Der Musculus adductor longus ist ein langer Muskel an der Innenseite des Oberschenkels, der vor allem dafür sorgt, dass das Bein zur Körpermitte herangezogen werden kann.
Aufbau und Lage im Körper
Im menschlichen Körper gibt es zahlreiche Muskeln, die gemeinsam für Bewegung und Stabilität sorgen. Der Musculus adductor longus zählt zu den sogenannten Adduktoren. Diese Muskelgruppe liegt an der Innenseite des Oberschenkels. Der Name stammt aus dem Lateinischen: „adducere“ bedeutet „heranführen“ oder „heranziehen“, „longus“ steht für „lang“. Zusammengefasst beschreibt der Begriff also den „langen Heranführer-Muskel“.
Der Muskel entspringt am Schambein, genauer gesagt am oberen Ast des Schambeins, und verläuft schräg nach unten zur Mitte des Oberschenkels. Dort setzt er an der sogenannten Linea aspera am Oberschenkelknochen an. Zwischen Haut und Musculus adductor longus liegen weitere Muskeln, Blutgefäße und Nerven, die gemeinsam für die Funktion und Versorgung des Beins sorgen.
Welche Aufgaben übernimmt dieser Muskel?
Die wichtigste Aufgabe des Musculus adductor longus besteht darin, das Bein zur Körpermitte zu führen. Das ist zum Beispiel beim Überkreuzen der Beine, beim Radfahren oder beim Zusammenpressen der Oberschenkel spürbar. Zusätzlich unterstützt er Bewegungen wie das Anwinkeln des Beins im Hüftgelenk und hilft dabei, das Becken zu stabilisieren, etwa beim Stehen auf einem Bein.
Im Alltag wird dieser Muskel oft unbewusst genutzt: Beim Gehen, Laufen, Treppensteigen oder sogar beim Sitzen sorgt er mit dafür, dass die Beine kontrolliert bewegt werden können. Auch sportliche Aktivitäten wie Fußball, Eishockey oder Ballett beanspruchen die Adduktoren besonders stark.
Mögliche Beschwerden im Bereich des Musculus adductor longus
Obwohl der Musculus adductor longus selbst keine Krankheit ist, kann er bei Überlastung, bestimmten Sportarten oder plötzlichen Bewegungen schmerzen oder sogar verletzt werden. Besonders häufig betroffen sind Sportlerinnen und Sportler, die schnelle Richtungswechsel oder kräftige Schüsse ausführen. In solchen Fällen kann es zu einer Zerrung oder sogar zu einem Muskelfaserriss kommen.
Typische Anzeichen sind Schmerzen an der Innenseite des Oberschenkels, die beim Zusammenpressen der Beine oder beim Dehnen stärker werden. Auch ein Ziehen oder Brennen im Bereich des Schambeins kann auf eine Überbeanspruchung hindeuten. Bei langanhaltenden oder sehr starken Beschwerden sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen, um andere Ursachen auszuschließen.
Bedeutung in medizinischen Befunden
In Arztbriefen, Operationsberichten oder radiologischen Befunden taucht der Begriff Musculus adductor longus häufig auf, wenn zum Beispiel eine Verletzung, eine Entzündung oder eine Veränderung beschrieben wird. Manchmal wird auch von einer „Adduktorenproblematik“ oder einer „Adduktorenzerrung“ gesprochen, was meist den Musculus adductor longus und benachbarte Muskeln betrifft.
Wird der Muskel im Befund erwähnt, ist damit in der Regel die genaue Lokalisation von Schmerzen, einer Verletzung oder einer anderen Auffälligkeit gemeint. Ohne weitere Hinweise auf eine Erkrankung oder Verletzung besteht jedoch kein Grund zur Sorge.
Was kann man selbst für gesunde Adduktoren tun?
Regelmäßige Bewegung, gezieltes Dehnen und Kräftigungsübungen helfen, die Muskulatur an der Oberschenkelinnenseite stabil und elastisch zu halten. Wer viel Sport treibt, sollte sich vor dem Training aufwärmen und nach intensiven Belastungen auf Warnsignale wie Ziehen oder Schmerzen achten. Bei Überlastung empfiehlt sich eine Pause, bei anhaltenden Beschwerden ist der Gang zum Arzt ratsam.
Im Alltag genügt es meist, auf eine ausgewogene Belastung zu achten und die Beinmuskulatur nicht einseitig zu beanspruchen. Wer zum Beispiel viel sitzt, kann durch leichte Dehnübungen oder kurze Spaziergänge Verspannungen vorbeugen.
Zusammengefasst
Der Musculus adductor longus ist ein wichtiger Muskel an der Oberschenkelinnenseite, der das Bein zur Körpermitte zieht und an vielen alltäglichen Bewegungen beteiligt ist. Beschwerden entstehen meist durch Überlastung oder Verletzungen, besonders bei sportlicher Aktivität. In medizinischen Befunden beschreibt der Begriff vor allem die Lage oder Funktion, ohne dass automatisch eine Erkrankung vorliegen muss.