Myokardischämie verstehen und Risiken mindern

Myokardischämie verstehen und Risiken mindern

31.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Myokardischämie bedeutet, dass der Herzmuskel, das sogenannte Myokard, nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, weil der Blutfluss in den Herzkranzgefäßen gestört ist.

Was passiert bei einer Durchblutungsstörung am Herzen?

Das Herz ist auf eine ständige Versorgung mit sauerstoffreichem Blut angewiesen, damit es kräftig pumpen kann. Die Herzkranzgefäße, auch Koronararterien genannt, übernehmen diese Aufgabe. Kommt es zu einer Verengung oder sogar einem teilweisen Verschluss dieser Gefäße, gelangt weniger Sauerstoff zum Herzmuskel. Genau das bezeichnet man als Myokardischämie. Die Folge: Das Herz bekommt nicht mehr genug Sauerstoff, um optimal zu arbeiten.

Oft entsteht eine solche Durchblutungsstörung durch Ablagerungen an den Gefäßwänden, die sich im Laufe der Jahre bilden können. Diese Ablagerungen bestehen meist aus Fett, Kalk und Bindegewebe. Sie engen das Gefäß ein, ähnlich wie ein verstopftes Wasserrohr, und behindern so den Blutfluss. Wird der Sauerstoffmangel zu groß, kann das Herzgewebe Schaden nehmen.

Mehr zum Aufbau und zur Funktion des Herzmuskels findest du unter Myokard.

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Welche Beschwerden können auftreten?

Eine Myokardischämie bleibt nicht immer unbemerkt. Häufig macht sie sich durch ein Engegefühl oder Schmerzen in der Brust bemerkbar, die unter Belastung auftreten und bei Ruhe wieder nachlassen. Dieses Symptom wird oft als „Angina pectoris“ bezeichnet. Manche verspüren auch Atemnot, Schwäche oder ein Druckgefühl hinter dem Brustbein. Es gibt aber auch stille Formen, bei denen keine typischen Beschwerden auftreten, besonders bei älteren Menschen oder bei Diabetes.

Treten die Beschwerden plötzlich, stark und anhaltend auf, kann das auf einen Herzinfarkt hindeuten. Dann handelt es sich um einen akuten Notfall, bei dem schnell gehandelt werden muss.

Ist eine Myokardischämie gefährlich?

Die Frage, wie schlimm eine Myokardischämie ist, beschäftigt viele. Tatsächlich kann eine anhaltende oder wiederkehrende Durchblutungsstörung am Herzen ernsthafte Folgen haben. Je nachdem, wie stark und wie lange der Sauerstoffmangel besteht, kann Herzgewebe dauerhaft geschädigt werden. Das Risiko für einen Herzinfarkt steigt, wenn die Durchblutung immer wieder gestört ist.

Aber: Eine frühzeitig erkannte Myokardischämie lässt sich oft gut behandeln. Viele Menschen leben nach der Diagnose noch viele Jahre beschwerdefrei, wenn sie die empfohlenen Maßnahmen umsetzen. Die Angst vor bleibenden Schäden ist verständlich, doch mit moderner Medizin und gezielter Therapie lassen sich viele Risiken deutlich senken.

Wie wird eine Myokardischämie festgestellt?

Um festzustellen, ob eine Durchblutungsstörung des Herzens vorliegt, gibt es verschiedene Untersuchungen. Ein EKG (Elektrokardiogramm) kann Hinweise liefern, vor allem wenn es unter Belastung durchgeführt wird. Auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall (Echokardiografie), eine Herzkatheter-Untersuchung oder spezielle Belastungstests helfen dabei, die Durchblutung des Herzmuskels zu beurteilen.

Manchmal werden auch Laborwerte bestimmt, um Hinweise auf einen Sauerstoffmangel oder eine Schädigung des Herzmuskels zu finden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung richtet sich danach, wie ausgeprägt die Durchblutungsstörung ist und welche Beschwerden bestehen. Häufig wird zunächst versucht, die Risikofaktoren zu senken. Dazu gehört, den Blutdruck und die Blutfettwerte zu kontrollieren, das Rauchen aufzugeben und sich mehr zu bewegen. Medikamente wie Blutverdünner, sogenannte Betablocker oder Mittel zur Gefäßerweiterung können helfen, das Herz zu entlasten und die Durchblutung zu verbessern.

Wenn die Verengung in den Herzkranzgefäßen sehr ausgeprägt ist, kann ein Eingriff notwendig werden. Dabei werden zum Beispiel mit einem kleinen Ballon die Gefäße erweitert und manchmal eine Gefäßstütze (Stent) eingesetzt. In manchen Fällen ist auch eine Bypass-Operation nötig, bei der das Blut über eine Umleitung an der Engstelle vorbeigeführt wird.

Was kann selbst getan werden?

Vieles liegt in der eigenen Hand: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden von Stress sind wichtige Bausteine, um das Herz zu stärken. Wer auf Nikotin verzichtet und Übergewicht reduziert, tut seinem Herzen ebenfalls einen großen Gefallen. Regelmäßige Kontrollen beim Arzt helfen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Typische Sorgen und wie damit umgehen

Die Diagnose Myokardischämie löst bei vielen Unsicherheit oder Angst aus. Fragen tauchen auf wie: „Muss ich mich schonen?“, „Darf ich Sport machen?“ oder „Wie hoch ist mein Risiko für einen Herzinfarkt?“ Es ist verständlich, dass solche Gedanken beunruhigen. Wichtig ist, sich nicht von Angst lähmen zu lassen, sondern die Möglichkeiten zur Verbesserung der Herzgesundheit aktiv zu nutzen. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte unterstützen dabei, die individuell richtige Balance zwischen Aktivität und Schonung zu finden.

Mit einer guten Behandlung und einem bewussten Lebensstil lässt sich das Risiko für Komplikationen deutlich verringern. Wer Fragen oder Sorgen hat, sollte sie offen ansprechen – so können Unsicherheiten geklärt und gemeinsam Lösungen gefunden werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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