Kardiomyopathie – Was schwächt das Herz?

Kardiomyopathie – Was schwächt das Herz?

01.12.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Kardiomyopathie bezeichnet eine Erkrankung des Herzmuskels, bei der das Herz in seiner Funktion und Struktur verändert ist und dadurch das Blut nicht mehr so kraftvoll oder effizient durch den Körper pumpen kann wie bei einem gesunden Herzen.

Was genau passiert bei einer Kardiomyopathie?

Das Herz besteht aus kräftigem Muskelgewebe, das bei jedem Herzschlag Blut durch den Körper presst. Bei einer Kardiomyopathie ist dieses Muskelgewebe krankhaft verändert. Das kann bedeuten, dass die Herzwand dicker oder dünner wird, das Herz sich ausdehnt oder versteift oder die Beweglichkeit der Herzmuskelfasern eingeschränkt ist. Je nach Form der Kardiomyopathie kann das Herz zu schwach werden, um genügend Blut in den Kreislauf zu pumpen, oder es kommt zu Herzrhythmusstörungen.

Es gibt verschiedene Typen dieser Erkrankung. Die häufigsten sind die dilatative Kardiomyopathie, bei der sich das Herz vergrößert und an Kraft verliert, die hypertrophe Kardiomyopathie, bei der die Herzwand verdickt ist, und die restriktive Kardiomyopathie, bei der das Herz steif wird und sich nicht mehr richtig mit Blut füllen kann. Seltener gibt es noch die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie, bei der sich vor allem die rechte Herzkammer verändert.

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Ursachen und Risikofaktoren

Die Gründe für eine Kardiomyopathie sind vielfältig. Häufig spielen genetische Faktoren eine Rolle, das heißt, die Erkrankung kann vererbt werden. Bei der hypertrophen Form ist das besonders oft der Fall. Aber auch Infektionen, zum Beispiel durch Viren, können den Herzmuskel schädigen. Alkoholmissbrauch, bestimmte Medikamente, Stoffwechselstörungen oder Autoimmunerkrankungen zählen ebenfalls zu den möglichen Auslösern.

In manchen Fällen bleibt die Ursache unklar, das nennt sich dann idiopathische Kardiomyopathie. Es gibt außerdem Formen, die im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck auftreten.

Symptome: Woran lässt sich eine Kardiomyopathie erkennen?

Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein und hängen davon ab, wie stark das Herz bereits betroffen ist. Zu Beginn bemerken viele Menschen oft gar keine Symptome. Erst im Verlauf treten Anzeichen wie Atemnot bei Belastung, schnelle Erschöpfung, Herzklopfen oder Herzrasen auf. Manche berichten über Schwindel, Ohnmachtsanfälle oder geschwollene Beine. In schweren Fällen kann es zu Wasseransammlungen in der Lunge oder im Bauchraum kommen.

Herzrhythmusstörungen sind bei einigen Formen typisch und können sich durch Aussetzer oder ein Stolpern des Herzens bemerkbar machen. Bei jungen Menschen ist die hypertrophe Kardiomyopathie manchmal sogar die Ursache für plötzliche Ohnmachtsanfälle beim Sport.

Ist eine Kardiomyopathie gefährlich?

Viele Betroffene sind zunächst sehr verunsichert, wenn sie diese Diagnose lesen. Die Angst vor einem plötzlichen Herztod, Herzversagen oder einer drastischen Einschränkung im Alltag ist groß. Tatsächlich hängt das Risiko stark von der jeweiligen Form, dem Schweregrad und den Begleiterkrankungen ab. Manche Menschen leben viele Jahre mit nur leichten Beschwerden, andere benötigen eine intensive medizinische Betreuung.

Ein erhöhtes Risiko besteht besonders dann, wenn das Herz bereits stark geschwächt ist oder gefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten. Auch eine familiäre Häufung kann ein Hinweis auf ein erhöhtes Risiko sein. Wichtig ist, die Erkrankung ernst zu nehmen und regelmäßig kontrollieren zu lassen, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Wie wird eine Kardiomyopathie festgestellt?

Die Diagnose beginnt meist mit einem Gespräch über die Beschwerden und die Krankengeschichte. Ein EKG zeigt, ob Herzrhythmusstörungen vorliegen. Eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) liefert wichtige Hinweise auf die Form und Funktion des Herzmuskels. In manchen Fällen werden auch ein MRT des Herzens oder eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt, um die Diagnose abzusichern.

Blutuntersuchungen helfen, andere Ursachen auszuschließen oder Hinweise auf Entzündungen zu finden. Wenn ein Verdacht auf eine genetische Form besteht, kann eine genetische Beratung und Testung sinnvoll sein.

Behandlungsmöglichkeiten und was du selbst tun kannst

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Kardiomyopathie. Ziel ist es, die Herzfunktion zu stabilisieren, Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu verhindern. Häufig werden Medikamente eingesetzt, die das Herz entlasten, den Blutdruck senken oder Herzrhythmusstörungen vorbeugen. Dazu gehören zum Beispiel Betablocker, ACE Hemmer oder Entwässerungstabletten.

Bei schweren Verläufen kommen spezielle Schrittmacher oder Defibrillatoren zum Einsatz, die das Herz vor gefährlichen Rhythmusstörungen schützen. In sehr seltenen Fällen, wenn die Herzleistung trotz aller Maßnahmen nicht ausreicht, kann eine Herztransplantation notwendig werden.

Ein gesunder Lebensstil spielt eine wichtige Rolle. Regelmäßige Bewegung, angepasst an die Belastbarkeit, eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Alkohol oder Nikotin unterstützen das Herz. Wichtig ist, Übergewicht zu vermeiden und den Blutdruck gut einzustellen. Bei genetischen Formen kann es sinnvoll sein, auch Familienmitglieder untersuchen zu lassen.

Leben mit der Diagnose

Mit einer Kardiomyopathie lässt sich in vielen Fällen ein weitgehend normales Leben führen, wenn regelmäßige Kontrollen eingehalten und die Therapie gut abgestimmt wird. Es ist hilfreich, Warnzeichen wie zunehmende Luftnot, plötzliche Gewichtszunahme oder neue Herzrhythmusstörungen ernst zu nehmen und frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen.

Viele Menschen fragen sich, ob Sport erlaubt ist. Die Antwort hängt von der Form und dem Schweregrad ab. In der Regel ist moderate Bewegung unter ärztlicher Kontrolle förderlich, Leistungssport oder extreme Belastungen sollten aber vermieden werden.

Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann entlasten und Mut machen. Es gibt Selbsthilfegruppen, die Informationen und Unterstützung bieten.

Zusammengefasst

Kardiomyopathie steht für eine Erkrankung des Herzmuskels, die unterschiedlich verlaufen kann. Sie ist nicht immer sofort gefährlich, erfordert aber Aufmerksamkeit und eine gute medizinische Begleitung. Mit der richtigen Behandlung und einem bewussten Lebensstil sind die Chancen gut, dass der Alltag weiterhin bewältigt werden kann.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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