Lipidapherese – Behandlung und Alltag

Lipidapherese – Behandlung und Alltag

14.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Lipidapherese ist ein spezielles medizinisches Verfahren, bei dem bestimmte Blutfette – vor allem Cholesterin oder sogenannte Triglyzeride – gezielt aus dem Blut entfernt werden, um das Risiko für schwere Herz- und Gefäßerkrankungen zu senken.

Was genau passiert bei einer Lipidapherese?

Bei dieser Therapie wird das Blut außerhalb des Körpers durch ein spezielles Filtersystem geleitet. Dort werden überschüssige Fette, wie das „schlechte“ LDL-Cholesterin, herausgefiltert, bevor das gereinigte Blut wieder zurückfließt. Die Behandlung erinnert in ihrer Technik an eine Dialyse, wie sie von Menschen mit Nierenerkrankungen bekannt ist. Die Lipidapherese kommt aber nur dann zum Einsatz, wenn andere Maßnahmen – etwa Medikamente oder eine Ernährungsumstellung – nicht ausreichend wirken.

Das Ziel besteht darin, die Konzentration schädlicher Blutfette deutlich zu senken. Vor allem bei Menschen, die eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung (wie die familiäre Hypercholesterinämie) haben oder nach einem Herzinfarkt trotz maximaler Therapie weiterhin extrem hohe Cholesterinwerte aufweisen, kann diese Methode lebenswichtig sein.

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Für wen ist diese Behandlung gedacht?

Eine Lipidapherese wird nicht bei jedem erhöhten Cholesterinwert durchgeführt. Sie ist eine sehr gezielte Therapie, die vor allem dann in Betracht gezogen wird, wenn das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen besonders hoch ist. Das betrifft vor allem Menschen, bei denen Medikamente nicht ausreichen oder nicht vertragen werden, und die bereits Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen hatten.

Oft handelt es sich um Patientinnen und Patienten mit seltenen, erblichen Fettstoffwechselstörungen. Bei diesen Erkrankungen produziert der Körper von Geburt an zu viel „schlechtes“ Cholesterin, das sich in den Gefäßen ablagert und schon in jungen Jahren zu gefährlichen Verengungen führen kann. In solchen Fällen kann die regelmäßige Entfernung der Fette durch die Lipidapherese das Fortschreiten der Erkrankung bremsen und neue Komplikationen verhindern.

Wie läuft die Behandlung ab?

Die Lipidapherese findet meist einmal pro Woche oder alle zwei Wochen statt. Ein Termin dauert in der Regel zwei bis drei Stunden. Während der Behandlung wird Blut meist über eine Vene am Arm entnommen, in das Filtersystem geleitet und nach der Reinigung wieder zurückgeführt. Das Verfahren ist gut verträglich, erfordert aber eine gewisse Zeit und Geduld.

Vor und nach der Behandlung werden die Blutwerte kontrolliert, um den Erfolg zu überprüfen. Die meisten Menschen können nach der Therapie ihren gewohnten Alltag fortsetzen. Es ist jedoch wichtig, regelmäßig zu den Terminen zu erscheinen, da die Wirkung der Apherese zeitlich begrenzt ist und die Blutfettwerte zwischen den Sitzungen wieder ansteigen können.

Welche Sorgen gibt es rund um die Lipidapherese?

Viele fragen sich, ob eine Lipidapherese gefährlich ist oder ob der Eingriff schmerzhaft sein kann. Die Behandlung ist in der Regel gut verträglich und wird von erfahrenem Fachpersonal durchgeführt. Es kann zu leichten Nebenwirkungen wie einem Kältegefühl, Blutdruckschwankungen oder kleinen Blutergüssen an der Einstichstelle kommen. Schwere Komplikationen sind selten.

Eine andere Sorge betrifft die Dauer und Häufigkeit der Behandlung. Da die Lipidapherese regelmäßig wiederholt werden muss, bedeutet sie eine gewisse Belastung im Alltag. Für viele ist sie jedoch die einzige Möglichkeit, das Risiko für weitere Herzinfarkte oder Schlaganfälle deutlich zu senken.

Auch die Frage, ob die Lipidapherese „für immer“ notwendig ist, beschäftigt viele. In den meisten Fällen bleibt die Grunderkrankung – also die genetische Fettstoffwechselstörung – bestehen. Das bedeutet, dass die Therapie dauerhaft fortgeführt werden muss, solange keine anderen wirksamen Alternativen zur Verfügung stehen.

Welche Alternativen oder ergänzenden Maßnahmen gibt es?

Vor Beginn einer Lipidapherese wird immer versucht, die Blutfettwerte durch andere Maßnahmen zu senken. Dazu gehören eine fettbewusste Ernährung, ausreichend Bewegung und Medikamente wie Statine oder neuere Wirkstoffe (PCSK9-Hemmer). Erst wenn all das nicht ausreicht oder nicht vertragen wird, kommt die Apherese zum Einsatz.

Manchmal können zusätzliche Therapien helfen, die Zeitabstände zwischen den Behandlungen zu verlängern. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte prüfen gemeinsam, welche Möglichkeiten im Einzelfall bestehen.

Wer sich näher für den Ablauf ähnlicher Verfahren interessiert, findet weitere Informationen zum Thema Plasmapherese, bei der ebenfalls Bestandteile aus dem Blut gefiltert werden.

Was bedeutet das für das Leben mit einer Lipidapherese?

Mit einer regelmäßigen Lipidapherese lässt sich das Risiko für schwere Gefäßschäden deutlich senken. Viele Menschen berichten, dass sie sich nach der Behandlung leistungsfähiger fühlen oder weniger Beschwerden haben. Der Alltag kann meist wie gewohnt weitergehen, auch Sport und Reisen sind mit etwas Planung möglich.

Wichtig ist, die Termine zuverlässig wahrzunehmen und auf eine herzgesunde Lebensweise zu achten. Die Therapie ist zwar aufwendig, aber für viele die entscheidende Maßnahme, um das eigene Herz und die Gefäße zu schützen.

Die Lipidapherese ist damit eine wirkungsvolle, wenn auch selten angewandte Therapie – vor allem für Menschen mit besonders schwerwiegenden Fettstoffwechselstörungen, bei denen andere Mittel nicht ausreichen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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