Myom – Wenn Tumore dennoch Sorgen bereiten

Myom – Wenn Tumore dennoch Sorgen bereiten

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein Myom ist ein gutartiger Tumor der Gebärmutter, der aus Muskelzellen entsteht. In der Fachsprache spricht man auch von Uterusmyomen oder Leiomyomen. Sie gehören zu den häufigsten gutartigen Veränderungen der Gebärmutter: Etwa 20–40 % aller Frauen im gebärfähigen Alter entwickeln Myome, wobei die Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt. Viele Betroffene wissen zunächst gar nichts von ihrem Myom, da es oft keine Beschwerden verursacht.

Wie entstehen Myome?

Die genauen Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Klar ist jedoch, dass weibliche Geschlechtshormone, vor allem Östrogen und Progesteron, eine zentrale Rolle spielen. Solange der Hormonspiegel hoch ist – also zwischen Pubertät und Wechseljahren – können Myome wachsen. Mit den Wechseljahren und dem Absinken der Hormone schrumpfen viele Myome oder verschwinden sogar von allein.

Myome entstehen in der Regel in der Muskulatur der Gebärmutterwand, können aber auch an der Oberfläche oder in Richtung der Gebärmutterschleimhaut wachsen. Je nach Lage und Größe unterscheidet man:

  • Intramurale Myome (in der Muskelwand, am häufigsten)

  • Submuköse Myome (zur Gebärmutterschleimhaut hin, oft mit starken Blutungen verbunden)

  • Subseröse Myome (nach außen wachsend, können Druck auf Organe ausüben)

Besonders genetische Faktoren scheinen das Risiko zu erhöhen: Hat die Mutter oder Schwester Myome, steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich, selbst betroffen zu sein.

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Welche Beschwerden können auftreten?

Etwa 50 % der Frauen mit Myomen haben keinerlei Beschwerden und erfahren erst durch eine Routineuntersuchung davon. Viele Frauen erfahren erst durch eine Ultraschalluntersuchung beim Frauenarzt davon. Andere wiederum berichten von verstärkten oder verlängerten Monatsblutungen, die manchmal sogar zu Blutarmut führen können. Auch Druckgefühle im Unterbauch, ein häufiger Harndrang oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind möglich, wenn das Myom auf benachbarte Organe drückt.

Manche Myome wachsen so, dass sie die Form oder Größe der Gebärmutter verändern. Das kann in seltenen Fällen zu Problemen bei einem Kinderwunsch führen, etwa weil die Einnistung einer befruchteten Eizelle erschwert wird. Sehr große Myome können auch Schmerzen verursachen, vor allem, wenn sie sich verdrehen oder nicht mehr ausreichend durchblutet werden.

Ist ein Myom gefährlich?

Die wichtigste Information: Myome sind fast immer gutartig. Nur in unter 1 % der Fälle entwickelt sich aus einem Myom ein bösartiger Tumor (Leiomyosarkom). Myome bilden keine Metastasen und breiten sich nicht auf andere Organe aus.

Gefährlich sind Myome in der Regel nicht – belastend können sie aber sehr wohl sein. Besonders starke Blutungen, chronische Schmerzen oder Einschränkungen beim Kinderwunsch erfordern ärztliche Abklärung und gegebenenfalls eine Behandlung.

Behandlungsmöglichkeiten bei Myomen

Medikamentöse Behandlung

Wenn ein Myom Beschwerden wie starke Blutungen oder Schmerzen verursacht, kann zunächst eine medikamentöse Therapie versucht werden. Hier spielen vor allem hormonelle Präparate eine Rolle. Gestagene oder spezielle Hormonspiralen wirken direkt auf die Gebärmutterschleimhaut und verringern die Blutungen. Auch sogenannte GnRH-Analoga können eingesetzt werden. Sie versetzen den Körper künstlich in eine Art „Übergangsmenopause“ und führen dazu, dass Myome schrumpfen. Diese Therapie wird meist zeitlich begrenzt angewendet, etwa vor einer Operation oder wenn Beschwerden vorübergehend gelindert werden sollen. Zusätzlich können entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac die Symptome während der Periode abschwächen.

