Magenentleerungsstörung – Wenn der Magen streikt

Magenentleerungsstörung – Wenn der Magen streikt

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Magenentleerungsstörung bezeichnet eine Situation, in der der Magen die aufgenommene Nahrung nur verzögert oder unvollständig in den Dünndarm weiterleitet.

Was passiert bei einer Magenentleerungsstörung?

Normalerweise sorgt der Magen dafür, dass Speisen nach und nach in kleinen Portionen an den Dünndarm abgegeben werden. Dabei arbeitet die Muskulatur der Magenwand wie eine Art Pumpe, die den Nahrungsbrei weitertransportiert. Bei einer Magenentleerungsstörung funktioniert dieser Transportmechanismus nicht richtig. Das kann bedeuten, dass die Nahrung zu lange im Magen bleibt oder der Weitertransport nur sehr langsam abläuft.

Die Fachwelt spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „Gastroparese“, wenn die Ursache nicht durch eine sichtbare Blockade, sondern durch eine gestörte Magenbewegung bedingt ist. Es gibt aber auch andere Formen, bei denen etwa Narben, Tumore oder Vernarbungen den Ausgang des Magens verengen und so die Entleerung behindern.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Woran lässt sich eine Magenentleerungsstörung erkennen?

Typische Beschwerden, die mit einer verzögerten Magenentleerung einhergehen, sind Völlegefühl, Übelkeit, frühes Sättigungsgefühl und manchmal auch Erbrechen – vor allem nach dem Essen. Viele Menschen berichten, dass sie schon nach kleinen Portionen das Gefühl haben, „voll“ zu sein. Häufig kommt es zu einem unangenehmen Druck im Oberbauch oder zu Blähungen. Manche Betroffene nehmen ungewollt ab, weil sie weniger essen können.

Nicht immer sind die Symptome eindeutig. Gerade zu Beginn können sie unspezifisch sein und auch bei anderen Erkrankungen des Verdauungstrakts auftreten. Deshalb ist es wichtig, die Ursache ärztlich abklären zu lassen, wenn solche Beschwerden länger anhalten.

Mögliche Ursachen einer gestörten Magenentleerung

Eine Magenentleerungsstörung kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Besonders häufig tritt sie als Folge von Nervenschäden auf – zum Beispiel bei Menschen mit Diabetes mellitus. Hier können die feinen Nerven, die die Magenbewegung steuern, durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte beeinträchtigt werden.

Auch nach bestimmten Operationen am Magen oder nach schweren Infektionen kann sich die Muskulatur des Magens verändern. In seltenen Fällen lösen Medikamente – etwa starke Schmerzmittel, sogenannte Opiate – eine verlangsamte Entleerung aus. Manchmal findet sich aber auch gar keine klare Ursache. Dann sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer sogenannten „idiopathischen Gastroparese“.

Ist eine Magenentleerungsstörung gefährlich?

Viele Menschen fragen sich, ob eine gestörte Magenentleerung bedrohlich ist. Grundsätzlich hängt die Schwere der Beschwerden sehr vom Ausmaß der Störung ab. Leichte Formen verursachen oft nur gelegentliches Völlegefühl oder Unwohlsein. In schwereren Fällen kann es jedoch zu deutlichem Gewichtsverlust, Mangelernährung oder sogar zu einer Austrocknung kommen, wenn die Nahrungsaufnahme stark eingeschränkt ist.

Eine Magenentleerungsstörung ist also nicht immer „schlimm“, sollte aber immer ernst genommen und ärztlich begleitet werden. Je nach Ursache und Ausprägung lässt sich meist eine passende Behandlung finden, um die Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu vermeiden.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Um herauszufinden, ob tatsächlich eine Störung der Magenentleerung vorliegt, gibt es verschiedene Untersuchungsmethoden. Häufig wird zunächst eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durchgeführt, um andere Ursachen wie Geschwüre oder Tumore auszuschließen. Eine spezielle Untersuchung ist die sogenannte „Szintigraphie der Magenentleerung“. Dabei wird nach einer markierten Testmahlzeit mithilfe einer schwachen radioaktiven Substanz gemessen, wie schnell der Magen den Nahrungsbrei weiterleitet. Auch Ultraschall- oder Atemtests kommen gelegentlich zum Einsatz.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich vor allem nach der Ursache und dem Schweregrad der Beschwerden. Oft helfen schon einfache Maßnahmen wie mehrere kleine Mahlzeiten am Tag, leicht verdauliche Speisen und das Vermeiden von fettreichen oder sehr ballaststoffreichen Lebensmitteln. In manchen Fällen werden Medikamente eingesetzt, die die Beweglichkeit des Magens fördern. Diese sogenannten Prokinetika regen die Magenmuskulatur an und können den Weitertransport der Nahrung verbessern.

Wenn bestimmte Medikamente die Entleerungsstörung verursachen, kann es helfen, die Therapie umzustellen – natürlich immer in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. In sehr schweren Fällen, bei denen die normale Ernährung kaum noch möglich ist, kommen spezielle Ernährungslösungen zum Einsatz, die direkt in den Dünndarm gegeben werden.

Was tun, wenn die Diagnose beunruhigt?

Viele Menschen sind verunsichert, wenn sie zum ersten Mal von einer Magenentleerungsstörung erfahren. Fragen wie „Geht das wieder weg?“ oder „Kann ich noch normal essen?“ sind ganz normal. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lassen sich die Beschwerden durch Anpassungen im Alltag und gezielte Behandlung deutlich bessern. Wichtig ist, die eigene Ernährung und das Essverhalten gemeinsam mit Fachleuten zu besprechen und sich nicht zu scheuen, bei anhaltenden Beschwerden erneut ärztlichen Rat einzuholen.

Mit der richtigen Unterstützung und einer individuell angepassten Therapie bleibt die Lebensqualität meist erhalten – auch wenn der Magen manchmal etwas langsamer arbeitet als gewohnt.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen