herz

Non-HDL und das Risiko fürs Herz

PD Dr. med. Witold Polanski

Non-HDL bezeichnet die Menge aller Cholesterinarten im Blut, die nicht zum sogenannten „guten“ HDL-Cholesterin gehören, und ist ein wichtiger Laborwert zur Einschätzung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Was steckt hinter dem Begriff?

Im Blut gibt es verschiedene Arten von Cholesterin, die sich in ihrer Wirkung auf die Gesundheit unterscheiden. HDL steht für High Density Lipoprotein und wird oft als das „gute“ Cholesterin bezeichnet, weil es überschüssiges Cholesterin aus den Gefäßen abtransportiert. Non-HDL – manchmal auch als Non-HDL-Cholesterin oder Non-HDL-C abgekürzt – umfasst dagegen sämtliche Cholesterinfraktionen, die nicht zu HDL gehören. Das sind zum Beispiel LDL (Low Density Lipoprotein, auch als „schlechtes“ Cholesterin bekannt), VLDL (Very Low Density Lipoprotein), IDL (Intermediate Density Lipoprotein) und weitere sogenannte atherogene Lipoproteine.

Non-HDL wird berechnet, indem der HDL-Wert vom Gesamtcholesterin abgezogen wird. Das Ergebnis zeigt, wie viel „gefäßschädigendes“ Cholesterin im Blut vorhanden ist. Der Wert wird meist in Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder Millimol pro Liter (mmol/l) angegeben.

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Warum ist dieser Wert wichtig?

Erhöhte Non-HDL-Werte deuten darauf hin, dass sich zu viele cholesterinhaltige Partikel im Blut befinden, die das Risiko für Ablagerungen an den Gefäßwänden erhöhen. Diese Ablagerungen können im Laufe der Zeit zu einer Verengung oder Verhärtung der Arterien führen, was wiederum das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigert. Besonders bei Menschen mit bekannten Risikofaktoren – wie Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen oder Übergewicht – wird der Non-HDL-Wert als zusätzlicher Marker herangezogen, um das persönliche Risiko besser einzuschätzen.

Im Unterschied zum reinen LDL-Wert gibt der Non-HDL-Wert einen umfassenderen Überblick, weil er alle „schlechten“ Cholesterinarten zusammenfasst. Gerade bei bestimmten Stoffwechselstörungen oder bei einer Hyperlipidämie ist diese Information besonders wichtig. Fachleute nutzen diesen Wert daher immer häufiger, um Therapien zu steuern oder den Erfolg einer Behandlung zu kontrollieren.

Was bedeutet ein erhöhter Non-HDL-Wert?

Ist der Non-HDL-Wert erhöht, bedeutet das, dass sich im Blut zu viele Lipoproteine befinden, die Ablagerungen in den Arterien begünstigen können. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt damit an. Wie hoch der Wert sein sollte, hängt vom individuellen Risiko ab. Für gesunde Erwachsene gilt meist ein Zielwert unter 130 mg/dl. Wer bereits Vorerkrankungen hat oder weitere Risikofaktoren aufweist, sollte oft noch niedrigere Werte anstreben.

Ein einmalig erhöhter Wert ist nicht zwangsläufig besorgniserregend. Schwankungen sind möglich, etwa durch Ernährung, Bewegung oder Infekte. Erst wenn dauerhaft zu hohe Werte gemessen werden, sollte genauer hingeschaut werden. Ärztinnen und Ärzte prüfen dann meist auch andere Blutwerte und das Gesamtbild, um zu beurteilen, ob Handlungsbedarf besteht.

Wie wird Non-HDL gemessen?

Für die Bestimmung reicht eine einfache Blutentnahme. Im Labor werden zunächst das Gesamtcholesterin und das HDL-Cholesterin gemessen. Daraus errechnet sich der Non-HDL-Wert ganz unkompliziert. Oft erfolgt die Blutabnahme nüchtern, also nach einer Nacht ohne Essen, damit die Werte möglichst vergleichbar sind. In manchen Fällen wird aber auch auf eine Nüchternheit verzichtet, je nach Fragestellung oder Laborroutine.

Welche Rolle spielt Non-HDL im Zusammenhang mit anderen Blutfetten?

Non-HDL ist eng mit anderen Werten wie LDL, VLDL oder den sogenannten Triglyzeriden verknüpft. Während LDL vor allem für die Entstehung von Gefäßablagerungen verantwortlich gemacht wird, schließen Non-HDL-Werte noch weitere schädliche Cholesterinarten mit ein. Gerade bei Menschen mit erhöhten Triglyzeriden oder speziellen Fettstoffwechselstörungen liefert Non-HDL oft ein genaueres Bild als der LDL-Wert allein.

Wer mehr über erhöhte Blutfette und deren Folgen erfahren möchte, findet weitere Informationen unter Hyperlipidämie.

Gibt es verschiedene Bedeutungen für Non-HDL?

Im medizinischen Alltag steht Non-HDL fast immer für das „nicht-HDL-Cholesterin“. In seltenen Fällen kann die Abkürzung in anderen Zusammenhängen auftauchen, etwa in wissenschaftlichen Texten oder Laborausdrucken, doch im Rahmen der Blutfettbestimmung ist die Bedeutung eindeutig. Trotzdem gilt: Die genaue Interpretation hängt immer vom Zusammenhang im Befund oder Bericht ab.

Worauf achten bei Non-HDL im Arztbrief?

Taucht dieser Wert im Laborbericht oder Arztbrief auf, ist das ein Hinweis darauf, dass das persönliche Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen genauer eingeschätzt werden soll. Ob der Wert im grünen Bereich liegt oder nicht, hängt von den individuellen Zielwerten ab, die je nach Alter, Vorerkrankungen und weiteren Risikofaktoren unterschiedlich sein können. Ein erhöhter Wert ist nicht automatisch Anlass zur Sorge, sondern meist Anstoß für weitere Untersuchungen oder eine Überprüfung des Lebensstils.

Non-HDL hilft dabei, das eigene Herz-Kreislauf-Risiko besser zu verstehen und gegebenenfalls gezielt gegenzusteuern. Die Bedeutung der Abkürzung sollte immer im Gesamtzusammenhang betrachtet werden – im Zweifel hilft ein Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt, um die Werte richtig einzuordnen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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