Nicht-operative Verfahren

Eine weitere Möglichkeit ist die Myomembolisation, ein minimalinvasives Verfahren, bei dem die Blutgefäße, die das Myom versorgen, gezielt verschlossen werden. Dadurch wird das Myom von innen heraus verkleinert. Viele Patientinnen berichten danach über deutlich schwächere Blutungen und weniger Schmerzen. Eine noch modernere Methode ist der fokussierte Ultraschall (MRgFUS), bei dem die Myome mithilfe gebündelter Ultraschallwellen erhitzt und zerstört werden. Beide Verfahren kommen ohne große Operation aus und sind besonders für Frauen interessant, die ihre Gebärmutter erhalten möchten.

Operative Verfahren

Wenn Myome sehr groß sind, schnell wachsen oder die Lebensqualität massiv einschränken, kann eine Operation notwendig werden. Bei einer Myomektomie wird das Myom gezielt entfernt, während die Gebärmutter erhalten bleibt – ein wichtiger Aspekt für Frauen mit Kinderwunsch. In schwereren Fällen, etwa bei zahlreichen oder sehr großen Myomen, kann eine Hysterektomie, also die Entfernung der gesamten Gebärmutter, erwogen werden. Dieser Schritt wird jedoch nur dann empfohlen, wenn andere Behandlungen keine Aussicht auf Erfolg haben oder die Beschwerden außergewöhnlich stark sind.

Myome und Kinderwunsch

Nicht jedes Myom beeinflusst die Fruchtbarkeit. Vor allem submuköse Myome, die in die Gebärmutterhöhle hineinragen, können die Einnistung eines Embryos erschweren oder zu Fehlgeburten führen. Deshalb wird in solchen Fällen häufig eine gezielte Entfernung empfohlen, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu verbessern.

Was tun, wenn ein Myom festgestellt wurde?

Ein Myom ist in vielen Fällen kein Grund zur Panik, kann den Alltag aber je nach Beschwerden beeinflussen. Wer unter starken Monatsblutungen leidet, sollte besonders auf eine eisenreiche Ernährung achten, um einer Blutarmut vorzubeugen. Lebensmittel wie rotes Fleisch, Hülsenfrüchte, grünes Gemüse oder Nüsse können dazu beitragen, den Eisenhaushalt stabil zu halten. Ärztlich verordnete Eisenpräparate sind in manchen Fällen ebenfalls sinnvoll.

Auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Frauenarzt sind wichtig, um die Größe und Entwicklung des Myoms zu beobachten. Viele Ärztinnen und Ärzte empfehlen, mindestens einmal im Jahr einen Ultraschall durchführen zu lassen – bei auffälligen Beschwerden auch häufiger.

Im Alltag hat sich bewährt, ein Menstruationstagebuch zu führen. Wer Stärke und Dauer der Blutungen dokumentiert, kann Veränderungen schneller erkennen und diese beim Arztbesuch gezielt ansprechen.

Nicht zuletzt spielt Bewegung eine wichtige Rolle. Sanfte Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Yoga fördern die Durchblutung, stärken die Muskulatur und können Unterbauchbeschwerden lindern. Gleichzeitig sollten extreme Belastungen oder sehr starke Pressübungen gemieden werden, wenn sie Beschwerden verstärken.

Auch die psychische Belastung sollte nicht unterschätzt werden. Viele Frauen sind durch häufige Blutungen oder Schmerzen verunsichert. Gespräche mit der behandelnden Ärztin, mit Partnern oder auch in Selbsthilfegruppen helfen, Ängste abzubauen und mehr Sicherheit im Umgang mit der Diagnose zu gewinnen.

Wissenschaftliche Quellen

  • Stewart EA. Uterine fibroids. Lancet. 2001;357(9252):293–298. doi: 10.1016/S0140-6736(00)03622-9

  • Bulun SE. Uterine fibroids. N Engl J Med. 2013;369(14):1344–1355. doi: 10.1056/NEJMra1209993

  • Baird DD, Dunson DB, Hill MC, Cousins D, Schectman JM. High cumulative incidence of uterine leiomyoma in black and white women: ultrasound evidence. Am J Obstet Gynecol. 2003;188(1):100–107. doi: 10.1067/mob.2003.99

  • Manyonda IT, Bratby M, Horst JS, et al. Uterine-Artery Embolization or Myomectomy for Uterine Fibroids. N Engl J Med. 2020;383(5):440–451. doi: 10.1056/NEJMoa1914735

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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