Neer ist ein Begriff aus der Orthopädie und Unfallchirurgie, der meist im Zusammenhang mit Schulterverletzungen und deren Einteilung verwendet wird. Konkret beschreibt er ein Klassifikationssystem, das hilft, Brüche des Oberarmkopfes – also des sogenannten Humeruskopfes – genauer zu benennen und zu bewerten.
Woher stammt der Begriff?
Der Ausdruck geht auf den amerikanischen Orthopäden Charles S. Neer zurück, der sich intensiv mit Erkrankungen und Verletzungen der Schulter beschäftigt hat. Das von ihm entwickelte „Neer-System“ dient dazu, Brüche im Bereich des Oberarmkopfes (medizinisch: proximale Humerusfraktur) nach ihrer Schwere und ihrem Verlauf zu unterteilen. So kann in Arztbriefen oder Befunden zum Beispiel stehen: „Fraktur nach Neer Typ II“ oder „Neer-Klassifikation: 3-teilig“.
Was bedeutet das für die Diagnose?
Wenn im Befund das Wort Neer auftaucht, bezieht sich das fast immer auf die Einteilung von Schulterbrüchen. Das System unterscheidet, wie viele Teile des Knochens bei einem Bruch verschoben oder betroffen sind. Die Zahl der Teile – zum Beispiel „2-teilig“, „3-teilig“ oder „4-teilig“ – gibt an, wie komplex die Fraktur ist. Je mehr Teile verschoben sind, desto aufwendiger kann die Behandlung werden.
Manchmal liest man auch von einer „Neer-Läsion“ oder einem „Neer-Test“. Dabei handelt es sich um andere Begriffe, die ebenfalls auf Charles Neer zurückgehen. Der „Neer-Test“ ist ein Untersuchungsverfahren, das dabei hilft, ein sogenanntes Impingement Syndrom der Schulter zu erkennen. Hierbei wird geprüft, ob Sehnen oder Schleimbeutel im Schultergelenk eingeengt sind und dadurch Schmerzen verursachen.
Wann ist das wichtig?
Die Einteilung nach Neer spielt vor allem dann eine Rolle, wenn es um die weitere Behandlung eines Bruchs im Schulterbereich geht. Sie hilft Ärztinnen und Ärzten, zu entscheiden, ob ein Bruch eher unkompliziert ist und konservativ – also ohne Operation – behandelt werden kann, oder ob eine Operation notwendig wird. Die genaue Bezeichnung, etwa „Neer 2-teilig“ oder „Neer 4-teilig“, sagt also etwas über die Schwere und Komplexität des Bruchs aus.
Auch im Zusammenhang mit dem Impingement der Schulter taucht der Name auf. Der „Neer-Test“ ist dabei ein einfacher Handgriff, der Hinweise auf eine Einklemmung von Sehnen im Schultergelenk geben kann.
Was bedeutet das für dich?
Steht im Befund zum Beispiel „Humeruskopffraktur nach Neer 2-teilig“, bedeutet das, dass der Oberarmkopf an zwei Stellen gebrochen ist, die Bruchstücke aber meist noch relativ stabil liegen. In solchen Fällen reicht oft eine Ruhigstellung mit einer Schlinge und gezielte Physiotherapie. Bei komplexeren Brüchen – etwa „Neer 3-teilig“ oder „Neer 4-teilig“ – kann eine Operation notwendig sein, um die Knochen wieder in die richtige Position zu bringen.
Taucht der Begriff Neer im Zusammenhang mit einem Test auf, wurde vermutlich geprüft, ob ein Impingement der Schulter vorliegt. Das ist eine häufige Ursache für Schulterschmerzen, bei der Sehnen oder Schleimbeutel zwischen Knochen eingeengt werden. Auch dazu findest du weitere Informationen im Artikel zum Impingement Syndrom.
Verschiedene Bedeutungen von Neer
Der Begriff kann also mehrere Dinge meinen: Zum einen die Einteilung von Oberarmkopfbrüchen, zum anderen einen Test zur Untersuchung der Schulter. In seltenen Fällen findet sich „Neer“ auch als Namensbestandteil bei anderen schulterspezifischen Begriffen. Entscheidend ist immer der Zusammenhang, in dem das Wort im Befund oder Arztbrief steht. Nur so lässt sich genau sagen, was gemeint ist.
Wenn Unsicherheit besteht, lohnt sich ein Blick auf die genaue Formulierung im Text oder ein kurzes Nachfragen beim behandelnden Arzt oder der Ärztin.